Hinweis: Über die allgemeine Entwicklung des Radios an der Saar von den Anfängen
bis
heute lesen Sie
bitte unsere Seite Geschichte des Rundfunks im Saarland. Sie finden dort ganz unten auch eine ausführliche Tabelle mit einer
Übersicht über die Entwicklung sämtlicher jemals im Saarland betriebenen Rundfunksender.
---------------------
Zum Foto rechts: Zwischen
den Masten des Senders sieht man das Sendergebäude, dahinter links das
damals noch in Betrieb befindliche Heusweiler Schwimmbad. Bis dieses
im Jahr 2007 geschlossen wurde, spielte es auch für den Sender eine wichtige
Rolle - siehe weiter unten im Abschnitt B!) Rechts erkennt man die sehr
nahe beim Sender gelegenen Wohnhäuser der Straßen
Am Sender, Am Schwimmbad
und Albertstraße.
Unser
Leser H.P. Mensch hat diese Luftaufnahme bei ebay ersteigert und uns
zur Verfügung gestellt; der Fotograf und Rechte-Inhaber des Bildes ist uns leider
nicht bekannt.
|
A) Die 80-jährige Geschichte des Mittelwellensenders Heusweiler (in Betrieb von Dezember 1935 bis Dezember 2015)
Der nachfolgende Text berücksichtigt auch den neuesten Stand der Entwicklung der Sendestation bis etwa Oktober 2018.
Der erste Radiosender im Saarland ging im September 1935 mit einer Leistung von 700 Watt (0,7 kW) in Altenkessel in Betrieb [er stand sehr wahrscheinlich im Gebiet "Am Dachsbau"; mehr dazu auf unserer Seite Rundfunkgeschichte
unter
1), 4. Absatz].
Er sendete auf Mittelwelle 240,2 m = 1249 kHz und übernahm zunächst
Programmteile von den Reichssendern Frankfurt und Stuttgart. Vom 29.
9. 1935 an strahlte er die ersten eigenen Programmbeiträge des damals neu
gegründeten Reichssenders Saarbrücken aus. Dessen offizielle Eröffnung wurde am 4. Dezember 1935 im großen Festsaal der Wartburg gefeiert und auch von allen anderen
Reichssendern übertragen.
Während
das Funkhaus in Saarbrücken verblieb, verlagerte man einige Tage später
den Standort der Sendestation von Altenkessel auf den zum Kahlenberg bei Heusweiler (siehe Bild rechts). Die
Reichspost soll nach eingehenden Messungen diesen Standort gewählt
haben, weil von da aus eine Abstrahlung auch bis weit ins Innere
Frankreichs zu erwarten war.
|
Mittelwellen-Sendeanlage in Heusweiler nach 1936
|
Außerdem
versprach das Gelände optimale Voraussetzungen für eine gute
Mittelwellen-Abstrahlung, weil es auf einem alten Hochmoor liegt und
daher über eine gute Bodenleitfähigkeit verfügt. Letztere hat man beim
späteren Aufbau der metallenen Sendemaste noch zusätzlich verbessert,
indem man etwa 60 cm unter der Erdoberfläche ein
äußerst
aufwändiges elektrisches "Gegengewicht" in Form eines engmaschigen
Kupferdrahtnetzes verlegte. So liegen dort (wohl heute noch?), von jedem der
beiden Maste ausgehend, jeweils 120 Drähte sternförmig im Boden (je einer alle
3 Grad); jeder von ihnen war etwa 120 m lang (das entspricht 5/8 lambda). Die
gesamte Mittelwellen- Sendeanlage des saarländischen Radios verblieb bis
2015 an dieser Stelle. Im Jahr 2018 wurden die Antennenmasten gesprengt (siehe dazu auch auf unserer Seite Bilder vom Sender Heusweiler).
Weitere Entwicklung in der Vorkriegszeit: Am
23. Dezember 1935 nahm man in Heusweiler einen Telefunken-Sender in
Betrieb, der bei der Station Langenberg I (im heutigen
Nordrhein-Westfalen) ausgemustert worden war. Mit 15 kW verfügte er
schon über eine erheblich höhere Leistung als der erste Sender in
Altenkessel.
|
Als Antenne diente eine dreifache T-Antenne, die zwischen zwei 31 m und 35 m hohen Holzmasten aufgespannt war (siehe Bild oben).
1938 wurde der Sender mit einer Quarzstufe auf den neuesten Stand der
Technik gebracht, um die Frequenzstabilität zu erhöhen. Seine
Ausgangsleistung konnte auf 17 kW angehoben werden.
|
|
|
Bild oben links: Teile des Senders Langenberg I wurden mit der Bahn angeliefert und auf Lastwagen verladen.
Oben rechts: Die abenteuerliche Montage eines
der beiden Holzmasten der T-Antenne.
Links: Die Techniker, die den Sender in der Sen-
de-Baracke aufbauten. In der Mitte steht Rudi Bluel, später 9S4AL*). (Danke f. d. Foto an Rudi Bluel jr.)
|
*) 9S4 war das Länderkennzeichen für die Funkamateure des Saarlandes > siehe unsere Seite über den Amateurfunk! |
Der Heusweiler Sender wurde von der Deutschen Reichspost betrieben. Besondere Bedeutung kam ihm während der Olympischen Spiele von 1936
zu. Die NS-Propaganda legte großen
Wert auf die sichere Übertragung der Spiele im Radio. Wie Zeitzeugen
berichteten,
wurden damals die Reportagen bereits von vielen Hörern verfolgt. Bei dem Sender gab es
jedoch Probleme mit der Kühlung: Die mangelhafte Versorgung mit
Kühl- wasser führte bei Beginn der Spiele zu einem Ausfall des Senders,
weshalb die Gemeindewerke nach einer schriftlichen Aufforderung durch
die Reichspostdirektion eine besondere Pumpstation installieren mussten
(siehe Abbildung rechts).
In
den folgenden Jahren erfuhr der Rundfunk im Saarland - wie im ganzen
Reich - einen großen und schnellen Aufschwung, da er einen sehr wichtigen
Beitrag zur weiten Verbreitung der NS-Propaganda leisten sollte.
In den letzten Kriegsjahren plante man für das Saarland einen neuen, 100 kW starken Sender
- interessanterweise schon damals - auf dem Sauberg bei Felsberg-Berus (auf dem ja später der Sender Europe No. 1
entstand). Wegen der Kriegsereignisse musste man dieses Vorhaben aber
aufgeben. Am 10. März 1945 wurde die Senderanlage in Heusweiler von alliierten Jagdbombern beschossen und völlig zerstört. Damit war das Ende des Reichssenders Saarbrücken besiegelt. |
|
|
Nach dem 2. Weltkrieg besetzten zunächst die Amerikaner unser Land; im Juni 1945 wurden sie von französischen Truppen abgelöst. Deren Militärregierung
wollte in Saarbrücken einen Radiosender zur Verfügung haben, der sie
bei der Durchsetzung ihrer Ziele im Saarland unterstützen sollte. Da
vom
alten
Reichssender
keine Studios und Sendeanlagen mehr vorhanden waren, setzte sie in
monatelanger
Arbeit und mit Unterstützung durch die Rundfunkabteilung der französischen Armee einige Räume
der im Krieg stark beschädigten Saarbrücker Wartburg
notdürftig wieder instand. Sie sollte nun als Funkhaus für den neuen Rundfunksender dienen.
Die
Eigentumsverhältnisse der bisherigen Sendestelle Heusweiler waren mit
der Postverwaltung noch nicht geklärt, deshalb errichtete man zunächst
auch die Sendeanlage auf dem Gelände der Saarbrücker Wartburg. Die
Rundfunkabteilung der französischen Armee stellte einen fahrbaren, zwei Kilowatt starken amerikanischen Marconi-Militärsender leihweise zur Verfügung.
So konnte man bereits am 7. Dezember 1945 mit Versuchssendungen auf der Mittelwellen-Frequenz 1348 kHz = 223 m beginnen. Dafür hatte man eine T-Antenne auf dem Wartburg-Gelände aufgebaut. Als elektromagnetisches Gegengewicht vergrub man ein ausgedientes Schank- Buffet aus Metall 1,50 m tief unter der Erde
neben dem Gebäude. Am 17. März 1946 wurde der neue Sender unter dem Namen Radio Saarbrücken in der Wartburg feierlich eingeweiht. Er war der erste Mittelwellensender der französischen Zone. Die Station in Baden-Baden sendete damals noch auf Kurzwelle. Die
Reichweite des Wartburg-Senders endete allerdings wegen seiner geringen Leistung schon in der näheren
Umgebung von Saarbrücken.
Mitte 1946 wurde die Senderanlage von der Wartburg wieder nach Heusweiler verlegt,
nachdem die Besitzfrage des dortigen Geländes mit der Post geklärt
worden war.
Der Sender nahm seinen Betrieb am 19. Juni auf und speiste nun zunächst
wiederum eine T-Antenne (ähnlich derjenigen im zweiten Bild
ganz oben). Sie war zwischen zwei provisorischen und etwa
30 m hohen Holzmasten aufgespannt
worden. Im Juli 1946 errichtete man einen 50 m
hohen selbststrahlenden, abgespannten Mero-Stahlgittermast mit
Rundstrahlcharakteristik. Die Reichweite des Senders erhöhte sich
dadurch bereits beträchtlich, obwohl weiterhin nur die geringe
Sendeleistung des Marconi-Senders von zwei Kilowatt zur Verfügung
stand.

|
Zwischen
dem 14. und 21. Februar 1948 wurde die Frequenz des Senders mehrfach geändert,
und zwar nacheinander auf 1321, 1348, 1267 und 1276 kHz.
Ab Februar 1948 konnte
man einen leistungsstärkeren Sender einsetzen, den die französische
Rundfunkgesellschaft RDF Nancy leihweise zur Verfügung gestellt hatte - siehe Bild links.
Dieser neue Thomson-Houston-Sender verfügte über eine Leistung von 20
kW und war in einer Baracke auf dem Sendegelände in Heusweiler aufgebaut.
Der bisher benutzte fahrbare Marconi-Sender wurde zu einer anderweitigen Verwendung nach Kaiserslautern verbracht.
|
|
Am
14. Juli 1948, dem französischen Nationalfeiertag, setzte man den neuen
Thomson-Sender in Heusweiler in Betrieb und schloss ihn an einen 120 Meter hohen Antennen-Mast an, den man inzwischen errichtet hatte - siehe Bilder >
Sein Fußpunkt lag auf 288 Meter Meereshöhe.
Durch
eine sogenannte Doppelspeisung verbesserte man die Schwundminderung im
mittleren Nahbereich des Senders. Die Reichweite der Sendeanlage
erhöhte sich dadurch nun nachts auf bis zu 500 km.
Der
neue Mast wurde bis zu der Abschaltung des Mittelwellen-Senders im Jahr
2015 verwendet. Er stand noch bis zum 21.9.2018, als er zusammen mit
dem später errichteten zweiten Mast gesprengt wurde (siehe unten auf dieser Seite, im Abschnitt E).
Bilder rechts: Aufbau des Mastes 1948 mit Guido Schillo von der Klempner- & Installationsfirma Weingart in Heusweiler
|
|
|
Der
bisherige 50-m-Mast blieb als Reserveantenne bis 1962
stehen, dann wurde er abgebaut. 1964 errichtete man ca. 300 Meter
nördlich von dem 120-m-Mast einen neuen Reservemast, der ebenfalls 50 Meter hoch war.
Im September 1948 wurde
dem saarländischen Sender auf der europäischen Mittelwellen-Konferenz
durch Intervention des französischen Vertreters M. Mayer eine neue
Frequenz zugeteilt. Als am 15. März 1950 der Kopenhagener Wellenplan in Kraft trat, wechselte Radio Saarbrücken auf die ihm dort zugeteilte Frequenz 1421 kHz = 211 m und nutzte diese dann mehrere Jahrzehnte lang.
1958 konnte man die Sendeleistung durch den Aufbau eines stärkeren Senders, ebenfalls von Thomson-Houston, auf 100 kW
verfünffachen. Dieser wurde in einem inzwischen neu errichteten
Sendergebäude aufgebaut und an den 120-m-Antennenmast angeschlossen.
Die Einweihung des neuen Senders feierte man am 24. Oktober 1958.
|
Schon fünf Jahre später, nämlich am 18. Dezember 1963,
erfolgte die nächste Leistungserhöhung. Dafür baute man in der zu
diesem Zweck erweiterten Sendehalle einen neuen Thomson-Houston-Sender
mit 300 kW auf (Bild rechts). Vier Monate später, am 21. April 1964, wurde er mit dem bisherigen 100-kW-
Sender gekoppelt. Die
Gesamtleisung stieg
damit auf 400
kW an, und die Reichweite
erhöhte sich beträchtlich. In den Nachtstunden konnte man ihn schon in großen Teilen Europas empfangen.
Inzwischen war (am 2. Januar 1964) aus dem in Heusweiler ausgestrahlten "Radio Saarbrücken, 1. Programm" die neue "Europawelle Saar"
mit einem innovativen Sendungskonzept geworden. Um dem neuen Namen der
Station gerecht zu werden, sollte er möglichst in ganz Europa empfangbar sein. Deshalb
baute man 1965 die bisherige
Ein-Element-Antenne
zu einer Zwei-Mast-Richt- Antenne aus, deren Hauptstrahlrichtung bei etwa 60° lag. Dazu wurde ein zweiter gleich hoher Stahlfachwerkmast in
etwa 50 m Entfernung ostnordöstlich von dem ersten errichtet. Er
übernahm nun die Funktion des Strahlers, während der alte Mast fortan
als passiver Reflektor diente und so die Abstrahlung in Richtung
Südwesten dämpfte (West-Frankreich, Spanien), nach Osten hin aber verstärkte (von Skandinavien bis Italien, einschließlich DDR - siehe Karte
unten).
|
|
Im August 1972
erweiterte man das Sendegebäude in Heusweiler, um im Dezember darin einen
neuen, größeren Sender der Firma Thomson-CSF aufbauen zu können (siehe Bild rechts). Dieser sendete nun mit 600 kW,
aber nur während des Tages. Da die Reichweite eines Mittelwellensenders wegen der günstigeren Ausbreitungsbedingungen
in der Nacht wesentlich
größer
ist als am Tag, reduzierte
man mit Einbruch der Dunkelheit die Leistung wieder auf
400 kW. So konnten Störungen anderer Sender, die in größerer Entfernung
auf derselben oder einer dicht benachbarten Frequenz arbeiteten,
verringert werden. Im Frühjahr 1973 beschaffte man noch einen zweiten
600-kW-Sender des gleichen Typs und betrieb ihn vom 4. Juni an mittels
einer Brückenschaltung tagsüber parallel mit dem ersten. So wurde das
Programm der Europawelle nun bei Tag mit der sagenhaften Leistung von
1200 kW (= 1,2 MW) ausgestrahlt.
Damit war der Sender Heusweiler zum leistungsstärksten Mittelwellensender Europas geworden.
|
|
|
Er
hatte bereits am Tag eine erstaunliche Reichweite von etwa 500 km. Und
obwohl bei Einbruch der Dunkelheit die Leistung auf die Hälfte
reduziert wurde, konnte man ihn nachts praktisch in ganz Europa empfangen,
und zwar von Skandinavien bis Süditalien und sogar in Nordafrika (siehe Bild links). Aufgrund
der Richtstrahlwirkung
nach Ostnordost konnte die Europawelle auch in der DDR und in weiten Teilen Osteuropas gut gehört werden.
Sie war nun auch zu einer ernsten Konkurrenz für die „Fröhlichen Wellen“ von Radio Luxemburg geworden. Eine dieser Wellen war tagsüber die benachbarte Mittelwellen-Frequenz 1439 kHz (208 m).
(RTL-Stationsansage
von Camillo Felgen):
Bald
gab es Kofferradios zu
kaufen, auf denen man mit Hilfe einer so genannten
"Goldenen Europa-Taste" den Heusweiler Sender der "Europawelle Saar" direkt anwählen konnte. Eine solche Taste gab
es bei anderen Kofferradio-Geräten auch für Radio Luxemburg.
Als
1978 der Genfer Wellenplan von 1975 in Kraft trat, musste man die
Frequenz des Heusweiler Mittelwellensenders geringfügig von 1421 auf
1422 kHz ändern.
|
Zur späteren Entwicklung des Heusweiler Senders und seiner Antennenanlage siehe weiter unten in: C) Der Heusweiler Sender ab 1994
B) Die Auswirkungen des
Heusweiler Senders auf seine Umgebung
|
|
a) Bei
hohen Sendeleistungen wurden bei dem damaligen Stand der Technik die
Endröhren eines Funksenders im Betrieb glühend heiß und mussten mit
Wasser gekühlt werden. Für die Ableitung und Nutzung der Sendewärme
ließ man sich in Heusweiler etwas Besonderes einfallen. Man entzog dem
Wasser in einem Wärmetauscher die Abwärme und führte diese viele Jahre
lang
über eine Fernheizleitung dem ganz in der Nähe gelegenen Heusweiler
Schwimmbad zu.
Damit
wurden Schwimmbecken und Brauchwasser für das Hallen- und Freibad
aufgeheizt, wodurch die Energiekosten des Bades bis zu seiner
Schließung im Jahr 2007 verringert werden konnten. Mehr zu dem Bad: Seite Freibäder unter Heusweiler!)
Bild links zeigt das schon geschlossene Heusweiler Schwimmbad im Jahr 2013.
|
b) Eine weitere Besonderheit des Senders Heusweiler stellte das stählerne Abschirmgitter
dar, das Ende der
70er-Jahre vom Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) über eine Strecke von
ca. 600 Metern über die Bundesautobahn A8 gespannt wurde. Die A8 führt
an den Sendemasten vorbei und ist an einer Stelle weniger als 150 Meter
von ihnen entfernt - siehe Bild rechts. (Foto: SR)
Das Drahtseilnetz (siehe die beiden nachfolgenden Bilder) war an massiven Betonmasten befestigt, die metertief in der Erde verankert waren.
Es
wirkte wie ein Faradayscher Käfig und schirmte die Fahrbahn gegen
möglicherweise gefährliche Hochfrequenz-Einstrahlungen des Senders in
die Elektrik und Elektronik der Fahrzeuge ab.
|

|
So
wollte man Störungen an der damals aufkommenden modernen Elektronik der
Kraftfahrzeuge verhindern und eventuell auch an medizinischen Geräten,
die die Fahrzeug-Insassen trugen (z. B. Herzschrittmacher). Allerdings
wurden auch an den zahlreichen Fahrzeugen, die jahrzehntelang täglich
außerhalb
des
Gitternetzes auf einer anderen Straße verkehrten, die ebenfalls direkt
an der Sendeanlage, aber außerhalb der Abschrimungen vorbeiführt, zu
keiner Zeit irgendwelche Schäden an ihrer Elektronik festgestellt.
Da
der Sender bereits vor dem Bau der Autobahn existiert hatte, war nicht
sein Betreiber, der SR, sondern die Straßenbaubehörde für die Kosten
der Abschirm-Anlage zuständig. - Eine solche
Konstruktion ist in dieser Form wohl einmalig auf der Erde, und dies
ist einer der Gründe dafür, weshalb der
Name "Sender Heusweiler" bei Radiofans in aller Welt bekannt ist.
Fotos: R. Freyer
c) Die hohe Sendeleistung verursachte aber auch Störungen bei den in der Nachbarschaft des
Senders lebenden Anwohnern. Im Telefon war z.B. das Radioprogramm manchmal lauter zu
hören als der Gesprächspartner, sogar noch dann, wenn man mehrere Kilometer vom
Sender entfernt wohnte. In der näheren Umgebung des Senders tönten aus allen möglichen elektrischen Geräten Musik
und Sprache, sogar aus Kühlschränken und Elektroherden. Man musste nur
einen Topfdeckel auf die Herdplatte legen, schon konnte man den Weissenbachs
oder später Dieter Thomas Heck zuhören. Wenn man einen anderen Sender als den SR im
Radio eingestellt oder eine eigene Schallplatte aufgelegt hatte, hörte man parallel im Hintergrund den SR mitlaufen.
Örtliche
Rundfunk- und Fernsehtechniker und - bei Störungen im Telefon -
Techniker der Post (später Telekom), konnten zwar durch den Einbau von
teuren
Netzfiltern meist Abhilfe schaffen, aber die Kosten dafür musste der
„Entstörte“
selbst tragen. Verantwortliche des Senders sagten, man sei nicht
zuständig, weil die Aussendungen
amtlich genehmigt waren. Ein früherer
Rundfunk- und Fernsehtechniker aus Heusweiler berichtete uns, dass
diese
Störsituation wohl in der ganzen Welt einzigartig war, weil sonst fast
überall strengere
Vorschriften in Bezug auf die Leistung von Sendern und deren
Mindestabstand zu
Wohngebieten herrschen.
Lesen Sie zu diesem Thema ganz unten
auf dieser Seite die - wahre! - Anekdote eines Heusweiler
Globetrotters, dessen zu Hause gebliebene Gattin "senderbedingte"
Probleme beim Empfang von Fax-Sendungen aus Vietam hatte.
C) Der Heusweiler Sender ab 1994
1994 stellte
der Saarländische Rundfunk die Ausstrahlung des SR1-Programms auf
Mittelwelle ein (der Name "Europawelle" entfiel, weil er nicht mehr
zutraf). SR1 ist über Antenne seitdem nur noch auf UKW zu empfangen,
seit einigen Jahren auch im Internet und über DAB bzw. DAB+.
Seinen Mittelwellen-Sender in Heusweiler vermietete der SR zusammen mit der dazugehörigen Antennenanlage nun an das Deutschlandradio und übertrug von 1994 an dessen Programm
des Deutschlandfunks (DLF) auf der bisherigen
SR1 - Frequenz 1422 kHz. Die Sendeleistung
wurde wieder auf 600 kW zurückgefahren.
Im Februar 2008 nahm der SR in Heusweiler für diese
Ausstrahlung eine neue moderne Sendeanlage in Betrieb. Geliefert wurde sie von der
TRANSRADIO SenderSysteme Berlin AG (die aus der TELEFUNKEN SenderSysteme AG Berlin
hervorgegangen war). Die Anlage bestand aus zwei zusammengeschalteten
200-kW-Sendern und arbeitete aufgrund ihrer Dynamischen Amplitudenmodulation
(DAM) stromsparend. Sie sendete ganztägig mit 400 kW und war auch für den
ursprünglich geplanten Betrieb im DRM-Standard (Digital Radio Mondiale) mit 200 kW
vorbereitet, der aber dann doch nicht eingeführt wurde.
Wenn die 2x120 m hohe Zweimastantenne
zu Reparatur- oder Wartungszwecken abgeschaltet werden
musste, stand nun keine Reserveantenne für 1422 kHz mehr zur Verfügung,
und der Sender musste solange pausieren. Dies war zuletzt Anfang 2014
an mehreren Tagen der Fall, als die Befeuerung des nordöstlich
stehenden (Strahler-) Mastes für mehrere Wochen ausgefallen war (siehe Foto rechts) und repariert werden musste. Auch die 50 m hohe Hilfsantenne war offensichtlich unbeleuchtet.
Seit
2005
betrieb der Saarländische Rundfunk in Heusweiler noch einen zweiten,
kleineren MW-Sender. Er strahlte auf der Frequenz 1179 kHz mit 10 kW
Sendeleistung das
deutsch-französische Informations-Programm Antenne Saar aus.
Als Antenne wurde
der 50-m-Mast benutzt, der bis dahin als Reserveantenne für den
„großen“ Sender diente; er ist auf dem Bild rechts oben ganz rechts schwach zu
sehen. Anfangs sendete "Antenne Saar" nur tagsüber; vom 2. November
2009 an lief er im 24-Stunden-Betrieb. Seit dem Ende der Mittelwelle im Dezember 2015 (siehe weiter unten im Abschnitt E) !) ist auch "Antenne Saar" nur noch über DAB und im Internet zu hören.
D) Übersicht über die Entwicklung aller saarländischen Mittelwellensender
ab
|
Frequenz/Wellenlänge
|
Antenne
|
Standort
|
Leistung
|
Programm
|
|
|
|
|
|
|
Sept. 1935
|
1249 kHz = 240,2 m
|
(unbekannt)
|
Altenkessel
|
700 Watt
|
Sendungen des Groß-
deutschen Rundfunks
|
23.12.1935
|
859 kHz bzw. 1249 kHz
|
T-Antenne
|
Heusweiler
|
17 kW
|
Reichssender Sbr.
|
7.12.1945
8.3.1946
|
1465 kHz = 204.8 m
1348 kHz = 222,5 m
|
T-Antenne
|
Saarbrücken (Wartburg)
|
2 kW
|
Radio Saarbrücken
|
19.6.1946
|
1348 kHz = 222,5 m
|
T-Antenne
|
Heusweiler
|
2 kW
|
"
|
Juli 1946
|
"
|
50-m-Mast
|
"
|
"
|
"
|
23.2.1948
|
1267 kHz = 236,8 m
|
"
|
"
|
20 kW
|
"
|
10.7.1948
|
"
|
120-m-Mast
|
"
|
"
|
"
|
15.3.1950
|
1421 kHz = 211 m
|
"
|
"
|
"
|
"
|
4.10.1958
|
"
|
"
|
"
|
100 kW
|
SR 1
|
18.12.1963
|
"
|
"
|
"
|
300 kW
|
"
|
2.1.1964
|
"
|
"
|
"
|
"
|
SR 1 Europawelle
|
21.4.1964
|
"
|
"
|
"
|
400 kW
|
"
|
18.3.1965
|
"
|
2-Mast-Ant.
|
"
|
"
|
"
|
4.12.1972
|
"
|
"
|
"
|
600 kW
|
"
|
4.6.1973
|
"
|
"
|
"
|
1200 kW
|
"
|
23.11.1978
|
1422 kHz = 211 m
|
"
|
"
|
"
|
"
|
1994
|
"
|
"
|
"
|
600 kW
|
DLF
|
2005
|
1179 kHz = 254 m
|
50-m-Mast
|
"
|
10 kW
|
neues Programm
"Antenne Saar" |
2008
|
1422 kHz = 211 m
|
2-Mast-Ant.
|
"
|
400 kW
|
DLF
|
31.12.2015,
23:57 Uhr
|
Endgültiger Sendeschluss für die Mittelwellenausstrahlungen des Saarländischen Rundfunks
|
21. 9. 2018
|
Sprengung der Halteseile der Antennenmasten, danach Zerlegung der umgefallenen Masten
|
Eine ausführliche Tabelle über alle Ton-Rundfunksender im Saarland von 1935 bis heute
finden Sie am Ende unserer Seite Rundfunkgeschichte.
|
> Zu unserer Bilderseite über die Sendeanlage Heusweiler, solange sie noch in Betrieb war
E) Abschaltung des Heusweiler Senders wie aller europäischen Mittelwellen-Sender am 31.12.2015
Ende 2015
sind in der Bundesrepublik sämtliche Mittelwellensender - wie alle MW-Sender des Deutschlandfunks - außer Betrieb
genommen worden, weil sie aufgrund der ständig abnehmenden Zahl von
Hörern in diesem Wellenbereich und ihrer hohen Betriebskosten nicht
mehr rentabel waren.
So wurde am 31. Dezember 2015 auch der MW-Sender Heusweiler endgültig abgeschaltet. Ab
23:45 Uhr lief - wohl um nicht die gerade laufende Sendung
des Deutschlandfunks abbrechen zu müssen (die von da an nur noch über
UKW und DAB+ ausgestrahlt wird) für ca. 12 Minuten das Pausenzeichen
des DLF. Eine Absage oder Abschiedsworte gab es nicht.
Am darauf folgenden Neujahrstag brachte der Aktuelle Bericht des SR
eine kleine Reportage über die Abschaltung.
Das Bild zeigt den Tastendruck zur Abschaltung des DLF-Mittel- wellensenders in Heusweiler am 31. Dezember 2015 um 23:57 Uhr.
(Foto: SR, Aktueller Bericht vom 1.1.2016)
Von
der „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der
Rundfunkanstalten“(KEF) sollte es vom 1. Januar 2016 an keine Zuschüsse
mehr aus dem Fonds der Rundfunkbeiträge
für Mittelwellenprogramme geben. Damit ging die Mittelwellen-Ära in
Deutschland zu Ende. Die Ausstrahlungen der letzten bundes-deutschen
Rundfunkanstalten auf Mittelwelle endeten am 31. Dezember 2015. Auch der Mietvertrag zwischen dem Deutschlandradio und dem SR für den Sender Heusweiler war zu diesem Datum gekündigt worden. Seitdem sind die Programme des Deutschlandfunks (DLF) und von Antenne Saar nur noch über
DAB+ (digital) und im Internet zu empfangen, DLF außerdem
weiterhin auch über zahlreiche UKW-Sender.
Der SR benötigt nun die gesamte in Heusweiler befindliche Anlage nicht mehr. Die beiden jeweils 120 Meter hohen Antennenmasten und
die 50 Meter hohe Reserve-Antenne sollen demnächst demontiert werden (siehe auch weiter unten in "Allerneueste Entwicklung").
Die Verwaltungs- und Technikgebäude wird der SR vermieten, falls er Interessenten dafür findet.
Schon
im Jahr 2008 hatte man nach der Verminderung der Sendeleistung von 1200
auf 400 kW beim LfS (Landesbetrieb für Straßenbau) Überlegungen
angestellt, das
Gitternetz
über der Autobahn (siehe
oben im Abschnitt "Einfluss des Senders auf seine Umgebung") zu
entfernen. Aus Sicherheitsgründen nahm man damals aber noch Abstand
davon. Nach der Abschaltung des starken MW-Senders gibt es für das LfS
keinen Grund mehr für eine weitere Erhaltung des Netzes. Man wird es
also abbauen und damit die Kosten sparen, die durch seine regelmäßige
Überprüfung und Wartung entstehen. [1]
Einige Zeit vor der Abschaltung unternahm der SR noch 'Rettungsversuche' für seinen Heusweiler Sender
Am
5. Mai 2015 berichtete die Saarbrücker Zeitung [2], dass das
luxemburgische Unternehmen BCE (Broadcasting Center Europe), eine
Tochtergesellschaft von RTL, sein Interesse an einer Anmietung der
Heusweiler Sendeanlage bekundet habe, um von dort aus seine Mittelwellen-Ausstrahlung deutschsprachiger Sendungen auf 1440 kHz
fortzusetzen.
Den Grund dafür entnahmen wir einer anderen
Quelle: Die bisherige Luxemburger Sendeanlage in Marnach sollte ihren
Betrieb vollständig einstellen, weil das Großherzogtum Luxemburg das
Gelände aufkaufen und dort ein Wirtschaftszentrum für
Unternehmen im Bereich der audiovisuellen Medien und der
Telekommunikation errichten wollte [3]. Dieses Vorhaben soll aber nach
einer Meldung des Lëtzebuerger
Tageblatts vom 11.1.2016 wieder aufgegeben worden sein; stattdessen sollte dort ein Flüchtlingslager entstehen. Da aber RTL-Radio inzwischen
beschlossen hatte, seinen Mittelwellensender ebenfalls am 31.12.2015
endgültig abzuschalten, war die Angelegenheit hinfällig.
-----------------------------------------
[1] Saarbrücker Zeitung, Ausgabe Völklingen vom 23. 1. und vom 6. 2. 2015, jeweils Seite C1.
[2] Saarbrücker Zeitung vom 5. 5. 2015: ausführlicher Bericht in den Ausgaben 'Köllertal' und 'Völklingen, Warndt & Köllertal', S. C1, sowie
Kurzmeldung im Saarland-Teil, Seite B3
[3] Infos aus: http://www.radioszene.de
[4] Saarbrücker Zeitung vom 12.12.2015, Ausgabe 'Köllertal'
(21.12.2015)
Zum
Thema der Abschaltung des Mittelwellensenders Heusweiler und seiner
Historie strahte SR 2 am 20. Dezember 2015 in seinem Medienmagazin
"Medienwelt" eine Spezialausgabe aus. Darin
hörte man auch O-Töne von einem Besuch beim Sender, z.B. Gespräche mit
Sendertechnikern. In den letzten Minuten der Sendung sagte Intendant
Thomas Kleist u.a., dass man den MW-Sender nicht einfach verschrotten
könne, denn er sei "industrielles saarländisches Kulturgut". Er stehe
im Gespräch mit einer Einrichtung im Saarland (welche?)
und hoffe,
dass einer der riesigen Röhrensender aus den 70-ern, der noch in dem
Gebäude steht, den nachfolgenden Generationen erhalten bleibe. Wann die
Antennen genau abgerissen werden sollen, war damals noch nicht bekannt.
- Zum neuesten Stand in dieser Angelegenheit (September 2018) siehe unsere Seite über die Heusweiler Mittelwellensender-Antennen.
Wer
sich allgemein für das Thema der endgültigen Abschaltung der deutschen
Mittelwellensender interessiert (ob auch Heusweiler darin erwähnt wird,
haben wir nicht überprüft), kann sich unter dem folgenden Link anhand einer
Aufstellung aller Sendungen, die der Deutschlandfunk zu diesem Thema gesendet hat,
informieren:
http://www.deutschlandfunk.de/abschaltung-mittelwelle.2571.de.rss?dram:article_id=266956
(Vielen Dank für aktuelle Infos hierzu an Dieter Mahlfeldt, DC5BT, 24220 Flintbek)
F) Abriss der Antennenmasten in Heusweiler am 21. September 2018
An diesem Tag wurde um Punkt 19:30 Uhr je ein Halteseil ("Pardune") der beiden 120-Meter-Masten des Heusweiler Senders
gesprengt. Daraufhin
fielen die beiden Masten um, und dabei brach oben jeweils ein gutes
Drittel von ihnen ab. Zwölf Sekunden nach der ersten Zündung wurde auch
eine Pardune der kleineren, 50 m hohen Hilfsantenne gesprengt, die
danach ebenfalls umfiel.
Bilder davon sehen Sie am unteren Ende unserer Seite Sender Heusweiler - Bilder.
|
Auch der Deutsche Spreng-Verband e.V. hat hervorragenden Fotos und ein Video über die Sprengung aus der Sicht des Sprengunternehmens ins Internet gestellt: https://www.sprengen.de/2018/09/15/sendeschluss-sprengung-sendemasten-heusweiler/
G) Ende der Mittelwelle in Europa
Der MW-Sender von Radio Luxemburg (RTL) auf
208 m in Marnach stellte schon kurz nach der Jahreswende 2015/16,
nämlich am 1. Januar
2016 um 1 Uhr, seinen Betrieb ein. Dieser Sender war seit 1955 eine der
"Fröhlichen Wellen" des deutschen Programms von RTL (siehe hierzu auch >dort!) und hatte täglich ab
19
Uhr die äußerst beliebten englischsprachigen
Sendungen von Radio Luxemburg nach Großbritannien ab. Auch diese Aussendungen wurden aber schließlich beendet, und am 11.2.2016 berichtete das Lëtzebuerger Tageblatt, dass die letzten drei MW-Sendemasten
von RTL in Marnach abgebaut worden seien.
Ungeachtet der Mittelwellen-Abschaltungen blieb der französischsprachige RTL-Langwellen-Sender auf 234 kHz in Beidweiler/Luxemburg weiterhin in Betrieb, und ebenso der Langwellen-Sender (183 kHz) auf dem Sauberg bei Berus (siehe unsere Seite über Europe I). Später wurden aber auch diese Sender endgültig abgeschaltet.
Jürgen Dippe aus Neunkirchen schickte uns am 5. Mai 2015 den nachfolgenden Kommentar über die MW-Abschaltungen; er ist in Bezug auf die letzte Entwicklung aber inzwischen überholt:
Guten Tag, Herr
Freyer, da sind Sie heute mit dem Beitrag zum Sender Heusweiler
hochaktuell. Es stirbt mit dem Abschalten der MW-Sender - nachdem es
in D schon seit 2011 keine Kurzwellen-Sendungen mehr gibt - bedauerlicherweise
die Ur-Technologie des Rundfunks. Leider wird hierbei auch die
Informationssicherheit dieses Mediums für Krisenzeiten
verkannt.
Übles
ist auch für die UKW-Sender geplant. Das Bundesministerium für Verkehr
und digitale Infrastruktur hat vor ein paar Jahren zu einer "Digital Radio
Konferenz" einladen. Das Ergebnis
scheint festzustehen: zwangsweise wird die Umstellung von UKW auf DAB+
kommen. Der Konsument Radiohörer wünscht dies nicht - ich habe bereits
ein DAB+ Radio gekauft. Signifikante Vorteile kann ich nicht
feststellen. Vorteile liegen allein bei den Sendern, dort werden
Wartungskosten und Energiekosten gespart. Kleiner, offenbar
unwesentlicher
Nebeneffekt: Nach Abschaltung von AM ( KW, MW, LW) und UKW müssen in D
- da nicht mehr funktionsfähig - rund 330 Mio Radiogeräte entsorgt
werden!!!
H) Kleine Anekdote: Sender Heusweiler konnte manchmal sogar in Vietnam gehört werden!
(Zusatz zum Thema weiter oben "Der
Einfluss des Heusweiler Senders auf seine Umgebung")
Ich
war Ende der 90er Jahre beruflich in Vietnam unterwegs und wollte meine
in Heusweiler lebende Frau über meine Aufenthalte und die damit
verbundenen Eindrücke auf dem Laufenden halten. Hierzu stellte ich ihr
ein Faxgerät an der im Haus vorhandenen Telefonleitung bereit. Ich
meldete mich, wie versprochen, nach meiner Ankunft in Hanoi mit einem
Fax. Der Spaß war
nicht billig, aber effektiv. Auf meiner Reise nach Ho-Chi-Minh-Stadt
(früher Saigon) produzierte ich Reiseberichte, die ich vom jeweiligen
Hotel aus absenden wollte. Dort teilte man mir immer freundlich mit,
dass die Fax-Übertragung nicht zustande käme. Da aber jedes Mal eine
Telefonverbindung aufgebaut wurde, fielen Gebühren an und ich musste
immer zahlen (Hoteltarif bei Mindestzeit 3 Minuten, alles zusammen weit
über 100 DM - und das für nichts!)
Ich
glaube nur, was ich selbst sehe, und bat, mich das mal selbst machen zu
lassen. Ich nahm den Telefonhörer des Faxgerätes und wählte die
Heusweiler Nummer - und siehe da, was hörte ich: laut und deutlich die
Musik des Deutschlandradios, dem MW-Sender in Heusweiler. Damit war mir
klar, dass eine ordentliche Faxübertragung über eine dermaßen belegte
Leitung auf dem analogen Übertragungsweg nicht möglich war. Auf die
Schnelle konnte ich von Vietnam aus nicht veranlassen, dass zu Hause
ein Filter eingebaut wurde. Also blieb mir nur die Zeit der nächtlichen
Sendepause beim Heusweiler Sender, und das war dann in Vietnam am
Vormittag (abends blies ja der Sender ins Netz!) Das funktionierte dann
auch wie geplant.
Zuhause
angekommen, fragte ich beim Deutschlandradio in Berlin nach, wer für
die Störung des Telefonnetzes zuständig sei (und mich ggf. entschädigen
würde). Die verwiesen mich an den SR als Betreiber, dieser an die
Telekom als Telefonnetzbetreiber, und diese stellte mir als maximale
Geste einen kostenfreien Filter zur Verfügung (da an der Leitung noch
ein
altertümliches „posteigenes“ Telefon betrieben wurde und kein auf dem
freien Markt gekauftes).
Da
heute alle Kommunikation über IP läuft, kann dies nicht mehr vorkommen,
leider zu spät... Und die Funkwellen aus Heusweiler gibt es nun auch
nicht mehr, die zu mancher Tageszeit den Kochtopf auf dem E-Herd zum
Tanzen brachten. Hartwig Asbrock (hasbrock@aol.com)
-------------------------------------------
Fotonachweise zu dieser Seite: Rainer Freyer (alle Farbfotos) sowie Verein für Industriekultur und Geschichte Heusweiler-Dilsburg.
Verwendete Literatur:
Saarländischer Rundfunk (Hrsg.) 25 Jahre Saarländischer Rundfunk - Die Entwicklung seit Wiederbeginn. Dokumentation (Bild und Text): Altmeyer, Klaus. Saarbrücken 1971.
Saarländischer Rundfunk (Hrsg.) Unser Sender an der Saar. 50 Jahre Rundfunk im Saarland. Text: Hans Bünte. Saarbrücken 1985.
Bünte, Hans u.a. Hrsg.: Buchholz, Axel. Raff, Fritz.
Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar - 50 Jahre Saarländischer Rundfunk. Freiburg, Basel, Wien 2007.
|