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1) Traktoren und Landmaschinen
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Das
Saarland war zu keiner Zeit in der Lage, sich selbst ausreichend mit
landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu versorgen. Während es heute (2018)
bei uns nur noch etwa 1250 landwirtschaftliche Betriebe gibt, hatten
wir gegen Ende der Saarstaatzeit noch über 25 000 davon.
Diese benötigten natürlich u.a. eine große Anzahl von Zugmaschinen. Wir stellen hier einige Typen von Traktoren vor, die damals bei uns verwendet wurden.
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a) Fendt Dieselross
Der Traktor-Liebhaber Nils Heinen hat diesen Fendt Dieselross F24 LA im Jahr 2002 irgendwo in Nalbach im Freien gefunden. Das Foto zeigt den Traktor im Juli 1957
mit seinem
damaligen Besitzer, der seine
Landwirtschaft in Diefflen betrieb, wo sehr wahrscheinlich auch das
Foto aufgenommen wurde. Ausgeliefert wurde der Traktor durch die Firma Nikolaus Otto in
Beckingen. Der damalige Kaufpreis betrug genau 1.371.700 Frs. Der Luftfilter dieses
Traktors weist darauf hin, dass es sich dabei um eine Exportversion für Europa handelte. (Angaben von Nils Heinen)
Die Firma Xaver Fendt & Co. begann in den frühen 30er Jahren in der bayerischen Kreisstadt Marktoberdorf mit ihrer Traktorproduktion. Damals konnten
es sich allmählich auch kleine und mittlere bäuerliche Betriebe leisten, die Pferde durch Maschinen zu ersetzen. Die Fahrzeuge hatten einen Zweizylinder-Motor, einen stehenden Kühler und ein Vier-Gang-Getriebe.
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b) Lanz und Hanomag- Traktoren - hier beim Webenheimer Bauernfest 1957
Die Firma Fr. Brandenburger K.G. aus Brebach zeigte u.a. Traktoren der Fa. Heinrich Lanz AG, Mannheim. Der Bulldog-Diesel D 1616 mit 16 PS wurde ab 1956 gebaut (Foto rechts).
Er war der erste Volldiesel-Schlepper von Lanz und verfügte über einen
2,2-Liter-Motor mit einer Verdichtung von 12:1 und einer Vorglühanlage,
die die bisher notwendige Benzin-Anlassvor-
richtung entbehrlich machte. Die Fa. Lanz wurde 1960 in
"John-Deere-Lanz AG" umbenannt und produziert seit 1967 als "John Deere
Werke Mann- heim".
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Lanz Bulldog-Diesel D 1616
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Bild links:
Auch die Firma Maschinen-Neumann aus Saarlouis stellte beim Webenheimer
Bauernfest 1957 verschiedene Produkte vor, z.B. eine
Westfalia-Melkmaschine (sie ist rechts unten zu sehen). - Bild rechts: Es wurden auch Hanomag-Traktoren ausgestellt. Auf dem Foto ist ein 19-PS-Hanomag R 19 abgebildet. Dieser Typ wurde von 1953 bis 1957 gebaut. Diese vier Fotos: Karosseriewerke Schreiner, Saarbrücken.
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c) Drei weitere Lanz -Traktoren
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Oben: Landwirt Helmut Feld aus Walpershofen mit seinem Traktor bei der Heuernte. Er hat diesen LANZ D 2416 im April 1959 zum Preis von 1.550.300 Frs. von der Firma Heinrich Lanz in Mannheim gekauft. Er hat einen Einzylinder-Zweitaktdieselmotor
mit 2.617 cm³ Hubraum und leistet 24 PS bei 1050 U/min.
Foto: Oliver Feld, Freunde alter Traktoren und Landmaschinen Walpershofen
Bild oben rechts: der Lanz-Bulldog
des Landwirts Josef Oesch vom Grünbacher Hof in der Gemeinde Webenheim
bei Blieskastel. Er hatte ihn 1937 gekauft. Kurz vor dem Ende des
Krieges, im Herbst 1944, wurde er vom Militär beschlagnahmt. Im
darauffolgenden April machte sich Oesch auf die Suche nach seinem
Traktor. In Bruchhof (Stadtteil von Homburg) erhielt
er
einen Tipp von einem
Bewohner des Ortes, der ihn dort mit den Rädern nach oben liegend
entdeckt hatte. Für seinen Hinweis erhielt der Mann fünf Zentner Weizen
von Josef Oesch. 1954 verkaufte er den Traktor für etwa 700.000 Frs
(heute umgerechnet etwa 3.000 €). - Oeschs Sohn Hans sitzt am Steuer
des Bulldogs. Auf dem Anhänger stehen einige Personen, wahrscheinlich
weitere Mitglieder der Familie. Foto: Hans
Oesch
Rechts: Wilhelm Schäfer mit seinem Lanz Ackerluft- Bulldog 7506D 1957 in Remmesweiler. Foto: Walter Gisch
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d) FAHR - Generator - Schlepper HG 25 (hier mit Anhänger in Bischmisheim)
Dieses Foto wurde etwa 1950 am Raiffeisenhaus in der Kreuzstraße aufgenommen, dort, wo heute die Volksbank-Zweigstelle ist.
Die Landmaschinenfabrik FAHR
baute seit Ende der 30er Jahre in Gottmadingen (Kreis Konstanz) auch
Schlepper. Der hier gezeigte Typ HG 25 war während des Krieges ab 1942
gebaut worden. Er hatte einen Deutz- oder Güldner-Holzgasmotor und
einen Einheitsgenerator E 60.
Das Foto ist dem Buch der Geschichts- werkstatt "Bischmisheim in historischen Bildern" von 2005, Seite 60, entnommen.
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e) Eicher-Diesel-Traktoren
Auf einer Ausstellung (wahrscheinlich Saar-Messe) zeigte die Fa. Landmaschinen Felix Strässer, Lebach, Eicher-Traktoren.
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Oben: Auf dem Ausstellungsgelände war auch das berühmte Eicher-Rad aufgebaut, welches die Firma zu Werbezwecken gebaut hatte. Es war erstmals 1951 auf der DLG-Ausstellung in Köln zu sehen.
Ein
15 PS starker Traktor drehte langsam im Innern des Kreises seine
Runden. Durch einen technischen Trick hatte man dafür gesorgt, dass er
- auch kopfstehend - nicht herunter fiel. Auf unserem Bild oben steht
er unten in Ruhestellung (auf youtube gibt es auch Filme
davon zu sehen.)
(Anzeige rechts: Sammlung Torsten Gatzke)
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f) Ein MAN Ackerdiesel AS 330 f A in Aktion am Landeskrankenhaus Homburg im Jahr 1952
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Die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN) baute schon in den 20er Jahren Tragpflüge und Gespannschlepper. 1938 brachte die MAN den Ackerschlepper AS
250 auf den Markt und 1947 den AS 325 mit 25 PS und zuschaltbarem
Allradantrieb für die Vorderachse. Ihm folgte wenige Jahre später der AS 330 (siehe Fotos!), der einen vergrößerten
Hubraum hatte.
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Die
Karosseriewerke Schreiner in Saarbrücken hatten im Saarland die
Generalvertretung für MAN-Fahrzeuge inne. Den ersten MAN-Traktor
bestellte dort 1952 die Saar-Regierung für die Technische Abteilung des
Homburger Landeskrankenhauses. Es war ein AS 330 fA, den wir auf diesen sechs Fotos im Gelände des Landeskrankenhauses bei der Verteilung von Heizmaterial
(Kohlen, Koks, Briketts) beobachten können.
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Sechs Fotos: Karosseriefabrik Schreiner, Saarbrücken, 1953.
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Die Firma Schreiner lieferte (neben zahlreichen LKW, Bussen und anderen Nutzfahrzeugen) von September 1952 bis März 1958 insgesamt 44 MAN-Ackerdiesel aus:
Auslieferung am
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MAN-Typ
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geliefert an:
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Polizeiliches Kennzeichen
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26.09.1952
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AS 330 fA
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Regierung des Saarlandes für Landeskrankenhaus Homburg
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4185 - OE1 (siehe Fotos oben!)
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28.12.1952
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AS 330 fH
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C.A.A.M., Metz, Fort Moselle
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28.09.1953
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AS 325 EH
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Johann Schmitt, Landwirt, Weiskirchen, Hauptstraße 10
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11.06.1954
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AS 40 A
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Missionshaus St. Wendel
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05.03.1955
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542 A
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Alois Müller, Landwirt, St. Nikolaus, Schachtstraße 2
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1308 - OE 14
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17.10.1955
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C 32 EH
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Alois Ellendinger, Hellendorf
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außerdem
1955 und 1956 drei B 18 A sowie je ein B 45 A und C 40; 1957/58 zehn B
18 A, zwei C 40, drei A 25 A, ein 4 S 1 und ein 4 R 1b.
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Quelle:
Dies ist ein Auszug aus der "Nationale der neu gelieferten MAN-Wagen
nach Kriegsbeendigung" (Original-Auftragsbuch der Karosseriewerke
Schreiner, Saarbrücken).
g) Latil-Traktoren beim Holztransport im Warndtwald und beim Treideln von Schiffen
Der Latil-Schlepper gehörte Richard Desgranges, Ludweiler. Der Traktor wird hier als Zugmaschine für einen Anhänger mit einem schweren Baumstamm benutzt.
Es ist ein LATIL "Tracteur Forestier"
(Forstschlepper). Diese wurden für den Einsatz im Wald beim Holzrücken
gebaut. Sie verfügten über eine (im Bild gut sichtbare) Abstützung mit
Spießen, die nach hinten bis in den Erdboden abgesenkt werden konnte.
Sie verhinderte das Rutschen des Traktors nach rückwärts beim Betrieb
der Seilwinde. Er hat auch Zapfwellenanschlüsse, mit denen man
landwirtschaftliche Maschinen antreiben konnte.
Die Latil-Traktoren hatten als Besonderheit Allradantrieb und Allradlenkung.
(Foto: Heimatkundlicher Verein Warndt e.V., Ludweiler. - Technische Infos von Karl Presser)
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Traktoren treidelten Saar-Schiffe
Traktoren
werden hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt. Aber das Foto
links dokumentiert noch eine andere wichtige Verwendung des Traktors.
Bevor alle Lastschiffe und Kähne motorisiert waren, wurden sie auf den Flüssen und Kanälen vom Ufer aus an langen Seilen gezogen (oder getreidelt). Anfangs mussten Menschen
oder Pferde diese schwere Arbeit übernehmen, später verwendete man Traktoren dafür. Sie fuhren auf den Treidelpfaden, die parallel zu den Flüssen angelegt waren.
Auch
in den 40er und 50er Jahren wurden Lastkähne auf der Saar noch
getreidelt, wie das Foto zeigt. Als Traktoren wurden dafür häufig (so
wie auf diesem Bild) die robusten LATIL-Schlepper verwendet. Ausführliche Infos über das Treideln finden Sie auf der Seite Saar-Treidelschiffahrt.
Foto: © Walter Barbian (http:///www.saarlandarchiv-walter-barbian.eu)
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Literatur: - Wolfgang H. Gebhardt. Deutsche Traktoren seit 1907. 1. Auflage. Motorbuchverlag, spezial. Gerlingen, 2006
- Geschichtswerkstatt Bischmisheim. Bischmisheim in historischen Bildern. 2005, 98 Seiten.
Texte: Werner Karg
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a) Saarbrücken
Während
bis in die frühe Nachkriegszeit bei der Straßenreinigung und
Müllbeseitigung noch Pferdefuhrwerke eingesetzt wurden, schritt in den
fünfziger Jahren die Modernisierung des Fahrzeugparks schnell voran.
Der Saarbrücker Fuhrpark befand sich am Landwehrplatz.
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Der
Fahrzeugpark 1952 vor dem Stadttheater Saarbrücken. Nach Jahren des
Rückschritts und Stillstandes beginnt die Modernisierung mit
Riesenschritten: Die ersten Müllfahrzeuge mit Aufbau der Firma
Keller&Knappich (Kuka) auf Daimler-Benz-Fahrgestellen sind beschafft.
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Ein Waschwagen der Saarbrücker Straßenreinigung im Einsatz bei
der Säuberung des Theatervorplatzes, auf dem damals noch der Wochenmarkt stattfand. (Mitteilung v. Wolfgang Linnenberger u. Roland Münch)
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Der
erste sogenannte Müllräumwagen der Stadt, etwa im Oktober 1951. Das
Fahrzeug muss ein Halbketten-Sonder-Kraftfahrzeug aus Beständen der
Wehrmacht gewesen sein.
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Wagenpflege im Fuhrpark am Landwehrplatz 1956
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Neuer LKW, Fabrikat UNIC im Fuhrpark Landwehrplatz, 1955
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Kehrmaschine
Schörling auf Daimler-Benz-Fahrgestell 1960. Im Hin-tergrund eine der
letzten damaligen Straßenbahnen in Saarbrücken
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Teil des Fahrzeugparks des städtischen Fuhr- und
Reinigungsamtes Saarbrücken, 1967 vor dem Stadttheater
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Bild oben links: Auf einigen Fahrzeugen war der folgende Wahlspruch aufgemalt: "In Deiner Hand liegt die Sauberkeit Deiner Stadt."
Die
Fotos wurden mit
freundlicher Genehmigung einer Broschüre des Zentralen Kommunalen
Entsorgungsbetriebes der Landeshauptstadt Saarbrücken – ZKE (früher:
Städtisches Fuhr- und Reinigungsamt Saarbrücken) entnommen.
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b) Müllabfuhr der Gemeinde Dudweiler
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Diese
Bilder stammen aus dem Jahre 1954. Die Gemeinde Dudweiler hatte gerade
die so genannte "staubfreie Müllabfuhr" eingeführt.
Bevor diese neuen Müllfahrzeuge angeschafft wurden, transportierte man den Müll in offenen LKWs ab.
Die
Bilder wurden im alten Dudweiler Bauhof aufgenommen. Er befand sich
damals hinter der Marktschule, dort wo heute das Stadtmittezentrum mit
der DUDO-Galerie ist.
Basisfahrzeug dieser Müllautos war der Mercedes-Benz L3500.
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Im Dezember 1954 rutschte ein Müllwagen im Bereich der Rehbachstraße in Dudweiler eine Böschung hinab. Mit einem Kranwagen (siehe auch unten, sechstes Bild im Abschnitt 3) konnte er schließlich geborgen werden.
Quelle dieser sechs Aufnahmen: Bildarchiv der Bezirksverwaltung Dudweiler
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Menck MB1 - Bagger
Die ersten vier S/W-Bilder zeigen einen Seilbagger auf Raupen, der der Bauunternehmung Heinrich Lenhard (Saarbrücken) gehörte. Es war ein Menck MB1.
Mit seiner Hilfe wird gerade ein Kipper beladen, der auf einem Renault-208-Fahrgestell aufgebaut war. Die Aufnahmen
wurden um 1950 beim Bau des Dudweiler-Wasserwerks
in Scheidt gemacht.
Den Renault-Kipper sehen Sie auch hier auf der Seite LKW1.
Die drei Fotos sind aus dem Bildarchiv der Bezirksverwaltung Dudweiler. Dank an Ferdinand Zell für Hinweise zum Bagger
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Hier belädt der Menck MB 1 einen FORD-LKW, und zwar einen Dreieinhalbtonner F 598 T (wahrscheinlich als Kipper).
Dieser Typ wurde von Ford SAF in Poissy zwischen 1945 und 1952 gebaut. Er verfügte über einen V8- Benzinmotor mit 95 PS. In
Deutschland wurde er ab 1948 als Ford "Rhein" verkauft. Die Fahrzeuge
basierten auf dem Dreitonner V 3000 S (Ford G 398 TS) der Wehrmacht. (Info:Karl
Presser)
Das Bild wurde wie die Fotos weiter oben auf der Wasserwerk-Baustelle in Scheidt aufgenommen.
Foto: Bildarchiv der Bezirksverwaltung Dudweiler.
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Auf einer anderen Baustelle im Saarland der 50er Jahre belädt ein weiterer Menck-Mc-Seilbagger einen Diamond T 980 (mehr über diese schweren Dreiachser finden Sie hier).
Dieser Kipper gehörte wie der Menck-Bagger auf den Bildern weiter oben zu der Saarbrücker Firma Heinrich Lenhard.
Das Foto ist aus einer Anzeige der Firma Lenhard in einem Berg- mannskalender, eingesandt von Torsten Gatzke.
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Der Kranwagen im Bild rechts gehörte der Stahlbau-Firma Hans Leffer, Dudweiler.
Hier
wurde er in der Rehbachstraße in Dudweiler eingesetzt, um bei den
Rettungsabeiten an dem abgerutschten Müllauto der Gemeinde Dudweiler
mitzuhelfen (weitere Fotos von dem Unfall sehen Sie weiter oben, am Ende von Abschnitt 2b - Müllabfuhr der Gemeinde Dudweiler).
Foto: Bildarchiv der Bezirksverwaltung Dudweiler
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19. September 1956:
In Wiebelskirchen wird die Chaussee (heute sagt man auch im Saarland meist wieder 'Fahrbahn') in der Ottweiler Straße neu hergerichtet. Ein Bagger belädt gerade einen Berliet
GLC mit ausgehobener Erdmasse.
Foto: Archiv Schuler
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Ein anderer Bagger -
hier im Einsatz an der Bergehalde der Grube Dudweiler-Hirschbach.
Mit seiner Hilfe wird Material auf einen Kipper geladen.
Links steht eine Simca Aronde Messagère.
Foto: Bildarchiv der Bezirksverwaltung Dudweiler
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Bagger und Kräne wurden auch im Wohnungsbau eingesetzt, wie dieses Beispiel zeigt:
Es ist ein O&K L3 - Bagger mit Hochlöffel Weserhütte LR5
Das Foto hat ein unbekannter Fotograf aus St. Ingbert etwa 1952/53 aufgenommen.
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Rechts oben hinter dem Renault sieht man einen Betonmischer (im Bild rechts vergrößert dargestellt).
Es war wahrscheinlich eine von der Firma Maschinenfabrik Otto Kaiser
aus St. Ingbert gebaute Maschine, womöglich noch aus
Vorkriegsproduktion.
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4) Bestattungs-Fahrzeuge
(Leichenwagen)
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(Werkfoto Karosseriewerke Schreiner)
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Die deutschen Bestattungsbetriebe waren
vor dem 2. Weltkrieg in einem Verband organisiert, der sich "Fachgruppe
Bestattungswesen in der Reichsgruppe Handwerk" nannte. Nach dem Krieg
konnte an der Saar ein eigener Verband der Bestattungsunternehmer erst Ende 1947, also nach der Gründung des Saarstaats, ins Leben gerufen werden. So entstand die "Fachgemeinschaft
für das Bestattungswesen im Saargebiet".
Federführend war dabei Otto Dreher, der Inhaber des
Beerdigungsinstitutes "Dreher von Rüden" in Saarbrücken. Die 24
Gründungsmitglieder der neuen Fachgemeinschaft mussten ihren
begründeten Antrag auf Genehmigung des Verbandes mit ihrer persönlichen
Unterschrift gegenüber der damaligen Behörde glaubhaft machen. Hier
ihre Namen und Orte:
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Saarbrücken: Otto Dreher, Hubert Laubach, Matthias Wolff, Frank Wagner, Karl Wagner. Homburg: Ernst Schanding, Richard Schanding. Höcherberg: Hugo Betz. St. Wendel: Nikolaus Dubreuil. Neunkirchen: L. Anschütz, F. Eisenbeis, R. Kurz, Heinrich Breit. Neunkirchen-Wellesweiler: K. Rohrbach.
St.
Ingbert: Karl Praß. Sulzbach: Walter Berg. Geislautern: Peter Steffen. Gersweiler: Jakob Fischer. Völklingen: Friedrich Cullmann. Saarlouis: Ludwig Paquet-Wagner. Dillingen: Robert Motz. Besseringen: Johann Jäckels. Merzig: Josef Dillschneider, Hans Haben. - 1956 hatte der Verband bereits 35 Mitglieder.
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Einige von ihnen stellen wir hier ausführlich vor:
Beerdigungsinstitut
Nikolaus Dubreuil, St.Wendel
Der Leichenwagen von Dubreuil im Bild links wurde "auf der Mott" in St. Wendel fotografiert. Im Hintergrund erkennt man einige Tore der Saar-Post-Bus-Garagen (mehr darüber: s. Seiten Kraftpost und Verkehr Allg.!)
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Der oben abgebildete CHEVROLET MASTER mit 6-Zylinder-Motor, Baujahr 1935, war das erste Bestattungsfahrzeug, das von der Firma Dubreuil
nach dem Krieg benutzt wurde. Es war vermutlich ein ehemaliges
"Beutefahrzeug" der Wehrmacht, welches später mit einem
Karosserieaufbau aus Holz zum
Leichenwagen umgebaut wurde. Ab etwa 1949 trug er das polizeiliche Kennzeichen 413 - OE 8.
Wenige Jahre später wurde dieser Bestattungswagen auf Opel Admiral angeschafft (Bild rechts) und mit der Nummer 911
-
OE 8 zugelassen. Möglicherweise hat er ebenfalls ein militärisches Zwischenleben gehabt - eventuell als Behelfsambulanzwagen mit selbstgezim-
mertem
Aufbau, der dann fachmännisch gegen einen Leichenwagenaufbau
ausgetauscht wurde. Auch die Hauptscheinwerfer sind durch runde
typfremde Lampen ersetzt worden (aus Mangel an Originalersatzteilen?).
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Das
Foto entstand in der Marienstraße in St. Wendel. Der Bestattungswagen
steht hier vor dem Kapellchen des Marienkrankenhauses (rechts im Bild
zu sehen). Er wartet wahrscheinlich darauf, einen Sarg mit einem
verstorbenen Patienten aus dem Leichenzimmer zu übernehmen, das
unmittelbar neben der Kapelle gewesen sein soll. Die
Beschriftung
auf den Türen des oben abgebildeten Dubreuil-Opels war in einer
moderneren Schrift gesetzt als bei dem älteren Wagen. - Hier eine
Zeitungswerbung aus den 50er-Jahren:
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Später verwendete die Firma Dubreuil eine FORD Vedette als Bestattungswagen (Bild links).
Diese fährt hier Ende der 50er-Jahre im Konvoi mit einem Peugeot 203
und einigen Motorrädern durch die St. Wendeler Brühlstraße, am
Textilhaus Fritz Hepp & Sohn, Ecke Mommstraße, vorbei. Anlass zu
dem Konvoi war eine der jährlichen Fahrzeugsegnungen,
die die Pfarrei St. Wendelin damals
noch regelmäßig zelebrierte.
Die Bäume, die man rechts im Hintergrund sieht, verdecken den Bahndamm der Rhein-Nahe-Bahn, die dort entlang fuhr.
Fotos: Bestattungsinstitut Dubreuil, St. Wendel
Bei der Zuordnung der Örtlichkeiten in St. Wendel war uns Wolfgang Linnenberger behilflich.
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Beerdigungs-Institut Otto Schneider, Saarbrücken-Burbach
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Der Schreinermeister Otto Schneider gründete 1948 eine Bau- und Möbel- schreinerei in Saarbrücken-Malstatt. Dort
wurde in angemieteten Räumen bis 1950 gearbeitet. Die Werkstatt wurde dann nach Burbach verlagert und war hier unter der Adresse Auf dem Acker 23 zu finden. Im Jahr 1957 wurde dort ein Bestattungsinstitut mit eigenem
Lager und Fuhrpark eröffnet. Aus dieser Zeit stammt der hier abgebildete Anhänger, der für Leichentransporte verwendet wurde. Er war von den Karosseriewerken Schreiner in Saarbrücken gebaut worden; sein polizeiliches Kennzeichen endete auf OE15. Das Unternehmen wird heute in der dritten Generation unter dem Namen "Beerdigungsinstitut Peter Schneider GmbH" in Saarbrücken-Burbach, Bergstraße 19, geführt.
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Das
Gespann auf dem Foto mit dem Peugeot 203 wurde vor dem Gelände der
Karosseriewerke Schreiner in der Straße Am Römerkastell in Saarbrücken
aufgenommen. Die Tore vor den beiden Frauen gehörten zur
Großmarkthalle. Links ist noch ein Gebäude der Firma Saar-Metall zu
erkennen, und hinter den Frauen steht ein MAN-LKW der Firma Schreiner
vor deren Lackiererei.
(Werkfoto Karosseriewerke Schreiner)
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Dieses Fahrzeug wurde vom Beerdigungsinstitut Otto Schneider, Burbach, in den 50/60er-Jahren als Werkstattwagen verwendet.
(Foto: Fa. Peter Schneider, Saarbrücken-Burbach)
Es war ein Peugeot D3A oder D4B. (Man könnte auch vermuten, dass es ein Chenard & Walcker gewesen
wäre (der den Peugeots sehr ähnlich war), aber dies ist zu verneinen,
denn zwei unserer Kfz-Fachleute haben entdeckt, dass das Fahrzeug auf
diesem Foto hinten links einen Tankstutzen hat, der bei den Chenard
& Walcker-Modellen an dieser Stelle nicht vorhanden war.)
Hinweis: Einige dieser Peugeot-Kleintransporter wurden im Nachkriegs-Saarland auch von der Saar-Post verwendet. Einer davon (mit seitlicher Schiebetür rechts) ist auf hier auf unserer Saar-Post-Seite abgebildet.
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Beerdigungs-Institut
Hubert Laubach
(bis 1949 "Hubert Laubach & Sohn")
Saarbrücken, Nauwieser Straße 27
Das Foto zeigt einen Opel Admiral mit
"SAAR"-Kennzeichen am Eschberger Weg in Saarbrücken im Jahr 1938. Er
hatte einen etwas anderen Aufbau als der Opel Admiral von Dubreuil in
St. Wendel (siehe weiter oben) und gehörte zu dem bereits 1880
gegründeten Beerdigungsinstitut Hubert Laubach, Saarbrücken,
Nauwieser Straße 27.
(Dahinter sehen wir einen Leiterwagen, mit dessen Hilfe an einer Straßenlampe gearbeitet wird.)
(Foto: SKF-Werksfoto)
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Die Firma Laubach benutzte auch diesen Renault 1000 kg als Leichenwagen.
Hier wurde er bei einem schweren Motorradunfall aufgenommen, der etwa im Jahr 1954 geschah.
(Foto: LA Saarbrücken, Presse Photo Actuelle)
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Beerdigungs-Institut
Heinrich Rauch,Scheidt
Das
Bild zeigt eine Ford Vedette, die in den 50er-Jahren mit einem Aufbau
der Firma Becker & Kuhn (Saarbrücken, Sophienstraße 108) als
Bestattungswagen ausgerüstet worden war.
Leider
sind auf dem Foto Front- und Heckpartie des Fahrzeugs abgeschnitten.
Die Vedette können Sie in ihrer ganzer Größe auf unserer Seite PKW französ. unter 3) Ford France sehen.
Foto rechts aus: Europäische Wirtschaftschronik Band Saarland von 1958. Vielen Dank an Bernd Regenberg.
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Die Saarbrücker Karosseriefabrik (SKF) hatte diesen Renault Colorale zu einem Bestattungswagen umgebaut.
Auftraggeber war ein Beerdigungs-Institut aus Lothringen.
Werkbild SKF aus Jahrbuch Lastwagen 2010
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Link zum Bestatterverband Saarland: http://www.bestatterverband-saarland.de/wir.htm
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