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[1] Dr.
Eduard Rauch, Präsident der Postdirektion
Saarbrücken. Die saarländische Post- und
Telegraphenverwaltung. In: Wirtschaftliches und
kulturelles Handbuch des Saarlandes 1955.
Saarbrücken, 1955. Seite 249.
[2] Josef
Becker. Randbemerkungen zur Postgeschichte. In:
Erinnerungsschrift anläßlich der Einweihung und
Inbetriebnahme des neuen Postamts Neunkirchen
(Saar). Postverwaltung Neunkirchen, 1951. Seite
16.
Zu
den Postfahrzeugen
und Kraftpost-Omnibussen
finden Sie alles Wissenswerte und zahlreiche
Bilder auf den entsprechenden Seiten.
c)
Die Entwicklung der Post im Saarland nach der
Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955
Von
der "Post- und Telegraphenverwaltung des
Saarlandes" zur Oberpostdirektion Saarbrücken
Nach dem eindeutigen Ergebnis der
Volksbefragung vom 23. Oktober 1955, das man als
Wunsch der Bevölkerung zur Rückkehr der Saar nach
Deutschland betrachtete, verhandelten die Bundesrepublik und die
französische Republik im Laufe des Jahres 1956 monatelang über die Verfahrensweisen zur
Eingliederung des Saarlandes in die BRD. Die daraus resultierenden
Luxemburger Saarverträge vom 27. Oktober 1956 legten
fest, dass das Saarland zum 1. Januar 1957 in den
Geltungsbereich des bundesdeutschen Grundgesetzes
einbezogen wurde. (Vgl. dazu unsere Seite Ergebnisse
und
Folgen unter c).
Um die
Bestimmungen über den Post- und Fernmeldeverkehr
auszuarbeiten, die in diese Verträge aufgenommen
werden sollten, hatte das Bundespostministerium im
Laufe des Jahres 1956 Verhandlungen mit dem
französischen P.T.T.-Ministerium eingeleitet, in die
man auch die Post- und Telegrafenverwaltung des
Saarlandes einbezog.
Am 23.12.1956
wurde das Eingliederungsgesetz veröffentlicht. Es
bestimmte unter anderem, dass das Bundesgesetz über
die Verwaltung der Deutschen Bundespost vom
24.7.1953 (Postverwaltungsgesetz) auch im
Saarland in Kraft trat. Damit wurde die bisher
eigenständige Post- und
Telegraphenverwaltung des Saarlandes am 1.
Januar 1957 zur Oberpostdirektion (OPD)
Saarbrücken der Bundesrepublik Deutschland.
Leiter
der neuen OPD wurde der bisherige Direktor
der Postdirektion Saarbrücken (diese
Stelle hatte in den 50er- und frühen
60er-Jahren Dr. Eduard Rauch inne). Die
Beamten der Post wurden Bundesbeamte mit
allen Rechten und Pflichten des deutschen
Beamtenrechts. Auch sämtliche Angestellten
und Arbeiter wurden übernommen, wobei die
neuen Bundesbediensteten auf keinen Fall
schlechter gestellt sein durften als
vergleichbare Landesbedienstete im
Saarland. [3]
Die
Wirtschafts- und Währungsunion des
Saarlandes mit Frankreich blieb noch bis
zum Tag X (5. Juli 1959) bestehen; erst an
diesem Tag wurde die D-Mark im Saarland
eingeführt. Bis dahin stellte die
"wirtschaftliche Übergangszeit" besondere
Anforderungen an das Haushalts- und
Kassenwesen der OPD Saarbrücken. Für
finanzielle Transaktionen zwischen dem
Saarland und den ausländischen Post- und
Fernmeldeverwaltungen richtete die DBP
eine besondere Außenstelle beim
Posttechnischen Zentralamt (PTZ) Darmstadt
ein. Die Bundespost war im Saarvertrag vom
27.10.1956 (Artikel 40 und Anlage 9) dazu
verpflichtet worden, während der
Übergangszeit im Bereich der Saarbrücker
OPD für den Postverkehr mit Frankreich und
seine außerterritorialen Gebiete weiterhin
Inlandsgebühren und im Verkehr mit
dem übrigen Ausland Gebühren in derselben
Höhe zu erheben, in der sie von Frankreich
aus gültig waren.
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Das Bild zeigt die
Postdirektion Saarbrücken, Klausener
Str., ca. 1955. Nach 1957 befand sich in
dem Gebäude die Oberpostdirektion.
Foto: Bildarchiv
der
Postdirektion; aus:
Wirtschaftliches und kulturelles
Handbuch des Saarlandes 1955, S. 238.
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So
begrüßte der
Bundesminister
für das Post- und Fernmeldewesen die
Mitarbeiter der neuen saarländischen
Oberpostdirektion:
An
alle Angehörigen der Deutschen Bundespost!
Zum
Jahreswechsel danke ich Ihnen, meine
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die
treue Pflichterfüllung im abgelaufenen Jahr
und spreche Ihnen und Ihren Angehörigen
meine herzlichen Glückwünsche aus für das
vor uns liegende Jahr.
Mit
dem Beginn des neuen Jahres ist die Post-
und Telegraphenverwaltung des Saarlandes als
Oberpostdirektion Saarbrücken in die
Verwaltung der Deutschen Bundespost
übernommen worden. Es ist mir daher eine
besondere Freude, mit einem herzlichen
Willkommensgruß die Beamten, Angestellten
und Arbeiter der nunmehrigen
Oberpostdirektion Saarbrücken in meine
Neujahrsglückwünsche an alle Angehörigen der
deutschen Bundespost einschließen zu können.
Der
Geist freundnachbarlicher Verständigung und
die Bemühung um europäische Zusammenarbeit
haben die Wiedervereinigung ermöglicht. Auf
dieser Grundlage wollen wir im
bevorstehenden Jahr gemeinsam und im
gegenseitigen Vertrauen an die Lösung der
unserer Verwaltung gestellten Aufgaben
gehen.
(Ernst
Lemmer, CDU, Bundesminister für
das Post- und Fernmeldewesen 1956 und
1957; sein Nachfolger wurde 1957 Richard
Stücklen, CSU) [4]
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[3] Robert H.
Schmidt. Saarpolitik 1945 - 1957. Band III, S. 545.
[4] Auszug
aus dem Amtsblatt des Bundesministers
für das Post- und Fernmeldewesen Nr 1/57
Zahlen
zur Post- und Telegraphenverwaltung des
Saarlandes (bezogen
auf das Jahr 1953)
Die
Zahlen sind dem Aufsatz von Dr. R. Rauch (siehe
weiter oben, Fußnote 1) entnommen.
Beschäftigte
und Ämter/Amtsstellen: Ca. 4 400 Arbeiter,
Angestellte und Beamte arbeiteten auf 425 Ämtern und
Amtsstellen aller Art.
Eine
Amtsstelle entfiel auf durchschnittlich 2 340
Einwohner im Saarland; in der Bundesrepublik waren
es zur gleichen Zeit 1 867.
Briefsendungen
aller Art (Briefe, Karten, Drucksachen, Päckchen
usw.): pro Jahr 70 Millionen, darunter 312 000
Luftpost-Briefsendungen und 927 000 Einschreiben
Pakete
im Jahr: 1 Million
2,4 Mio. Postanweisungen
im Gesamtwert von 80 Milliarden Franken
627 000 Nachnahmesendungen
über insgesamt 2 Milliarden Franken
100 000 Postaufträge
über 545 Mio. Franken
Postzeitungsdienst:
218 000 Bestellungen über 2,2 Mio. Zeitungsnummern
Postscheckdienst:
12 349 Konten. Inlandsverkehr: 6,6 Mio. Buchungen
über gesamt 581,6 Millarden Franken. Auslandsverkehr:
400 000 Überweisungen über 67 Milliarden
Franken
Postsparkassendienst:
Einlagen: 253 Millionen; Rückzahlungen: 182
Millionen Franken
Wesensfremde
Geschäfte für Dritte:
Invaliden- und
Angestelltenversicherungsmarken im Wert von
jährlich etwa 700 Millionen Franken; monatlich
rund 150.000 Rentenbeträge der Versicherungen und
Versorgungsämter; Rundfunkgebühren jeden Monat von
218.000 Radiohörern
Informationen
zu einzelnen Diensten der saarländischen Post
a)
Fernsprechdienst (Telefon) (Siehe hierzu auch unsere
Seite Telefonieren
im Saarland 1945 - 59.)
Zahl der
Sprechstellen:
a) je 100
Einwohner: etwa 5 (1953); b) je
Quadratkilometer Landfläche: 18 (9 Haupt- und 9
Nebenstellen)
Der
Selbstwählferndienst im Inland war schon vor
dem Krieg eingeführt worden und wurde nach 1945
kontinuierlich weiter ausgebaut.
Zahl der
Sprechstellen, die in den nationalen
Selbstwählferndienst (SWFD) eingebunden waren:
1954 etwa 47
000, davon 24 000 Haupt- und 23 000 Nebenanschlüsse.
1955 waren es bereits 78 000.
Der
Selbstwählferndienst nach dem Ausland wurde
erst nach 1959 eingeführt. Vorher mussten
Auslandsgespräche über das Fernamt angemeldet
werden.
Zahl der
Gespräche:
1953 wurden
im Inlandsverkehr 59 Millionen Gesprächseinheiten im
SWFD "vertelefoniert". Hinzu kamen knapp 1 Million
Gespräche, die auch im Inland noch über das Fernamt
vermittelt wurden. Im internationalen Verkehr wurden
1,8 Millionen ankommende und abgehende Ferngespräche
vermittelt. Ein beliebig langes Ortsgespräch oder
eine Gesprächseinheit
im SWFD kostete z.B. 1947 15 Reichspfennig, 1955 15
frs. (von öffentlichen Sprechstellen 20 Frs.)
Der
Fernmeldebetrieb stellte auch Leitungswege für
Rundfunkübertragungen zur Verfügung (siehe
Seite Reporter im
Kapitel Radio): 352- mal für ankommende,
71 für abgehende und 641 für durchgehende
Übertragungen.
b)
Der Telegramm- und
Fernschreibdienst
war
damals als "das" schnelle
Nachrichtenmittel im Aufwind begriffen und
wurde besonders in der Wirtschaft und im
Pressewesen eingesetzt. 1953 versandten
die Saarländer 80 000 Fernschreiben.
Innerhalb des Saarlandes wurden 38 000
Telegramme weitergeleitet und mit dem
Ausland 289 000 Telegramme ausgetauscht.
Obwohl der Versand eines Telegramms oder
Fernschreibens
nicht billig war, griffen oft auch viele
Privatleute darauf zurück. Da die meisten
privaten Haushalte noch kein Telefon
hatten, konnte man auf diese Weise
dringende Nachrichten schnell versenden.
Dann überbachte ein Telegrammbote -
anfangs meist mit einem Postfahrrad,
später in einem postgrünen Auto - die
freudige oder traurige Nachricht.
Kurz nach dem Krieg
wurden die Telegramme von der
Haupt-Telegrafenstelle Saarbrücken aus
über Fernschreib-Standverbindungen
nach Frankfurt, Trier, Straßburg und Nancy
übermittelt. Die höchste Menge von
Telegrammen in einem Jahr haben die
Saarländer 1947 aufgeliefert, nämlich 443
369 Stück. Danach sank die Zahl rapide ab,
weil das Fernsprechnetz (und später auch
das Telexnetz) immer besser ausgebaut
wurde.
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(Ein
weiteres Schmuckblatt-Telegramm sehen
Sie weiter unten!)
Dieses
Schmuckblatt-Telegramm hat im
Original etwa DIN-A-4-Größe. Es wurde am
31. Dezember 1956, dem Tag vor dem
Beitritt des Saarlandes zur
Bundesrepublik, in Nürnberg aufgegeben
und in Saarbrücken zugestellt und enthielt gute
Wünsche anlässlich der Rückkehr des
"Saargebiets" - so wurde unser Land nach
1935 offiziell und nach 1945 im übrigen
Deutschland noch häufig
umgangssprachlich genannt. Bis zu der im
Text des Telegramms angesprochenen
"Befreiung von allen Handelsschranken"
musste man sich allerdings noch bis zum
Tag X (siehe dort!) gedulden!
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Bilder:
Telegramme: Ferdi Kleineick;
Verschlussmarke: Heinrich Stauffer
1959
konnte der automatische Telegrammdienst
zwischen Saarbrücken und sechs
Telegrafen-Endstellen im Land aufgenommen
werden. Die Anzahl der aufgegebenen
Telegramme ging später noch weiter zurück,
weil die Zahl der Telefonanschlüsse immer
stärker anstieg.
(Vgl:
Zwanzig Jahre Deutsche Bundespost im
Saarland - siehe unten in den
Literaturangaben.)
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Bild
links: In der Ausstellung "100 Jahre
Post und Eisenbahn in Bexbach" von 1952 führte die
Postverwaltung Saar einen
Fernschreib-Wählanschluss vor. (Foto:
Gemeinde Bexbach)
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c)
Postsparkassendienst
Nach dem Krieg wurde das Postsparen im
Saarland schon im Oktober 1945 wieder
zugelassen.
Das
Postsparbuch (siehe Abbildung rechts)
trug die Bezeichnung "Postverwaltung des
Saarlandes" und weitere Aufschriften in
Deutsch und Französisch.
d)
Kraftpostdienst
Gegen
Ende des 2. Weltkrieges kam der
Omnibusverkehr im Saarland
völlig zum Erliegen. Aber schon
ab Mai 1945 wurde er
erneut in Gang gesetzt.
Ausführliche
Informationen und zahlreiche
Bilder zum Kraftpostdienst finden
Sie auf unserer Seite Saar-Kraftpost.
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Verwendete
Literatur:
Amtliches
Fernsprechbuch der Post-
und Telegraphenverwaltung des Saarlandes 1955, Stand
1. Juli 1955
Becker,
Josef.
Randbemerkungen zur Postgeschichte. In:
Erinnerungsschrift anläßlich der
Einweihung und Inbetriebnahme des neuen
Postamts Neunkirchen (Saar).
Postverwaltung Neunkirchen, 1951. Rauch, Dr. Eduard, Präsident der
Postdirektion Saarbrücken. Die
saarländische Post- und
Telegraphenverwaltung. In:
Wirtschaftliches und kulturelles Handbuch
des Saarlandes 1955. Saarbrücken, 1955. S.
238 - 251.
Schilly,
Ernst. Saarbrücken. In: Die Deutsche
Bundespost im Spiegel ihrer Direktionen.
J.Keller Verlag Starnberg, 1957. S. 205 -
222.
Weiler,
Martin. Die Post. In: Dieter Stark,
Hrsg. Das Saarlandbuch. 5., neu
bearbeitete Auflage 1990. S. 470f.
Zwanzig Jahre
Deutsche Bundespost im Saarland.
Herausgegeben von der Oberpostdirektion
Saarbrücken. Redaktionelle Bearbeitung:
Ernst Schilly, OPD Saarbrücken.
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(Schmuckblatt-Telegramm:
Text: "Für Eia. Muttertag 1958")
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