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Geografie und Landeskunde
Zur politischen Entwicklung im Saarland in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1959: siehe auf unserer Seite Zeittafel.
Angaben zur Geschichte des Landes an der Saar seit der Frühzeit finden Sie auf unserer Seite Saargeschichte.
Ausführliche Erläuterungen zu den verschiedenen Namen unseres Landes sind am Anfang der Seite Namen, Wappen, Flaggen, Hymnen.
Die folgende Zeichnung von Fritz Ludwig Schmidt mit
der Windrose und dem Wappen aus dem Jahr 1954 enthält einige
geografische Angaben über das Saarland. Der Zeichner und Grafiker hat
auch eine Saarlandkarte nach dem Stand der 50er-Jahre erstellt, die ganz unten auf dieser Seite wiedergegeben ist.
Zur Geografie des Saarlandes
Im Bild rechts erfahren wir interessante geografische Angaben über unser Land. Der
Text, den
Ludwig Schmidt kalligraphiert hat, lautet wie
folgt (wir geben ihn hier in besser lesbarer Schrift wieder):
Das Saarland
umfaßt eine Bodenfläche von 2.567,22 qkm und hatte am 30.11.1954 rund 987.000 Einwohner (bei einem Gebiets- umfang von etwa der Größe des benachbarten Luxembourg das ungefähr Dreifache dessen Einwohnerzahl).
[Mehr Statistik zum Saarland finden Sie weiter unten auf dieser Seite!]
Die
äußersten Grenzpunkte des Saarlandes liegen im Norden bei 49°38' nördl.
Breite (Gemeinde Eisen, Kreis St. Wendel) und im Süden bei 49°07'
nördl. Breite (Gemeinde Rilchingen-Hanweiler, Kreis Saarbrücken-Land).
Die Entfernung zwischen beiden Punkten beträgt 59 km.
Die
äußersten Grenzpunkte im Westen liegen bei 6°21' östlich Greenwich
(Gemeinde Nennig Kreis Merzig-Wadern) und im Osten bei 7°24' östlich
Greenwich (Ortsteil Bruchhof-Sanddorf, Homburg-Stadt). Die Entfernung
zwischen beiden Punkten beträgt 78 km.
Der
von dem Graphiker Fritz Ludwig Schmidt, Saarbrücken, gezeichneten Karte
zu diesem Text liegt ein Maßstab von
1:250.000 zugrunde.
[Ende des Schmidt-Textes. - Die darin genannte farbige Karte finden Sie > ganz unten auf dieser Seite.]
Weitere geografische Gegebenheiten:
Die Bodenfläche des Saarlandes von
ca. 2570 qkm entsprach vor der deutschen Wiedervereinigung (1990) etwa
einem Prozent
der Fläche des damaligen Bundesgebietes.
Seit dem Anwachsen der Gesamtfläche durch den Anschluss der neuen
Bundesländer stellt das Saarland nur noch 0,72 % der Fläche
Deutschlands dar.
Bevölkerungsentwicklung seit 1938
Einwohnerzahlen Saarland:
1938: 824.000
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1945: 745.000
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1946: 857.000
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1950: 949.000
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1955: 996.000
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1960: 1.060.000
|
1970: 1.121.000
|
2019: 990.000
|
∧ (etwa wie 1955!)
Die Einwohnerdichte lag 1954 bei etwa 385 Einwohnern je qkm, 2002 waren es 415 und 2015 wieder etwa 385 (wie 1954).
Die Einwohnerzahl von
knapp 1 Million im Jahr 1950 betrug nur 2 % der Einwohnerzahl der
damaligen BRD (ca. 50 Mio) bzw. 1,47 % in Bezug auf BRD und DDR
zusammen (ca. 68 Mio). Heute entsprechen die knapp eine Million
Saarländer einem Anteil von 1,29 % der Gesamt-Bevölkerung Deutschlands
(ca. 81 Mio). (Zahlen entnommen bzw. errechnet aus Angaben in: http://www.pdwb.de/deu50-00.htm.)
Einwohnerzahlen der Stadt Saarbücken:
Dezember 1944:
6.000
|
29. Oktober 1946: 89.709
|
14. November 1951: 111.450
|
31. Dezember 1955: 121.560
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6. Juni 1961: 130.705
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31. Dez. 1970: 128.251
|
31. Dezember 2019: 184.000 *)
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*) Der hohe Anstieg gegenüber 1970 resultiert aus der Gebietsreform mit zahlreichen Eingemeindungen. - Frühere Zahlen sind aus wikipedia am 11.3.2017)
Die zwei saarländischen Flüsse:
1) Die Saar (französisch: la Sarre) ist eine europäische Wasserstraße der Klasse Vb. Sie entspringt in Frankreich am Berg Donon im Norden der Vogesen mit ihren beiden je ca. 26 km langen Quellflüssen Rote und Weiße Saar. Die Länge der
Saar bis zu ihrer Mündung beträgt 227 km. Davon verlaufen die ersten 117 km in Frankreich (Elsass und Lothringen). Zwischen Saargemünd und Güdingen bildet die Saar über eine Strecke von 11 km die Grenze zwischen Frankreich und dem Bundesland Saarland (das ihr ja seinen Namen verdankt). Danach verläuft ihr Weg über 68 km durch das Saarland bis kurz hinter Saarhölzbach, und von dort aus über 31 km durch Rheinland-Pfalz, bis sie bei Konz als größter Nebenfluss in die Mosel mündet.*)
Größere Nebenflüsse der Saar im Saarland:
links: Rossel, Bist, Nied, Leukbach; rechts: Blies, Saarbach, Rohrbach, Sulzbach, Fischbach, Köllerbach, Ellbach, Prims
2) Die Blies ist
der größte Nebenfluss der Saar. Sie entspringt zwischen Selbach
(zur Gemeinde Nohfelden gehörig) und Gronig (Teil der Gemeinde Oberthal) und fließt über 99,5 km bis Saargemünd, wo sie in die Saar mündet.
*) Zahlen aus: http://www.wsa-saarbruecken.de/wasserstrasse/hauptdaten.html
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Änderungen der Grenzen des Saarlandes kurz nach dem 2. Weltkrieg
Die Karte zeigt die seit dem 23.4.1949 bis heute gültigen Außengrenzen des Saarlandes an.
Die
nicht schraffierten, weißen Teile dieser Karte stellen die Fläche des
Saargebiets während der Völkerbundszeit (von 1920 bis 1935) dar. Sie
war etwa um ein Drittel kleiner als das heutige Saarland. Der südliche
Hunsrück, auch Schwarzwälder Hochwald genannt, und der
nordöstliche Saargau zwischen Saar und Mosel gehörten nicht zum Saargebiet. 1946, 1947 und 1949 wurden Teile dieser Gebiete jedoch dem Saarland zugeschlagen. Die fett gezeichnete Außenlinie stellt die dadurch entstandenen Grenzen des Landes zu Deutschland, Frankreich und Luxemburg dar, die noch heute Gültigkeit besitzen. Sie ist also identisch mit der Grenze des heutigen Saarlandes. Die unterschiedlich schraffierten Flächen mit Datumsangabe markieren die einzelnen Gebietsänderungen
nach dem 2. Weltkrieg, die nachfolgend beschrieben werden.
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Drei "Wellen" von Gebietsänderungen
des Saarlandes
In den Jahren 1946 bis 1949 vergrößerte die französische Militärregierung das
Areal unseres Landes, indem sie ihm im Norden einen breiten Streifen
aus der bis dahin preußischen Provinz Rhein-Hessen-Nassau angliederte.
Dadurch wurde der Bereich des Saarlandes um ca. 900 qkm erweitert, und 142 Gemeinden wurden ihm angeschlossen.
Obwohl ein Teil dieser Maßnahmen nur zehn Monate später
wiederrückgängig gemacht werden musste, reicht unser Land seitdem im
Westen bis zur Mosel und im Norden bis zu den Höhen des Hochwaldes.
Die einzelnen Gebietsveränderungen fanden zu drei Terminen statt:
1) 1. August 1946:
Mit der (rechts wiedergegebenen) Anordnung Nr. 8 des fran- zösischen Oberkommandierenden General Koenig
(Décision No. 8 du CCFA) vom 18. Juli 1946 [1] wurden insgesamt
142 Gemeinden aus der Provinz Rhein-Hessen-Nassau der Délégation
Supérieure de la Sarre (französ. Militärregierung) unterstellt und
damit an das Saarland angegliedert:
a) Der vollständige Landkreis Saarburg, mit der Stadt Saarburg und weiteren 70 Orten (siehe rechts unter a).
Hierzu gehörten auch die in dem Gebiet zwischen der Mosel (von Nennig
bis Perl) und
der
Linie von Weiten über Orscholz und Nohn bis Wehingen-Bethingen
liegenden Orte; dieses Gebiet hatte bisher nicht zum Saarland gehört.
b) Elf Gemeinden aus dem Kreis Trier-Land (in der Liste rechts unter b).
c) Alle zum Landkreis Wadern gehörenden Orte (siehe rechts unter c).
So kam es, dass Gemeinden wie Losheim, Dagstuhl, Wadern, Braunshausen,
Nonnweiler, Nunkirchen, Primstal, Otzenhausen und Weiskirchen erst von
diesem Zeitpunkt an zum Saarland gehörten.
d) Achtzehn Gemeinden aus dem Landkreis Birkenfeld, unter ihnen Sötern, Grügelborn, Gonnesweiler, Neunkirchen/ Nahe, Reitscheid, Schwarzenbach, Steinberg-Deckenhardt, Walhausen und Türkismühle (alle Orte: siehe rechts unter d).
Damit wurde am 1.8.1946
die Einwohnerzahl des bisherigen Saargebiets um 90.000 und seine Fläche
um 941 qkm vergrößert. Außerdem erhielt unser Land dadurch erstmals
eine gemeinsame Grenze mit Luxemburg (von Nennig bis Perl, etwa 10 Kilometer lang).
Es
wird vemutet, dass die Franzosen mit der Ausweitung des Saarlandes bis
zur luxemburgischen Grenze den direkten Zugang der Deutschen zur
französischen Grenze über den bisher bestehenden schmalen Korridor
zwischen Nennig und Perl versperren wollten. Außerdem beabsichtigten
sie damit, das Einzugsgebiet der Arbeiter auf Gruben und Hütten
möglichst
vollständig unter ihre direkte Kontrolle zu bringen.
Offiziell
gaben sie jedoch als Grund für die Erweiterung der Fläche um einige
zusätzliche ländliche Bezirke an, dass sie dadurch die Ernährungslage
in dem landwirtschaftlich unterversorgten Industriegebiet verbessern
wollten. [2]
Die Amerikaner und die Engländer protestierten gegen diese eigenmächtigen Grenzziehungen,
die in ihren Augen zu umfangreich waren, und so musste Frankreich nach
zehn Monaten einen Teil davon wieder rückgängig machen.
Deshalb legte eine neue Verordnung des Commandant en Chef Français en Allemagne (Nr. 93 v. 6.6.1947) [3] Folgendes fest:
2) 8. Juni 1947:
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a) Diejenigen fünfzig Gemeinden des Kreises Saarburg, die nördlich der heutigen Grenze des Saarlandes lagen (inklusive Saarburg selbst - lesen Sie dazu bitte weiter unten den "Anhang zu 2a") wurden am 8.6.1947 wieder aus dem Saarland ausgegliedert und dem Land Rheinland-Pfalz zugeschlagen, das inzwischen (am 30. August 1946) gegründet worden war.
Der Korridor entlang der luxemburgischen Grenze
verblieb aber beim Saarland. Er umfasste folgende Gemeinden: Besch,
Borg, Büschdorf, Eft-Hellendorf, Faha, Münzingen, Nennig, Nohn,
Oberleuken, Oberperl, Orscholz, Perl, Rommelfangen, Sehndorf, Sinz,
Tettingen-Butzdorf, Tünsdorf, Wehingen-Bethingen, Weiten und Wochern.
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b) Auch der Anschluss von elf Gemeinden des Kreises Trier-Land (siehe rechts oben unter b) wurde
rückgängig gemacht. Damit wurden insgesamt 61 Gemeinden wieder aus dem
Saarland herausgelöst und an das Land Rheinland-Pfalz angeschlossen.
c) Im Nordosten wurden nun aber noch zusätzlich zahlreiche Gemeinden der Landkreise Birkenfeld und Kusel dem Saarland zugeschlagen. Als Begründung
führte man an, dass ihre Einwohner überwiegend im Saarland beschäftigt waren, und zwar hauptsächlich im Bergbau.
So wurden aus dem Kreis Birkenfeld von der französischen
Militärregierung folgende Gemeinden in den saarländischen Landkreis St. Wendel umgegliedert:
am 18. Juli 1946:
Bosen, Eckelhausen, Eisen, Eiweiler, Gehweiler, Gonnesweiler,
Grügelborn, Hirstein, Leitersweiler, Mosberg-Richweiler , Neunkirchen,
Reitscheid, Schwarzenbach, Selbach, Sötern, Steinberg-Deckenhardt,
Türkismühle und Walhausen
und am 7. Juni 1947: Asweiler-Eitzweiler, Freisen, Haupersweiler , Nohfelden, Oberkirchen, Schwarzerden und Wolfersweiler.
Insgesamt
verlor dieser Landkreis in den Jahren 1946 und 1947 dadurch 25
Gemeinden mit 17184 Einwohnern; das waren 19 Prozent der Bevölkerung
auf 24 Prozent der Gesamtfläche des Kreises.
Aus dem Kreis Kusel wurden am 8. Juni 1947 folgende Orte an das Saarland angeschlossen:
Osterbrücken,
Hoof, Marth, Saal, Niederkirchen und Bubach. Sie liegen alle im oder am
Ostertal und sind heute Stadtteile von St. Wendel.
Eine besondere Maßnahme erfuhr der Ort Selchenbach (Kreis Kusel). Die Ortschaft selbst verblieb zwar bei Rheinland-Pfalz (und wurde ans Amt Konken angeschlossen),
aber im Süden der Gemeinde lösten die Franzosen zur großen Überraschung
und gegen den Willen der Selchenbacher Bürger den nur 279 Hektar großen Königreicher Hof der der Gemeinde Selchenbach heraus und gliederten ihn in den Ort Marth ein [4]. Kurze Zeit wurde dieser als dem Saarland zugehörig erklärt.
Vielen Dank für einige Infos zu diesen Umgliederungen an Werner Müller, Bosen.
Über die Vorgehensweise der französischen Behörden bei dieser Aktion lesen Sie bitte unten im ANHANG den "Zusatz zu 2c)", und zu volkstümlichen Vermutungen über die Gründe für diese Maßnahme unter "Gerüchteküche 2".
3) 23. April 1949:
Eine letzte Grenzberichtigung erfolgte am 8. März 1949 durch den Anschluss der bis dahin pfälzischen Gemeinde Kirrberg bei Homburg
an das Saarland. Im Gesetz betreffend Einführung der saarländischen
Gesetzgebung in den eingegliederten Gebieten vom 22. April 1949 wurde
im Artikel 1 festgelegt, dass die "zum Saarland kommenden
Gebiete, und zwar die Gemeinde Kirrberg [und ein kleines zusätzliches Areal] verwaltungsmäßig dem Kreise Homburg eingegliedert" werden.[5] Die Zollschranken zwischen Kirrberg und Homburg gingen am 23. April 1949 um 12 Uhr hoch. [6]
Damit waren die bis heute gültigen Grenzen des Saarlandes festgelegt.
________________
Fußnoten:
[1] Amtsblatt des Regierungspräsidiums Saar 1946, Nr. 32, Seite 131 f.
[2] Siehe dazu die Internet-Seite GR-Atlas GA073 1946: Saarburg, Wadern unter
http://www.gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/te63/gr211/vi253/sw347
[3] Verordnung Nr. 93 betreffend Neuorganisation der Verwaltung der Rheinpfalz und des Saargebiets mit Wirkung vom 8. Juni 1947. Journal Officiel
du Commandement en Chef Français en Allemagne, Année 3 (1947), No. 77, Seite 765 f.
[4] Verfügung Nr. 214 betreffend Gebietsveränderungen der Gemeinden Selchenbach und Marth vom 30. Mai 1947. Journal Officiel du
Commandement en Chef Français en Allemagne, Année 3 (1947), No. 77, Seite 767.
[5] Amtsblatt des Saarlandes Nr. 26 (S) - 1949 vom 23. April. Seite 377.
[6] Saarbrücker Zeitung Nr. 94 vom 23.4.1999, S. L5.
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Aus der Gerüchteküche: Erstes Gerücht (das zweite Gerücht finden Sie weiter unten, im Anhang nach Abschnitt 2c)
Nachdem 1949 die Gemeinde Kirrberg
an das Saarland angeschlossen wurde - niemand wusste so recht, warum -
verbreitete sich das Gerücht, Johannes Hoffmann habe diese letzte
Gebietserweiterung veranlasst, weil er eine "gute Bekannte" in Kirrberg
hatte und so zu ihr fahren konnte, ohne die Grenze passieren zu müssen.
Quelle: Eine ältere
Saarländerin,
2010. Sie berichtete uns, das habe damals im Saarland "fast jeder
gewusst".
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Zusammenfassung: Die Flächengröße unseres Landes nach den Gebietsänderungen von 1920 bis 1949
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während der Völkerbundszeit (1920 - 1935) und bis zum 31. Juli 1946:
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1925 qkm (Quadratkilometer)
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ab 1. August 1946 (nach der Eingliederung von 142 Gemeinden):
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2866 qkm (+ 941 qkm)
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ab 8. Juni 1947 (nach der Ausgliederung von 62 Gemeinden):
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2559 qkm (- 307 qkm)
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seit März 1949 (nach der Eingliederung von Kirrberg) bis heute:
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2567 qkm (also + 8 qkm seit 1947; + 642 gegenüber 1920-1946)
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Anhang (zu Saarburg und zum Königreicher Hof:)
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Zum Abschnitt 2a): Saarburg:
Wie
das nebenstehende Foto zeigt, war die Bevölkerung von Saarburg und
Umgebung nicht einverstanden mit der Rückgliederung ihrer Gemeinden an
Rheinland-Pfalz. Sie protestierten dagegen und forderten den Verbleib
beim Saarland, weil sie in den zehn Monaten erlebt hatten, dass die
wirtschaftliche
Lage dort besser war als in den anderen französisch besetzten Gebieten.
(Lesen Sie hierzu auch auf unserer Seite Saar-Geld im Abschnitt B!). Die Zoll- und Währungs-Union der Saar mit Frankreich war zu diesem Zeitpunkt ja schon beschlossene Sache.
Der
auf dem Bild zu lesende Schriftzug "Kreis Saarburg zum Saarland!!!" war
übrigens nicht an eine Ufermauer gepinselt worden, sondern an die
Seitenwand eines Schiffes. So wurde er auf der Saar durch die ganze
Gegend gefahren.
(Mitteilung unseres Treidelschiff-Experten Jean Kind; Foto: Landesarchiv Saarbrücken
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Zum Abschnitt 2c): Überraschende Abtrennung des Königreicher Hofes von Selchenbach und sein Anschluss an das Saarland
In dem Buch "Selchenbach. 1262 - 2012. 750 Jahre Ersterwähnung" werden die Einzelheiten dazu erläutert:
"Wie ging die Abtrennung des Hofes nun in der Praxis vor sich? 'Da
war vorher nichts bekannt', berichtete Otto Harth aus Selchenbach,
'plötz- lich gehörte der Hof nicht mehr zum Dorf.' Robert Daniel aus
Selchenbach befand sich am Tage nach der Abtrennung der
Ostertalgemeinden, also am 25.06.1947, auf dem Feld nahe dem
Königreicher Hof. Plötzlich
sah er vor dem Hof einen französischen Jeep auffahren, mit mehreren
Soldaten und aufgepflanztem Maschinengewehr. Der Jeep fuhr an der
Grenze zwischen dem Hof und dem Dorf Patrouille. Dies war wohl die
praktische Besitzergreifung durch das Saarland. Wahrscheinlich hatten
die Militärbehörden oder auch saarländische Stellen Widerstands-
handlungen durch Selchenbacher Bürger befürchtet und die Abtrennung auf
diese Weise gesichert.
Robert Daniel, der beim Landratsamt
Kusel beschäftigt war, meldete diesen Vorgang sofort seinem
Vorgesetzten, Landrat Henrich. Dieser war von der Mitteilung sichtlich
überrascht und begab sich am nächsten Tag zwecks Aufklärung zur
französischen Kommandantur in Kusel, wurde dort aber vom Kommandanten
Lefèvre ohne größere Umstände sofort wieder hinauskomplimentiert. So
waren damals die Kompetenzen verteilt." [7]
Aus der Gerüchteküche (Zweites Gerücht):
Ein ähnliches Gerücht wie in Kirrberg (s. weiter oben, unter"Gerüchteküche 1") hatte sich schon ein Jahr zuvor im Ostertal ausgebreitet, als der Königreicher
Hof aus Selchenbach ausgegliedert und ans Saarland angeschlossen wurde
(siehe oben unter 2c). Der Besitzer
des Hofes
war 1944 gestorben. Der Volksmund wusste später zu berichten, dass
seine Frau und Erbin nach dem Krieg die Bekanntschaft Johannes
Hoffmanns gemacht und dieser sie danach häufig dort besucht habe. Zum
Beispiel erzählt die Tochter eines früheren Schneiders in St. Wendel
noch heute (Januar 2012), dass sie selbst miterlebt habe, wie JoHo bei
ihrem Vater persönlich die Anfertigung eines Kostüms für die Besitzerin
des Königreicher Hofs in Auftrag gegeben und mit
einem großen Schinken bezahlt habe. Er sei auch bei den Anproben im
Schneideratelier höchstselbst zugegen gewesen. Aus dieser "engen
Bekanntschaft" JoHos entstand ein weiteres Gerücht: Er habe dafür
gesorgt, dass der Hof dem Saarland zugeschlagen wurde, weil er dann bei
seinen Besuchen nicht mehr über die Grenze hätte fahren müssen. Dem
steht aber entgegen, dass die Verordnung Nr. 93, mit der die Ostertalgemeinden zum
Saarland kamen, von General König am 06.06.1947 unterzeichnet wurde, wogegen die
Verfügung Nr. 214, die die Abtrennung des Königreicher Hofes von Selchenbach
beinhaltete, schon am 30.05.1947, also eine Woche früher, ausgefertigt
worden war. [1]
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[1] Kirsch, Hans. Zimmer, Klaus. Kirsch, Marianne. Selchenbach 1262 - 2012. 750 Jahre Ersterwähnung. Selchenbach, 2012. S. 76 f.
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Quellen und Literatur:
Altmeyer, Klaus. Drei Jahre Militärregierung im Saarland (1945-1947). Der Weg zum wirtschaftlichen Anschluss. In: Zeitschrift für die
Geschichte der Saargegend. Historischer Verein für die Saargegend e.V. 50./51. Jahrgang 2002/2003.
Fischer, P. Die Saar zwischen Deutschland und Frankreich. Politische Entwicklung von 1945-1959 Frankfurt am Main. 1959.
Petry,
L. Der Saar- und Moselraum im geschichtlichen Wechsel der Grenz- und Binnenlage. In: Kreisverwaltung Saarburg (Hrsg.). Heimatbuch des Kreises Saarburg. Saarburg.1966. Seiten 5 bis 14.
Adolf Blind. Unruhige Jahre an der Saar 1947 bis 1957. Band II. Frankfurt 1996. Seite 30.
Schleiden, Karl-August. Vom Waffenstillstand 1945 über Autonomie zum Bundesland. In: Staerk, Dieter (Hrsg.). Das Saarlandbuch.
Saarbrücken 1981. 5. neu bearbeitete Auflage 1990. Seiten 232 ff.
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Saarlandkarte, gezeichnet 1954 von Fritz Ludwig Schmidt (Wiedergabe mit persönlicher Genehmigung des Künstlers)
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Die Zeichnung der Windrose (ganz oben) und dieser Saarlandkarte stammen von Fritz Ludwig Schmidt, einem der bekanntesten saarländischen Grafiker und Maler
der damaligen Epoche.
Er lebte zuletzt in Bübingen
und starb am 11. Dezember 2008 im Alter von 86 Jahren.
Schmidt hat unter anderem für die Saarbergwerke sehr viele
Grafiken und Zeichnungen geschaffen,
die in zahlreichen Publikationen (Bücher, Kalender usw.) zu finden
sind, und die er mir freundlicherweise zur Verwendung auf dieser
Webseite zur Verfügung gestellt hat (siehe z.B. Seite Bergbau).
Der Wandteller mit Namenszeichen
und Namen hing an seinem Haus in Bübingen,
in dem er bis zu seinem Lebensende gewohnt hat, neben
der Haustür. (Foto: R. Freyer, 2008)
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