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Benutzt die Kraftpost!

 

Grafik aus einer Kraftpost-Werbung im Amtl. Fernsprechbuch Saarland 1955, Seite 18.

Vorbild für die Zeichnung war ein Berliet PCR 10 von Neunkirchen nach Blieskastel.

 

 

 

Die Kraftpost

 

 

im Saarland

 

 

 

Post-Omnibusse des

 

Saarlandes 1945 - 1959

 


 

Inhalt:  A) Wiederaufbau der Kraftpost   B) Omnibus-Typen   C) Foto-Schau   D) Kraftpost-Stützpunkte

 

           Hinweis: Nicht zur Kraftpost gehörige Omnibusse finden Sie auf unseren anderen Omnibus-Seiten



 

 

A) Wiederaufbau des Kraftpostverkehrs im Nachkriegs-Saarland

 

1) Vorgeschichte

 

Während der Völkerbundverwaltung des Saargebiets (1920 bis 1935) wurde der Omnibusverkehr fast ausschließlich durch private Unternehmen sichergestellt.

 

Nach der Angliederung der Saar an das Deutsche Reich im März 1935 begann die Reichspost, diese Aufgabe zu übernehmen. Der Kraftpost-Verkehr nahm nun immer mehr zu und erreichte ab 1938 beachtliche Ausmaße, weil man im Rahmen der Kriegsvorbereitungen das zum Bau des Westwalls notwendige Heer von Arbeitern zu den Arbeitsplätzen befördern musste.

 

Foto: Modell eines Magirus M 45 der Reichspost mit Ziel- schild "Lebach" (Museum für Kommunikation Frankfurt; Volkhard Stern)

 

2) Kurz vor dem Kriegsende

 

Im Dezember 1944 und Anfang 1945 kam der Omnibusverkehr im Saarland völlig zum Erliegen. Aber schon ab Mai 1945 wurde er erneut in Gang gesetzt, weil die Bergleute gleich nach dem Ende des Krieges wieder zu ihren Gruben und zurück transportiert werden mussten. Hierzu versetzten die aus der Evakuierung zurückgekehrten Postmitarbeiter die vom Krieg übrig gebliebenen Reichspost-Busse, soweit möglich, in einen fahrtüchtigen Zustand.

 

Bald nutzten die Saarländer ihre Kraftpost-Omnibusse außer im Bergwerksverkehr immer häufiger auch für private oder geschäftliche Fahrten. Die Busse fuhren anfangs sogar einige nahegelegene Zielorte im übrigen Teil der französischen Besatzungszone direkt an, wie z.B. Kusel oder Hermeskeil. Damit war aber plötzlich Schluss, als die Grenze zu Rheinland-Pfalz am 22. Dezember 1946 geschlossen wurde. Obwohl die Gebiete sowohl diesseits als auch jenseits dieser Grenze unter französischer Besatzung standen, war nun ein grenzüberschreitender Linienverkehr wegen des besonderen Status des Saarlandes nicht mehr zugelassen.

 

Wenn also ein Saar-Postbus eine Linie bediente, die die Grenze zu Rheinland-Pfalz überschritt, durfte er jetzt nur noch bis zur Zollschranke fahren. Dort wurden die Fahrgäste, die weiterreisen wollten, von der Grenzpolizei kontrolliert. Danach konnten sie zu Fuß über die Grenze gehen und auf der anderen Seite in einen deutschen Bus umsteigen, der sie zu ihrem Ziel brachte. Erst 1951 begann man Zug um Zug damit, grenzüberschreitende Verbindungen von Bussen der Saar-Post und der Bundespost gemeinschaftlich zu bedienen. Allerdings wurde am Zoll streng kontrolliert, um dem damals weit verbreiteten Schmuggel entgegenzutreten (siehe unsere Seite Die ungeliebte Grenze).

 

Bild links: Hier stehen sich ein grüner Saar-Berliet und ein gelber Omnibus der Bundespost an der Zollschranke gegenüber. Wir befinden uns an der Zollstation Panzhaus im Hochwald, südlich von Trier. Der saarländische Bus kommt aus Wadern und der bundesdeutsche aus Trier.

Foto aus: Deutscher Bundespost-Kalender von 1953; Sammlung Volkhard Stern

 

 

Im Laufe der Jahre wuchs der Kraftpostverkehr im Saarland stark an. Er stellte neben den Zügen und Bussen der saarländischen Eisenbahn und den wenigen privaten Buslinien einen beträchtlichen Teil der Beförderungskapazitäten des Landes dar.

  

Jahr

Busse

Kraftpostlinien

Gesamt-Streckenlänge

Fahrgäste

1938

k.A.

45

712 km

 4 059 000

1953

140

55

k.A.

16 500 000

1955

191

63

1216 km

23 000 000

1957

189

56

k.A.

18 500 000

 

Bei der Reichspost waren die Omnibusse in Analogie zur damaligen Reichsflagge rot lackiert. Nach dem Krieg trugen die Busse im Bereich der Deutschen Post die Farbe Gelb, aber im Saarland waren die Postbusse grün, genauso wie in Frankreich. An der Saar nannte man die Farbe "Saar-Post-Grün" (RAL 6001 - Smaragdgrün). Auf den Seiten der Busse brachte man gelbe Zierstreifen und ein Posthorn mit dem Schriftzug "POST-SAAR" an, ebenfalls in Gelb.

 

Die polizeilichen Kennzeichen der Postbusse endeten auf "OE 5", und die meisten Busse trugen auf der Rückseite bis Ende 1956 das internationale Länder-Kennzeichen "SA".

 

Die von der Reichspost übernommenen alten Omnibusse wiesen um 1948/49 dermaßen große Mängel auf, dass sie die Saarländische Postverwaltung durch besser erhaltene gebrauchte oder neue Busse ersetzen musste. Da das Saarland inzwischen in eine Wirtschaftsunion mit Frankreich eingetreten war, griff man bei der Beschaffung von neuen Fahrzeugen fast nur auf französische Hersteller zurück, nämlich z.B. Berliet, Floirat, Renault, Panhard oder Chausson.

 

Allerdings nicht unbedingt zur ungetrübten Freude der Busfahrer! Sie mussten sich an verschiedene "Macken" der französischen Fahrzeuge erst einmal gewöhnen. Über die Probleme, die sie zum Beispiel mit einem bestimmten Floirat-Bustyp hatten, können Sie sich auf der Seite Omnibusse 3 informieren. Auch die anderen Floirats waren als störanfällig bekannt. Panhard-Busse waren mit einem zu schwachen Motor ausgestattet (nur 80 PS) und bei Berliet-Bussen gab es Schwierigkeiten beim Schalten am Berg. Aber unsere Busfahrer wären wohl keine echten Saarländer gewesen, wenn sie nicht sehr schnell gelernt hätten, mit diesen Problemen klarzukommen!

 

Im Jahr 1955 waren im Saarland folgende Kraftpostlinien in Betrieb  (Gesamtlänge aller Linien: 1216 Kilometer):

 

 

                                  Quelle: Wirtschaftliches und Kulturelles Handbuch des Saarlandes 1955, Seite 245 (Karte) und 249 (Info zum Kraftpostverkehr)

 

Kleine Glosse, erzählt von Helmut Barth, Dudweiler: Von 1959 bis 1967 besuchte ich das Gymnasium Wendalinum in St. Wendel. In diesen Jahren wohnte ich in meinem Heimatort Kastel. Mit dem Postbus der Linie Wadern - St. Wendel fuhr ich morgens um halb sieben ab Kastel nach St. Wendel, Ankunft dort am Busbahnhof gegen halb acht. Zurück ging es um halb zwei, Ankunft in Kastel gegen halb drei. Und der Postbus mitsamt dem Fahrer stand von halb acht bis halb zwei unbeschäftigt (mit Ausnahme der Reinigung des Busses durch den Fahrer) auf dem Stützpunkt In der Mott (siehe unten im Abschnitt D 3). Heutzutage wäre so etwas wohl undenkbar...!

 

 

3) Nach der Rückgliederung des Saarlandes am 1. Januar 1957...

 

... übernahm die Bundespost die im Saarland vorhandenen Post-Omnibusse. So kamen plötzlich und erstmalig Busse französischer Hersteller wie Chausson, Berliet, Renault usw. in den Bestand der BP. Bei der Übernahme trugen sie noch die smaragdgrüne Saar-Post-Farbe, wurden dann aber Zug um Zug in Bundespost-Gelb umlackiert und erhielten den Schriftzug "Deutsche Bundespost". Diese Änderungen konnten natürlich nicht auf einen Schlag an sämtlichen Bussen vorgenommen werden. Deshalb waren eine Zeitlang alle möglichen Kombinationen auf den Straßen des Saarlandes zu sehen: grüne Bus-Farbe und Aufschrift "Post-Saar" oder schon "Bundespost", gelbe Farbe mit "Bundespost" oder sogar noch mit "Post-Saar" (siehe auf verschiedenen Bildern dieser Seite).

 

Die bisherigen OE 5 - Kennzeichen der Postbusse wurden ab 1957 durch "BP"-Kennzeichen ersetzt; dabei verwendete man die Blöcke BP 15-988 bis 999 und BP 16-1 bis 187. Und das internationale Länder-Kennzeichen "SA" wich dem bundesdeutschen "D" (siehe auch unsere Seite Kfz-Kennzeichen im Punkt 5!).

 

Das neue Bundesland Saarland blieb während der Übergangszeit vom 1.1.1957 bis zum 6.7.1959 ("Tag X") wirtschaftlich mit Frankreich verbunden; es gehörte also weiterhin dem französischen Zollgebiet an, und der Französische Franken blieb offizielles Zahlungsmittel. Aus diesem Grund gingen öffentliche Kaufaufträge der Behörden im Saarland noch häufig, wie zuvor in der Saarstaatzeit, nach Frankreich. So bestellte die Bundespost während dieser Zeit (und sogar noch bis Ende 1960) etwa 120 französische Omnibusse der Marken Chausson, Floirat und Saviem, um im Saarland ausgemusterte alte Busse zu ersetzen. Erst nach 1960 griff man dabei auf deutsche Fabrikate zurück.

 

Private Bus-Unternehmer hatten keine Chance, wenn sie sich nach der Rückgliederung der Saar (1957/59) um den Kauf ausgedienter Post-Omnibusse bemühten, wie das nebenstehende Schreiben zeigt.

 

 

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4) Weitere Entwicklung nach 1980:

 

1983 endete der Postreisedienst im Saarland, und die Postbusse wurden dem Bahnbusdienst zugeschlagen.

 

1989 wurde auch der Geschäftsbereich Bahnbus privatisiert und in die "Regionalbus Saar-Westpfalz GmbH" umgewandelt, die noch heute (Stand 2017) zur Deutsche Bahn-Gruppe gehört.

 

 

B) Omnibustypen bei der Saar-Kraftpost ab 1945

 

 

a) Von der Reichspost übernommene deutsche Busse

 

 

Unter den übernommenen Reichspostbussen befanden sich auch einige der hier abgebildeten riesigen Exemplare. Es waren Fahrzeuge des Typs Mercedes O 10000 aus den Baujahren 1938 bis 1941. Etwa 200 Stück hatten den Krieg überlebt, einige davon befanden sich auch im Saarland.

 

Die mächtigen Dreiachser hatten ein Gewicht von 12 bis 18 Tonnen, eine Länge von gut 13 Metern und boten je nach Bauart 46 bis 54 Fahrgästen Sitzplätze. Mit ihren 6-Zylinder-Diesel-Motoren mit 11,2 Litern Hubraum und einer Leistung von 150 PS konnten sie maximal 65 km/h schnell fahren. Die letzten Busse dieses Typs wurden erst im Jahr 1956 von der Post ausgemustert.

 

Fotos: modell-online-shop.de bzw. Editionskarton der Fa. Brekina- Automodelle

 

 

Die Bilder zeigen drei Mercedes-Benz O 10000 der Saar-Post auf zwei realen Fotos in S/W

 und auf dem Farbfoto oben rechts in Farbe als Modell 1:43.

 

 

Auch Büssing-Fahrzeuge waren nach dem Krieg von der Post an der Saar aus den Beständen der alten Reichspost übernommen worden. Der Büssing-NAG 550 N im Bild links war auf der Kraftpost-Linie Wadern-Trier eingesetzt. Das Foto wurde im Winter 1956/57 im Hof des Postamts Wadern aufgenommen.

 

Auf der Motorhaube sitzen (v.l.n.r.) Hermann-Josef Kaub, Heinz Finkler und Karl Müller. H.J. Kaub, Jahrgang 1934, hatte seine Ausbildung im Jahre 1949 bei der BwKw (Betriebswerkstätte für Kraftwagen in Blieskastel) aufgenommen und war im Zuge seiner Laufbahn bei der Post von 1953 bis Anfang der 1960er Jahre als Schlosser und Busfahrer beim Postamt Wadern eingesetzt, zuletzt als Post-Betriebs-Inspektor.

H.J. Kaubs Sohn Christoph würde es interessieren, ob jemand eine Schrift, einen Bildband oder sonstige Informationen zur Geschichte der BwKw Blieskastel kennt. Wenn Sie dazu etwas sagen können, melden Sie sich bitte (> Kontakt). Foto: Sammlung Christoph Kaub

 

Das Bild rechts zeigt einen Büssing-NAG 900 N. Er war wie der Mercedes O 10000 ein riesiger Dreiachser mit einem Viertakt-Diesel- Motor mit 6 Zylindern, einem Hubraum von 13,54 Litern und einer Leistung von 135 PS. Das Fahrgestell kam von der Büssing Verei- nigte Nutzkraftwagen A.G Braunschweig, den Aufbau hatte die Waggonfabrik WUMAG be- sorgt. Er war 12 m lang und 2,50 m breit und verfügte über 29 Sitz- und 55 Stehplätze. Einen weiteren Büssing-Omnibus (der zu einem Sonderpostamt umgebaut wurde) sehen Sie auf unserer Seite Postfahrzeuge.

 

Foto rechts aus: Jg.-Michael Hormann, Volkhard Stern. "Der Postbus kommt - 100 Jahre Kraftpost", Deutsche Post AG, Bonn 2005

 

b) Neu angeschaffte Busse der saarländischen Post von französischen Herstellern

 

 

1) BERLIET

                                      Ausschnitt aus dem Foto links:  

Ein Berliet PCK 7 der Post-Saar. Das Foto muss zwischen 1946 und 1948 aufgenommen worden sein, weil der Bus noch ein SA-05- Kennzeichen hatte. Links im Bild ein Schaffner, rechts neben ihm der Busfahrer:

Das war Herr Appel aus Breitenbach (Pfalz). Ich hatte mich Anfang der 50er-Jahre (als etwa Zehnjähriger) in Neunkirchen mit ihm angefreundet, und er nahm mich manchmal auf seinen Fahrten durchs Ostertal über Hangard und Fürth nach Lautenbach kostenlos als "blinder Passagier" in seinem Postbus mit. Dessen Motor befand sich unter einer großen Haube innen neben dem Fahrersitz, und Herr Appel steckte dort morgens immer ein in Papier eingewickeltes Stück Fleischwurst neben das zum Auspuff führende Rohr. An der Endhaltestelle war das dann sein Pausenfrühstück: Warmer Lyoner mit Weck!  (Bericht: R. Freyer. Foto: H. Appel, Breitenbach)


               28. Sept. 1948: Ein Berliet PCK 7 (dieser Typ wurde gebaut ab 1946) nimmt am Hauptbahnhof Saarbrücken Fahrgäste auf.

               Auch er hat ein SA-Kennzeichen (SA-05 0588). Das "Kraftpost-"Haltestellenschild entsprach dem Muster der in den deutschen

               Besatzungszonen üblichen Schilder. (Foto: John Price, Sammlung Volkhard Stern)

   

 

2) CHAUSSON

 

Hier steht ein Chausson AP 48 vor dem Postamt in der Neunkircher Bahnhofstraße.

 

Der AP 48 wurde ab 1949 gebaut. In Frankreich nannte man ihn wegen seines vorgesetzten Kühlers "Nez-de-cochon", wörtlich übersetzt "Schweinenase". Auch die Saarländer sagten manchmal "Schweineschnäuzchen" zu ihm.

 

Er war 10,20 m lang, 2,50 m breit und maximal zwölf Tonnen schwer. Er wurde von einem 4-Zylinder-Panhard-Diesel-Motor mit 85 PS angetrieben.

 

Bei den Typenbezeichnungen von Chausson steht das A für Autobus, P für einen Motor von Panhard (S für Somua- und H für Hotchkiss-Motoren). Ein H als dritter Buchstabe bedeutet "Huile lourde", also Dieselkraftstoff.

(Das Foto ist von einer zeitgenössischen Postkarte)

 

Der Postbus des Typs Chausson APH 47 wurde 1957 in Brebach vor der imposanten Kulisse der Halberger Hütte fotografiert. Er war wie der Bus im Bild oben in original Post-Grün mit Gelb lackiert und trug noch den "Post-Saar"- Schriftzug mit dem Posthorn auf der Seite, ein OE-Nummernschild und das Länderkennzeichen SA. Vor ihm eine Lok der Hütten- Werksbahn.

Foto: Gerhard Gress; unten zwei Aus- schnittsvergrößerungen vom Heck. 

 

 

Die zahlreichen im Saarland vorhandenen französischen Postfahrzeuge wurden nach der Rückgliederung der Saar am 1.1.1957 von der Deutschen Bundespost übernommen. Damit waren sie die einzigen französischen Busse, die die Bundespost je betrieben hat.

 

Der Chausson AP 48 im Bild rechts war einer der Busse, die damals in den Bestand der Bundespost übergingen. Er hat schon ein deutsches Nummernschild (BP 16-70), ist aber noch grün lackiert. Das Posthorn auf der Seite ist noch die alte Saar-Version, aber der Schriftzug "POST- SAAR" ist unlesbar gemacht worden. Das Foto wurde am 28.7.1959 in Homburg aufgenommen. Auf dem Zielschild steht "Homburg ü. Kleinotw.".

 

(Foto: Jürgen Warntjen, Sammlung Volkhard Stern)


Anmerkung: Die Fotos der Postfahrzeuge, die schon ein BP-Nummernschild tragen, müssen gemäß den Zulassungsvorschriften (siehe auf unserer Seite Kfz-Kennzeichen) nach der Angliederung der Saar an die BRD (1. Januar 1957) aufgenommen worden sein.

 

Der Nachfolgetyp des AP 48 war ab 1951 der AP52, ab 1953 weiterentwickelt als AP521 und ab 1956 als AP522. Er wurde in vielen Ländern als Linien- oder Reisebus eingesetzt. Als Überland-Omnibus verfügte er über eine große Dachgalerie, die vom Heck aus über eine Leiter besteigbar war. Er hatte mit Panhard -Motor 4 HL 100 PS und 6800 ccm, 45 Sitzplätze und ein Gewicht von 14,5 Tonnen.

Das Modell links ist die Nachbildung eines APH 522, wie er im autonomen Saarland verkehrte. Er war natürlich grün und gelb lackiert und trug das "POST-SAAR"-Emblem mit dem Posthorn.

(Foto-© MF-Modellversandhandel www.mf-modellbau.de)

 

Das Foto rechts zeigt einen "echten" Chausson APH 522 (kein Sammlermodell). Die Aufnahme wurde nach der Rückgliederung des Saarlandes an die BRD (am 1.1.57) gemacht. Der Bus trägt zwar bereits ein Kennzeichen der Bundespost

(BP 16- 102) und den Schriftzug "Deutsche Bundespost" an der Seite, ist aber noch in den alten Saar-Post-Farben Grün und Gelb lackiert.

 

Die Bundespost spritzte die von der saarländi- schen Post übernommenen Omnibusse erst dann in die bundesdeutsche Postfarbe Gelb um, wenn eine Neulackierung notwendig wurde. Wenn sie die Busse später wegen Altersschwäche ausmustern musste, wurden diese durch deutsche Modelle ersetzt.

 

(Foto: Jürgen Warntjen, Sammlung Volkhard Stern)

 

Dieses Bild zeigt einen weiteren Chausson der Typenreihe AP 52. Vorne rechts ist der in Deutschland beliebte Briefkasten angebracht. Der Bus trägt ebenfalls die Aufschrift 'Deutsche Bundespost' und hat das amtliche Kennzeichen BP 16 - 421.

(Foto: Sammlung Rainer Freyer)

 

 

 

Etwas weiter unten sehen Sie einen anderen AP 52 der Bundespost im Saarland, der schon ganz in BP-Gelb umgespritzt war.

 

Ein Zeitzeuge berichtet: Die gelben Chaussons der Bahn und der Post fuhren mehrfach täglich an unserem Haus in Baltersweiler vorbei (von bzw. nach St.Wendel-Türkismühle). Ich kann mich noch sehr gut an die "stark verqualmten Hintern" der französischen Busse erinnern.

Erläuterung dazu von Karl Presser: Die schwarzen Abgaswolken der Busse waren möglicherweise auf verschlissene Einspritzpumpen oder -Düsen zurückzuführen. Dem Vernehmen nach hatten einige der Fahrzeuge damals bereits eine Million Kilometer durchgestanden.

 

3) RENAULT

 

 

In Saarlouis auf dem Großen Markt hat Walter Siebert, Wiesbach, Mitte der fünfziger Jahre diesen Renault R 4191 vor dem Postamt fotografiert (Bild rechts). Mit diesem Bustyp bediente die Saar-Kraftpost ihre Überlandlinien. Die Busse standen dort vor der 'Kommandantur', in der sich auch heute noch die Post befindet, immer in dieser Position zum Einsteigen bereit.

 

 

1949 hatte Renault den R 4190 mit einem mittig eingebauten Unterflurmotor herausgebracht. Da die Passagiere in Frankreich die Busse hinten über eine tiefe Plattform bestiegen, war ein Heckmotor für Stadtbusse nicht geeignet. 1950 erschien der R 4191 und 1952 das modernisierte Modell R 4192 mit 45 Sitzplätzen. 

 

Ab 1955 wurden die von Renault gebauten Omni- busse unter dem Namen Saviem vertrieben.

 

 

 

Renault R 4191

Auf dem Deckel zum Kühlwasser-Einfüllstutzen über dem Frontgitter ist zu lesen: "120 Ch, RENAULT, HUILE LOURDE". Demnach hatte der Motor 120 PS und fuhr mit Dieselöl ("Huile Lourde"). (Die Fahrzeuge, die für das französische Militär bestimmt waren, hatten dagegen Benzinmotoren.)

(Info von Thomas Umbach)
Foto: Sammlung Walter Siebert, Wiesbach

 

 

4) Verschiedene französische Fabrikate (Alle Fotos in diesem Abschnitt: Jürgen Warntjen, Sammlung Volkhard Stern)

 

Die folgenden Bilder zeigen weitere Omnibusse, die die Deutsche Bundespost 1957 von der Saar-Postverwaltung übernahm. Sie führten alle schon ein Bundespost-Kennzeichen, die ersten beiden hatten aber ihre alte grüne Lackierung mit gelbem Streifen noch behalten.

 

Die meisten dieser Fotos wurden in St. Wendel auf dem Platz "In der Mott" aufgenommen, an dem sich auch die Garagen der Postbusse befanden (siehe dazu auch weiter unten im Abschnitt 4b und auf der Seite mit Bestattungswagen unter b). Auf dem Bild hier unten rechts kann man über dem Bus einen Teil des Sankt Wendeler Domes erkennen.

 

 

Berliet PCR 10 (BP 16-22)

 

 

Floirat C14 SACA, Baujahr 1953, BP 16-145. Aufgenommen am 10.7.1958 in St. Wendel. Er fuhr laut Zielschild nach Marpingen.

 

Diese Busse waren schon in Gelb umlackiert worden:

 

Dieser Chausson AP 52 (Kennzeichen BP 16-116; mit Briefkasten) gehörte zum PA St. Wendel.

 

 

Saviem ZR 20 N (BP 16-629), Nachfolgemodell des

Renault R4191

 

 

Berliet PLR 10, Aufbau von Gangloff  (BP 16-34)

Als die saarländische Postverwaltung am 1. Januar 1957 in die Oberpostdirektion (OPD) Saarbrücken der Deutschen Bundespost überging, übernahm diese 191 Postbusse, die mit 188 Busfahrern insgesamt 63 Linien mit einer Gesamtlänge von 1.216 Kilometern bedienten und dabei jährlich etwa 23 Millionen Fahrgäste beförderten.

 

Aus dem BP-Kennzeichen-Kontingent wurden die Blöcke BP 15-988 bis 999 und BP 16-1 bis 187 für die saarländischen Busse reserviert.

 

Die OPD Saarbrücken konnte während der wirtschaftlichen Übergangszeit von 1957 bis 1960 weitere französische Omnibusse zu vergünstigten Konditionen nachkaufen, die im Saarvertrag vom 27.10.56 (siehe Tag X) festgelegt worden waren. So kamen sogar noch nach der politischen Rückgliederung der Saar weitere 120 neue Busse französischer Herkunft in den Bestand der DBP.

(Quelle: Eisenbahn-Kurier, Sonderheft "Die Eisenbahn im Saarland", Seite 71)

 

Floirat GA1B9 von 1950, in St. Wendel am 10.7.58 (BP 16-130)

Dieser Chausson ASH 522 (BP 16-418) war von der Saarbrücker OPD erst 1957, also schon zu BP-Zeiten, nachbestellt worden.

 

 

Dies ist ein besonderes Exemplar eines Saar-Kraftpost-Busses. Er trägt noch die Aufschrift "Post Saar" und das dazugehörige Posthorn. Auch das Kennzeichen entspricht noch der alten Saar-Norm (9733-OE5).

 

Aber er ist nicht mehr in "Saar-Post-Dunkelgrün" lackiert, sondern bereits in "Bundespost-Gelb". Das Foto muss demnach zwischen 1956 und 31.12.1958 (Enddatum für OE-Kennzeichen) aufgenommen worden sein.

 

Der Aufbau dieses Omnibusses stammte von der Firma Gangloff in Colmar. Basis für das Fahrzeug war das Fahrgestell 4CT3D von SAURER France mit einem 6-Zylinder Dieselmotor, der 130 PS leistete. Von 1953 bis 1959 verkaufte SAURER 72 dieser Omnibuschassis.  

(Bild: Sammlung Roland Münch; Infos: Karl Presser, Heimatkundeverein Warndt sowie Charge Utile No 13, Januar 1994, Seiten 38 - 40)

 

 

 Miniatur-Modelle von weiteren Saar-Kraftpostbussen:

 Ob diese Busse wirklich damals bei der Post im Saarland gefahren sind,

 konnten wir nicht überprüfen. Kann es jemand bestätigen?

 Mercedes Benz Bus O 3750           

 Opel Blitz 3,6-47, 3t-Bus Baujahr 1937       

 MAN D 1                                        

 Opel Blitz  3t-Bus der 1940er Jahre            

 Citroen Typ 45  Haubenbus           

 

Abbildung der Fahrzeug-Modelle mit freundlicher Genehmigung von http://www.gelbgraumagenta.de/gelbgraumagenta/2_postmodellautos/jfk/jfk0700.htm (Seite zuletzt aufgerufen 2012)

 

 

C) Fotos: Die Kraftpost-Busse gehörten zum Straßenbild im Saarland.

 

 

1) "Omnibus-Parade" der Saar-Post auf dem Großen Markt in Saarlouis, etwa 1955
 

 

Foto "Kraftpost-Busparade in Saarlouis" wird geladen...

 

An diesem sonnigen Tag stand auf dem Großen Markt in Saarlouis eine Reihe von Kraftpost-Omnibussen verschiedener Fabrikate. Das Haus im Hintergrund links war das Elektrohaus Alfred Köhne, Gr. Markt 6; es stellte damals neben Merziger das führende Elektrogeschäft der Stadt dar. Das sich rechts anschließende hohe Gebäude beherbergte die Stadtsparkasse Saarlouis. An der Stelle dieser beiden Gebäude einschließlich des Eckhauses rechts daneben steht heute der Betonbau der Kreissparkasse Saarlouis. Auf dieser Seite des Großen Marktes parkten sonst nie Busse. Möglicherweise wurden an diesem Tag Gäste von außerhalb zu einer Veranstaltung gebracht, und die Omnibusse warteten nun darauf, sie wieder zurückzubefördern. Foto und Infos: Walter Siebert, Wiesbach

 

Ganz links sehen wir einen ein Büssing 6000 T-Bahnbus aus Trier (sein amtliches Kennzeichen beginnt mit FR 53).

Er trägt ein (wahrscheinlich rotes) Kreuz auf dem Kühler, und sein Zielschild zeigt "Sonderfahrt".

 

Die anderen Busse kann man auf diesen beiden Ausschnittsvergrößerungen besser erkennen:

 

 

Drei Chausson-Busse: ein AP 48, ein APH 522 (auf seinem Zielschild steht: "Kraftsonderpost") und ein weiterer AP 48 (Ziel: "Saarlouis").

 


Der Langhauber (links) ist ein Büssing NAG 550 ("Sonderfahrt" in Frakturschrift), dann folgen ein Floirat B 8 R, ein Renault 4191 und noch ein Floirat B 8 R (die drei Zielschilder zeigen "Kraftsonderpost" an). Fotos: Sammlung Walter Siebert, Wiesbach

 

 

2) Auf einem Parkplatz für Kraftomnibusse: Elf Busse warten auf ihren nächsten Einsatz.

 

Wer von unseren Lesern weiß, wo dieser Parkplatz war? (>Kontakt). Die Busse von rechts nach links:

1: Berliet PCR 8  - 2: Berliet PCK 8 D/W  - 3: Berliet PCR 8  - 4: Renault R 4191 -  5: Chausson AP 47/48

6: Floirat GA1B9 - 7: Chausson APH 522 - 8: Floirat GA1B9 - 9: Renault R 4191 - 10: Chausson APH 522

Das Foto ist dem  Wirtschaftlichen und Kulturellen Handbuch des Saarlandes von 1955 entnommen (S. 246).

 

 

 

 

D) Kraftpost-Stützpunkte für die Omnibusse

 

Die wichtigsten Kraftpost-Stützpunkte befanden sich in Bexbach, Dillingen, Homburg, Illingen, Lebach, Merzig, Neunkirchen, Saarbrücken, St. Ingbert, St. Wendel, Völklingen und Wadern.

 

 

1) Die Saargefei in Neunkirchen

 

In der zweitgrößten Stadt des Saarlandes war der Kraftpost-Stützpunkt in der "Saargefei", Saarbrücker Straße.

 

 

Die Saargefei in Neunkirchen diente als Wartungshalle für die Post-Saar-Omnibusse. Der Historische Verein Neunkirchen berichtet auf seiner Website www.hvsn.de (von der wir mit freundlicher Genehmigung auch diese drei Fotos entnommen haben), dass dieses Gebäude vor 1920 errichtet wurde. Die "Saargefei" war eine Stummtochter gewesen, die sich "Gesellschaft für elektrotechnische Industrie" nannte. Dabei standen die Anfangsbuchstaben dieser vier Worte Pate für den Kurznamen "(Saar-)Gefei". Das Unternehmen stellte Elektroschweißgeräte her und fand seinen Hauptabnehmer beim Ausbesserungswerk der Reichsbahn.

 

Von etwa 1946 bis 1949 hatte die RETRA die Halle angemietet. Dieses Kürzel steht für 'Régie Autonome des Transports de la Sarre', auf Deutsch kurz 'Regierungs-Transporte'. Die RETRA war ein Transportunternehmen, welches der französischen Militärregierung, später der Saar-Regierung, unterstellt war. Sie half mit ihren LKWs dabei mit, die Versorgung der Saarbevölkerung sicherzustellen, indem sie z.B. Kohlen in die Pfalz transportierte und Kartoffeln zurückbrachte. Sie wurde am 30.09.1949 liquidiert. [siehe Amtsblatt des Saarlandes Nr. 65 vom 22.9.1949, Seite 890].

 

Am 26. September 1949 übernahm die Post das Gebäude am Rande der Stadt, damals noch inmitten der qualmenden Industrieanlagen des unter Volldampf arbeitenden Neunkircher Eisenwerks, und richtete darin die Postkraftfahrzeugstelle Neunkirchen ein. Von hier aus wurde der Busverkehr ins Ostertal und zwischen Neunkirchen und Limbach sowie Neunkirchen und Blieskastel verwaltet und die Busse gewartet. Von 1953 bis 1960 war Artur Dorscheid der Leiter der Kraftfahrzeugstelle. 1960 fiel ein Betonbrocken von der Decke und beschädigte einen Bus. Daraufhin erfolgte eine genaue Überprüfung des Bauwerks, die Anfang 1962 zur fristlosen Kündigung durch die Post führte. 1979 wurde das Gebäude abgerissen, nachdem es zeitweise noch einen Einkaufsmarkt beherbergt hatte.

 

 

2) Kraftpost-Stützpunkt Merzig

 

Beim Postamt Merzig gab es einen Kraftpost-Stützpunkt mit eigener Ortswerkstatt und 14 Omnibussen. Von diesen waren bis 1983 drei ständig auf dem Abstellplatz an der Kraftwagen-(KW-)Halle in Oppen stationiert. Sie begannen von dort aus ihre Linienfahrten.

(Info von Christoph Kaub, Wadern)

 

 

3) Kraftpost-Stützpunkt "Auf der Mott" in St. Wendel.

 

"Die Mott" ist ein großer Platz mitten in der Stadt St. Wendel. Auf ihm befand sich damals der Stützpunkt der Kraftpost-Omnibusse für den Kreis St. Wendel mit Garagen und Werkstätten.

 

Impressionen zu verschiedenen Jahreszeiten aus fast demselben Blickwinkel auf dem Stützpunkt Auf der Mott in St. Wendel:

:

 

 

 

 

  


Fotos: ARCHIV REDUIT         

Anhang: Private Bus-Unternehmer hatten keine Chance, wenn sie sich nach der Rückgliederung der Saar

(1957 / 1959) um den Kauf ausgedienter Post-Omnibusse bemühten. Dies belegt das folgende Schreiben:

 

 


 

 

Zahlreiche andere Busse, die nicht zur Post gehörten, sind auf unseren Seiten Omnibusse1,  2  und  3  abgebildet und beschrieben:

 

Busse der städtischen Straßenbahngesellschaften, der Merzig-Büschfelder Eisenbahn, privater Bus-Unternehmen und Grubenbusse

 

 


 

Verwendete und empfohlene Literatur und Links:

 

- Volkhard Stern. Rote, grüne und gelbe Postbusse im Saarland. In:

  Eisenbahn-Kurier, Sonderheft "Die Eisenbahn im Saarland", EK-Verlag GmbH,
  Freiburg im Breisgau, 1986. (Hier wird außer über die Eisenbahn auch ausführlich
  und mit zahlreichen Bildern über die Geschichte der saarländischen Postbusse von

  den Anfängen bis heute berichtet. Näheres unter www.eisenbahn-kurier.de

 

- Jörg-Michael Hormann, Volkhard Stern. "Der Postbus kommt - 100 Jahre

  Kraftpost", Deutsche Post AG, Bonn 2005

 

- Volkhard Stern. Mit der Kraftpost durch Deutschland. Abschnitt Saarbrücken. EK-Verlag Freiburg, 2014, S. 74-80

 

- Website von Volkhard Stern zur Kraftpost allgemein: www.kraftpost.de

 

- Zur Neunkircher Saargefei: Historischer Verein Stadt Neunkirchen: www.hvsn.de

 

Buchtipp: - Volkhard Stern. Mit dem Postbus durch Deutschland. Gelbe Mobilität seit 1905. 128 Seiten, 32 davon in Farbe, mit ca. 180 Abbildungen; 300 x 210 mm; ISBN: 978-3-8446-6861-2 . Erschienen im Sommer 2018 im EK-Verlag, Freiburg (www.ekshop.de); Preis 35 €

 


 

Weitere Seiten im Kapitel Post:  Postfahrzeuge (ohne Busse) / Briefmarken / Louis Ring / Amateurfunk / Telefonieren

 


Diese Seite wurde erstellt am 6.8.2009,  zuletzt bearbeitet am 17.4.2020

               

 

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