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 4 a) Der Langwellensender Europe No1:

 

 

Französischer Privatrundfunk, ausgestrahlt im Saarland seit 1955

 

 

(von Karl Presser und Rainer Freyer)          

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Wir berichten auf Saar-Nostalgie über Europe No. 1, weil die Geschichte dieses französischen Senders auf saarländischem Territorium in der Zeit des Saarstaats begann und mit dessen Regierung eng verbunden war, und weil seine Entwicklung auch mit derjenigen von Radio und TV in unserem Saarland verknüpft war (siehe dazu hier weiter unten und auf unseren Seiten Geschichte des Rundfunks und Telesaar).

 

Bilder von den Sende-Anlagen und -Antennen von Europe 1 und von dem Antennen-Unfall im Jahr 2012 finden Sie auf >dieser Seite.

Infos und Fotos über das Gebäude des ehemaligen Senders gibt es auch auf der Website des Instituts für aktuelle Kunst zu sehen. 

Wie 1959 einer der 270 m hohen Sendemaste um 102 Meter verschoben wurde: auf unserer Sonderseite Sendemast auf Wanderschaft

 

Neueste Entwicklung: Am 27.Oktober 2020 wurden von einer Spezialfirma die beiden bis dahin in Berus noch stehenden Antennenmasten des Langwellen-Senders Europe 1 gesprengt. Wir berichten darüber im untersten Teil unserer Seite Antennen von Europa 1.



1) Die Entstehungs-Geschichte des Langwellen-Senders Europe No 1

 

Johannes Hoffmann ("JoHo") und Gilbert Grandval schätzten beide Rundfunk und Fernsehen als die beherrschenden Medien der Zukunft ein. Bereits ab März 1946 arbeitete der saarländische Rundfunksender Radio Saarbrücken. Dessen Generaldirektor wurde 1949 der Franzose Frédéric Billmann, welcher zuvor das Informationsamt im Hohen Kommissariat Grandvals geleitet hatte.  

Staatsmann JoHo wollte nicht nur ein Rundfunk-, sondern auch ein eigenes Fernsehprogramm für das Saarland. Dafür fehlten aber in jeder Hinsicht die Mittel. Den Akteuren um Billmann war bekannt, dass in Monaco ein von dem (vermutlich staatenlosen) Geschäftsmann Charles Michelson geplantes Fernsehprogramm gesendet werden sollte. Dieser gründete dort zusammen mit Rainier von Monaco ein Medienunternehmen, die "Images et Son", und begann zunächst mit werbefinanziertem Tonrundfunk.

 

Das Geschäftsmodell schien auch für das Saarland geeignet zu sein. Basis für den Rundfunk im Saarland war der Militärerlass Nr. 46 von General Pierre Koenig aus dem Jahr 1946 über die Errichtung eines Rundfunkamts, das mit der Leitung des Senders Saarbrücken beauftragt wurde. Damit war im späteren Saarland nur dieser Sender legal. Als oberste Überwachungsinstanz wurde Gouverneur Grandval bestimmt.

Foto: Chefredakteur Wilhelm Diederich (ganz links) und Generaldirektor Frédéric Billmann (rechts neben ihm) von Radio Saarbrücken besichtigen im Jahr 1954 den Rohbau der Senderhalle von Europe No. 1 (er ist auch im Hintergrund des Fotos hier unten zu sehen!).

Billmann und Michelson hatten zwar Rundfunkerfahrung, waren aber keine Techniker. Über Verbindungen zur RTF (Radio-Télévision Française, also der staatlichen französischen Rundfunk- und Fernsehanstalt), gerieten sie an Henri de France.

 

Dieser war, mit seiner Firma „Radio Industrie“, auch in der Lage, Studioausrüstungen und Empfangsgeräte zu bauen. Michelson trug zusammen mit Billmann bei JoHo und Grandval das geplante Geschäftskonzept vor. Sie machten den beiden klar, dass ein saarländischer Fernsehsender nur durch ein zusätzliches privates Rundfunkprogramm für Frankreich und den daraus zu erwartenden Werbeeinnahmen finanziert werden konnte. So jedenfalls klingt eine weit verbreitete Version.

 

Es ist aber ebenso gut möglich, dass Michelson und Billmann von vorne herein einen französisch- sprachigen privaten Werbe-Rundfunksender mit Standort im Saarland zum Ziel hatten. Die Gegenleistung dafür sollte der Aufbau von Telesaar sein, wie der SPIEGEL in seiner Ausgabe 1/1961 vermutete. Diese Darstellung setzt allerdings die an diesen Verhandlungen beteiligten Politiker dem Verdacht aus, dass sie damit das sowohl in Frankreich als auch in Deutschland bestehende Verbot privaten Rundfunks von Anfang an umgehen wollten.

 

Michelson legte einen für sich und die anderen Financiers günstigen Vertragsentwurf über eine Dauer von 50 Jahren vor, der nahezu alle vertraglichen und finanziellen Risiken dieses Koppel-Geschäftes auf das Saarland abwälzte. Außerdem enthielt der Vertrag den Passus, dass Fernsehen im Saarland den 819-Zeilen- Standard verwenden müsse. Nach einigen Änderungen stimmte JoHo im Frühjahr 1952 dem Handel zu.  

 

Unmittelbar nach dem Abschluss des Vertrags vom 16. Mai 1952 über die Gründung der Saarländischen Fernseh-AG wurde mit dieser Gesellschaft zwecks Finanzierung auch der Vertrag über den geplanten französischen Rundfunksender (Europe 1) unter Dach und Fach gebracht. Die Vertreter des Saarlandes stimmten ihm nur unter folgenden Vorbehalten zu: Die Betreiber des Senders mussten sich selbst um eine Sendefrequenz bemühen, aus seinem Betrieb durften keine finanziellen Nachteile für Radio Saarbrücken entstehen, Sendungen waren nur in französischer Sprache zugelassen und Radio Saarbrücken sollte außerdem als Teil des Geschäfts kostenlos einen neuen 100-kW-Mittelwellen- Sender am Standort Felsberg-Berus erhalten (siehe auch auf unserer Seite Geschichte des Rundfunks im Abschnitt B, unter "Ab 1953").

  

Das neue Rundfunkgesetz, das diese Verträge legalisierte, wurde am 18. Juni 1952 vom Landtag angenommen. Nach Gründung der "Saarländischer Rundfunk GmbH" im Oktober 1952 wurden die Verträge sicherheitshalber nochmals unterschrieben. Billmann hatte zuvor noch dafür gesorgt, dass die Saarbrücker Radio- Reklame Teil der Fernseh AG wurde (sie blieb es bis 1957). Sein späterer Wechsel vom Saarländischen Rundfunk als General- direktor zur Fernseh AG konnte da kaum noch überraschen. Deren Vorstandsvorsitzender war damals Henri de France.

Da "Radio Industrie" die eigentlichen Sender nicht planen und bauen konnte, erhielt hierfür und für den angedachten (aber nie verwirklichten) neuen Mittelwellensender für Radio Saarbrücken (siehe oben) die Compagnie Française Thomson-Houston (CFTH) den Auftrag. Für den Langwellensender auf dem Sauberg war zunächst eine Leistung von 2 x 200 kW vorgesehen.

 

Der 59 m hohe Fernseh-Antennenturm, der auf den beiden Bildern oben  links hinter dem Sendegebäude von Europe No. 1 zu sehen ist, wurde für einen ursprünglich ebenfalls geplanten TV-Sender mit dem Namen "Europa No. 1 Television" errichtet, der aber nie zustande kam (vgl. auf unserer Seite Rundfunkgeschichte im Abschnitt "Ab 1953" unter 3). Dieser hätte ein "europäisches Fernseh-Programm" ausstrahlen sollen. Die riesige Sendehalle auf dem Sauberg wurde wohl hauptsächlich deshalb so bombastisch ausgelegt, weil sie außer dem LW-Sender auch die Studios und Produktionsräume dieses geplanten TV-Senders beherbergen und gegebenenfalls genügend Raum bieten sollte für größere Publikums-Veranstaltungen.             

  

 

  

Senderhalle, Fernsehturm und Mast 2 des Langwellensenders, 1955

 

  

Derselbe Blick auf die Halle wie oben, im Jahr 2010 (Foto R. Freyer)

 

 

In der Halle - Bild oben: So sah es dort in den 50er-Jahren aus. Der Techniker (links im Bild) steuerte von seinem Pult aus die Anlage. 

Bild unten: Besuchern wird in späteren Jahren die Halle gezeigt.

Die Antennen auf dem Fernsehturm neben der großen Halle von Europe No. 1 in Berus wurden jedoch nur ein einziges Mal für kurze Zeit in Betrieb genommen, und zwar im Januar 1958. Sie strahlten dabei aber nicht etwa das ursprünglich geplante neue "europäische Fernseh-Programm" aus - das ja nie zustande kam -, sondern sie übernahmen lediglich für eine sehr kurze Zeit die Sendungen der saarländischen Fernsehstation Telesaar*).

 

Aber die Deutsche Bundespost, auf die mit dem politischen Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik am 1. Januar 1957 auch die Funkhoheit an der Saar übergegangen war, verfügte schon zehn Tage nach dem Beginn dieser nicht genehmigten TV-Sendungen, dass sie sofort wieder eingestellt werden mussten. Seitdem ist dieser Turm - bis heute - als Sendeturm ungenutzt geblieben.

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Halle

*) Die saarländische Fernsehstation Telesaar hatte bereits am 23. Dezember 1953 in Saarbrücken ihren Sendebetrieb aufgenommen.

Der Sender Télé-Monte Carlo, der das Geschäftsmodell für Telesaar geliefert hatte, ging dagegen erst am 19. November 1954 in Monaco auf Sendung. - Die Abstrahlung des Telesaar-TV-Programms erfolgte zunächst aber nicht von Berus aus, sondern über einen 100-Watt- Sender an einer Antenne auf dem Eschberger Hof in Saarbrücken, und zwar im Fernseh-Band III auf Kanal F7

 

Ausführliche Einzelheiten über diese Vorgänge finden Sie auf unserer Seite Telesaar im Abschnitt 4: "Das Ende von Telesaar".

 

Ab Mitte 1954 gab es bei den Initiatoren des Langwellensenders Europe No. 1 finanzielle Probleme aufgrund einer Bankenkrise in Monaco. Eine beteiligte Bank, die Banque des Métaux Précieux, hatte sich ausgerechnet bei der Finanzierung von Radio-Télé-Monte Carlo übernommen. Frédéric Billmann war inzwischen Generaldirektor auch bei Images et Son. 

 

Im September 1954 stürzte während der Betonarbeiten in Berus zu allem Übel auch noch das Dach des futuristischen Sender- Gebäudes in Form einer Muschel ein, weil die statischen Berechnungen fehlerhaft gewesen waren. Der oberste Ringanker hatte sich unter Last verformt, und das Dach riss bahnenweise ein. Der Architekt Guédy nahm sich aufgrund der gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe das Leben (siehe hierzu auch im unteren Drittel unserer Seite Bauen im Saarstaat!)

 

Nach Verbesserung der Konstruktion wurde die Decke dann 1955 mit nur 4 cm Stärke und ohne Fuge gegossen. Die Senderhalle hat eine Größe von etwa 46 x 86 Metern. Beheizt wurde sie mit der Abwärme des Senders.

 

Im letzten Viertel des Jahres 1954 konnte man den Sender provisorisch aus Baracken heraus in Betrieb nehmen. Der Termin hatte sich aufgrund der Lieferzeit für die leistungsstarken Sende- einrichtungen ergeben, deren Bauzeit nun terminbestimmend war.

Das Dach der großen Senderhalle 1955: Von oben betrachtet kann man ihre riesigen Ausmaße gut erkennen.  

Bilder der Anlage aus heutiger Zeit können Sie >hier sehen!

Bildnachweis zum Foto: Ce document provient du site Internet de (das Dokument ist von der Website der) Association Eugène Freyssinet:  www.efreyssinet-association.com

 

Den Umzug aus den Baracken in das fertige Sendergebäude und die sukzessive Komplettierung der Technik übernahm später das Personal weitgehend in Eigenregie. - Heute steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz.

 

Am 1. Januar 1955 startete um 6:30 Uhr "offiziell" das Programm von Europe No. 1.

 

So hörte sich die erste (dreisprachige!) Stationsansage des Senders an:

 

(7 Sek.)         

dto. mit Einleitungsmusik:

 

(38 Sek.)

Carillon von Europe  No. 1 (1959):

 (9 Sek.; eine Art Pausenzeichen mit Stationsansage)

 

Da noch keine zugeteilte Frequenz zur Verfügung stand, sendete man - ungenehmigt - zuerst auf der Frequenz 240 kHz. Vom Beginn der Sendungen an wurden die Funk-Navigationssysteme des Flughafens Genf sowie andere Langwellensender in Skandinavien gestört, und der Betrieb musste unverzüglich wieder eingestellt werden.

 

Einen Tag später versuchte man es auf  245 und kurz danach auf 239,5 kHz. Jetzt entstanden Störungen und Interferenzen mit dem Langwellensender von Radio Luxembourg, der damals (ebenfalls in französischer Sprache) auf 233 kHz sendete (heute arbeitet er auf 234 kHz). Billmann schaffte es nicht, sich mit den Luxemburgern gütlich auf eine geringfügige Frequenzänderung beider Sender zu einigen. Sie wollten keinen neuen Wettbewerber für ihre Zielgruppe, die französischen Hörer und Werbekunden. Als Ausweg wählte Europe No. 1 die Frequenz 182 kHz, die jedoch legal bereits von vier weiteren europäischen Stationen geteilt wurde. Deren Programme wurden jetzt besonders in den Abendstunden gestört. Europe No. 1 kümmerte sich zunächst aber nicht darum.

 

Hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse des Senders war immer noch keine Ruhe eingekehrt. Die französische Politik griff ein, und Michelson wurde auf Korsika festgesetzt. Der Industrielle Sylvain Floirat, bisher als Omnibusbauer bekannt [siehe hier], übernahm, derart unterstützt, Mitte 1955 die Aktienmehrheit bei „Images et Son“.

 

 

Weil er sich beim Verkauf seiner Anteile über den Tisch gezogen fühlte, zog Charles Michelson 1962 vor Gericht, aber ohne Erfolg. Sylvain Floirat hatte inzwischen die Gewinne bei Europe No. 1 zum Sprudeln gebracht. Der Sender sollte später, wie Michelson wohl frühzeitig ahnte, jährliche Renditen im hohen zweistelligen Prozentbereich auf sein Eigenkapital einfahren.

 

Die Sendemasten von Europe 1 in Sichtweite des Grenzsteins zu Frankreich

 

Als Senderstandort für den Langwellen- und den Fernsehsender hatte man aus ausbreitungstechnischen Gründen das Plateau des Saubergs zwischen den Gemeinden Berus und Felsberg in etwa 365 m Meereshöhe ausgewählt. Dieser Standort hatte zudem den Vorteil, nur einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt zu liegen - siehe nachfolgende Kartenskizze:

 


1) Die Entstehungs-Geschichte des Langwellen-Senders Europe No 1

 

Johannes Hoffmann ("JoHo") und Gilbert Grandval schätzten beide Rundfunk und Fernsehen als die beherrschenden Medien der Zukunft ein. Bereits ab März 1946 arbeitete der saarländische Rundfunksender Radio Saarbrücken. Dessen Generaldirektor wurde 1949 der Franzose Frédéric Billmann, welcher zuvor das Informationsamt im Hohen Kommissariat Grandvals geleitet hatte.  

Staatsmann JoHo wollte nicht nur ein Rundfunk-, sondern auch ein eigenes Fernsehprogramm für das Saarland. Dafür fehlten aber in jeder Hinsicht die Mittel. Den Akteuren um Billmann war bekannt, dass in Monaco ein von dem (vermutlich staatenlosen) Geschäftsmann Charles Michelson geplantes Fernsehprogramm gesendet werden sollte. Dieser gründete dort zusammen mit Rainier von Monaco ein Medienunternehmen, die "Images et Son", und begann zunächst mit werbefinanziertem Tonrundfunk.

 

Das Geschäftsmodell schien auch für das Saarland geeignet zu sein. Basis für den Rundfunk im Saarland war der Militärerlass Nr. 46 von General Pierre Koenig aus dem Jahr 1946 über die Errichtung eines Rundfunkamts, das mit der Leitung des Senders Saarbrücken beauftragt wurde. Damit war im späteren Saarland nur dieser Sender legal. Als oberste Überwachungsinstanz wurde Gouverneur Grandval bestimmt.

Foto: Chefredakteur Wilhelm Diederich (ganz links) und Generaldirektor Frédéric Billmann (rechts neben ihm) von Radio Saarbrücken besichtigen im Jahr 1954 den Rohbau der Senderhalle von Europe No. 1 (er ist auch im Hintergrund des Fotos hier unten zu sehen!).

Billmann und Michelson hatten zwar Rundfunkerfahrung, waren aber keine Techniker. Über Verbindungen zur RTF (Radio-Télévision Française, also der staatlichen französischen Rundfunk- und Fernsehanstalt), gerieten sie an Henri de France.

 

Dieser war, mit seiner Firma „Radio Industrie“, auch in der Lage, Studioausrüstungen und Empfangsgeräte zu bauen. Michelson trug zusammen mit Billmann bei JoHo und Grandval das geplante Geschäftskonzept vor. Sie machten den beiden klar, dass ein saarländischer Fernsehsender nur durch ein zusätzliches privates Rundfunkprogramm für Frankreich und den daraus zu erwartenden Werbeeinnahmen finanziert werden konnte. So jedenfalls klingt eine weit verbreitete Version. Es ist aber ebenso gut möglich, dass Michelson und Billmann von vorne herein einen französisch- sprachigen privaten Werbe-Rundfunksender mit Standort im Saarland zum Ziel hatten. Die Gegenleistung dafür sollte der Aufbau von Telesaar sein, wie der SPIEGEL in seiner Ausgabe 1/1961 vermutete. Diese Darstellung setzt allerdings die an diesen Verhandlungen beteiligten Politiker dem Verdacht aus, dass sie damit das sowohl in Frankreich als auch in Deutschland bestehende Verbot privaten Rundfunks von Anfang an umgehen wollten.

 

Michelson legte einen für sich und die anderen Financiers günstigen Vertragsentwurf über eine Dauer von 50 Jahren vor, der nahezu alle vertraglichen und finanziellen Risiken dieses Koppel-Geschäftes auf das Saarland abwälzte. Außerdem enthielt der Vertrag den Passus, dass Fernsehen im Saarland den 819-Zeilen- Standard verwenden müsse. Nach einigen Änderungen stimmte JoHo im Frühjahr 1952 dem Handel zu.  

 

Unmittelbar nach dem Abschluss des Vertrags vom 16. Mai 1952 über die Gründung der Saarländischen Fernseh-AG wurde mit dieser Gesellschaft zwecks Finanzierung auch der Vertrag über den geplanten französischen Rundfunksender (Europe 1) unter Dach und Fach gebracht. Die Vertreter des Saarlandes stimmten ihm nur unter folgenden Vorbehalten zu: Die Betreiber des Senders mussten sich selbst um eine Sendefrequenz bemühen, aus seinem Betrieb durften keine finanziellen Nachteile für Radio Saarbrücken entstehen, Sendungen waren nur in französischer Sprache zugelassen und Radio Saarbrücken sollte außerdem als Teil des Geschäfts kostenlos einen neuen 100-kW-Mittelwellen- Sender am Standort Felsberg-Berus erhalten (siehe auch auf unserer Seite Geschichte des Rundfunks im Abschnitt B, unter "Ab 1953").

  

Das neue Rundfunkgesetz, das diese Verträge legalisierte, wurde am 18. Juni 1952 vom Landtag angenommen. Nach Gründung der "Saarländischer Rundfunk GmbH" im Oktober 1952 wurden die Verträge sicherheitshalber nochmals unterschrieben. Billmann hatte zuvor noch dafür gesorgt, dass die Saarbrücker Radio- Reklame Teil der Fernseh AG wurde (sie blieb es bis 1957). Sein späterer Wechsel vom Saarländischen Rundfunk als General- direktor zur Fernseh AG konnte da kaum noch überraschen. Deren Vorstandsvorsitzender war damals Henri de France.

Da "Radio Industrie" die eigentlichen Sender nicht planen und bauen konnte, erhielt hierfür und für den angedachten (aber nie verwirklichten) neuen Mittelwellensender für Radio Saarbrücken (siehe oben) die Compagnie Française Thomson-Houston (CFTH) den Auftrag. Für den Langwellensender auf dem Sauberg war zunächst eine Leistung von 2 x 200 kW vorgesehen.

 

Der 59 m hohe Fernseh-Antennenturm, der auf den beiden Bildern oben  links hinter dem Sendegebäude von Europe No. 1 zu sehen ist, wurde für einen ursprünglich ebenfalls geplanten TV-Sender mit dem Namen "Europa No. 1 Television" errichtet, der aber nie zustande kam (vgl. auf unserer Seite Rundfunkgeschichte im Abschnitt "Ab 1953" unter 3). Dieser hätte ein "europäisches Fernseh-Programm" ausstrahlen sollen. Die riesige Sendehalle auf dem Sauberg wurde wohl hauptsächlich deshalb so bombastisch ausgelegt, weil sie außer dem LW-Sender auch die Studios und Produktionsräume dieses geplanten TV-Senders beherbergen und gegebenenfalls genügend Raum bieten sollte für größere Publikumsveranstaltungen.             

 

 

 

Senderhalle, Fernsehturm und Mast 2 des Langwellensenders, 1955

 

 

Derselbe Blick auf die Halle wie oben, im Jahr 2010 (Foto R. Freyer)

 

 

In der Halle - Bild oben: So sah es dort in den 50er-Jahren aus. Der Techniker (links im Bild) steuerte von seinem Pult aus die Anlage. 

  Bild unten: In späteren Jahren wird Besuchern die Halle gezeigt.

Die Antennen auf dem Fernsehturm neben der großen Halle von Europe No. 1 in Berus wurden jedoch nur ein einziges Mal für kurze Zeit in Betrieb genommen, und zwar im Januar 1958. Sie strahlten dabei aber nicht etwa das ursprünglich geplante neue "europäische Fernseh-Programm" aus - das ja nie zustande kam -, sondern sie übernahmen lediglich für eine sehr kurze Zeit die Sendungen der saarländischen Fernsehstation Telesaar*).

 

Aber die Deutsche Bundespost, auf die mit dem politischen Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik am 1. Januar 1957 auch die Funkhoheit an der Saar übergegangen war, verfügte schon zehn Tage nach dem Beginn dieser nicht genehmigten TV-Sendungen, dass sie sofort wieder eingestellt werden mussten. Seitdem ist dieser Turm - bis heute - als Sendeturm ungenutzt geblieben.

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Halle

*) Die saarländische Fernsehstation Telesaar hatte bereits am 23. Dezember 1953 in Saarbrücken ihren Sendebetrieb aufgenommen.

Der Sender Télé-Monte Carlo, der das Geschäftsmodell für Telesaar geliefert hatte, ging dagegen erst am 19. November 1954 in Monaco auf Sendung. - Die Abstrahlung des Telesaar-TV-Programms erfolgte zunächst aber nicht von Berus aus, sondern über einen 100-Watt- Sender an einer Antenne auf dem Eschberger Hof in Saarbrücken, und zwar im Fernseh-Band III auf Kanal F7

 

Ausführliche Einzelheiten über diese Vorgänge finden Sie auf unserer Seite Telesaar im Abschnitt 4: "Das Ende von Telesaar".

 

Ab Mitte 1954 gab es bei den Initiatoren des Langwellensenders Europe No. 1 finanzielle Probleme aufgrund einer Bankenkrise in Monaco. Eine beteiligte Bank, die Banque des Métaux Précieux, hatte sich ausgerechnet bei der Finanzierung von Radio-Télé-Monte Carlo übernommen. Frédéric Billmann war inzwischen Generaldirektor auch bei Images et Son. 

 

Im September 1954 stürzte in Berus während der Betonarbeiten an dem futuristischen Sende-Gebäude in Form einer Muschel (siehe Bild rechts) zu allem Übel auch noch das Dach ein, weil die statischen Berechnungen fehlerhaft gewesen waren. Der oberste Ringanker hatte sich unter Last verformt, und das Dach riss bahnenweise ein - siehe hierzu auch auf unserer Seite Bauen im Saarstaat am Ende von Abschnitt A!) Der Architekt Guédy nahm sich aufgrund der gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe das Leben.

 

Nach Verbesserung der Konstruktion wurde die Decke dann 1955 mit nur 4 cm Stärke und ohne Fuge gegossen.

 

Die Senderhalle hat eine Größe von etwa 46 x 86 Metern. Beheizt wurde sie mit der Abwärme des Senders.

 

Im letzten Viertel des Jahres 1954 konnte man den Sender pro- visorisch aus Baracken heraus in Betrieb nehmen. Dieser Termin hatte sich aufgrund der Lieferzeit für die leistungsstarken Sende- einrichtungen ergeben, deren Bauzeit nun terminbestimmend war.

Das Dach der großen Senderhalle 1955: Von oben betrachtet kann man ihre riesigen Ausmaße gut erkennen.

Bilder der Anlage aus heutiger Zeit können Sie >hier sehen!


Den Umzug aus den Baracken in das fertige Sendergebäude und die sukzessive Komplettierung der Technik übernahm später das Personal weitgehend in Eigenregie. - Heute steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz.

 

Am 1. Januar 1955 startete um 6:30 Uhr "offiziell" das Programm von Europe No. 1.

 

So hörte sich die erste (dreisprachige!) Stationsansage des Senders an:

(7 Sek.)      

dto. mit Einleitungsmusik:

(38 Sek.)

Carillon von Europe  No. 1 (1959):

  (9 sec. - eine Art Pausenzeichen mit Stationsansage)

 

Da noch keine zugeteilte Frequenz zur Verfügung stand, sendete man - ungenehmigt - zuerst auf der Frequenz 240 kHz. Vom Beginn der Sendungen an wurden die Funk-Navigationssysteme des Flughafens Genf sowie andere Langwellensender in Skandinavien gestört, und der Betrieb musste unverzüglich wieder eingestellt werden.

 

Einen Tag später versuchte man es auf  245 und kurz danach auf 239,5 kHz. Jetzt entstanden Störungen und Interferenzen mit dem Langwellensender von Radio Luxembourg, der damals (ebenfalls in französischer Sprache) auf 233 kHz sendete (heute ist arbeitet er auf 234 kHz). Billmann schaffte es nicht, sich mit den Luxemburgern gütlich auf eine geringfügige Frequenzänderung beider Sender zu einigen. Sie wollten keinen neuen Wettbewerber für ihre Zielgruppe, die französischen Hörer und Werbekunden. Als Ausweg wählte Europe No. 1 die Frequenz 182 kHz, die jedoch legal bereits von vier weiteren europäischen Stationen geteilt wurde. Deren Programme wurden jetzt besonders in den Abendstunden gestört. Europe No. 1 kümmerte sich zunächst aber nicht darum.

 

Hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse des Senders war immer noch keine Ruhe eingekehrt. Die französische Politik griff ein, und Michelson wurde auf Korsika festgesetzt. Der Industrielle Sylvain Floirat, bisher als Omnibusbauer bekannt [siehe hier], übernahm, derart unterstützt, Mitte 1955 die Aktienmehrheit bei „Images et Son“.

Weil er sich beim Verkauf seiner Anteile über den Tisch gezogen fühlte, zog Charles Michelson 1962 vor Gericht, aber ohne Erfolg. Sylvain Floirat hatte inzwischen die Gewinne bei Europe No. 1 zum Sprudeln gebracht. Der Sender sollte später, wie Michelson wohl frühzeitig ahnte, jährliche Renditen im hohen zweistelligen Prozentbereich auf sein Eigenkapital einfahren.  

 

Die Sendemasten von Europe 1 in Sichtweite des Grenzsteins zu Frankreich

Senderstandort für den Langwellen- und den Fernsehsender hatte man aus ausbreitungstechnischen Gründen das Plateau des Saubergs zwischen den Gemeinden Berus und Felsberg in etwa 365 m Meereshöhe ausgewählt. Dieser Standort hatte zudem den Vorteil, nur einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt zu liegen - siehe nachfolgende Kartenskizze:

 

 

 

2) Die Antennenanlage von Europe No 1

 

Der Sendebetrieb war 1954/55 mit nur zwei Antennen-Masten aufgenommen worden. Bald kam ein dritter Mast hinzu.

 

Weil das inzwischen nach der Rückgliederung der Saar auch hier zuständige Bundespostministerium die Minimierung der Störung anderer gleichkanaliger Sender gefordert hatte, musste man 1959 einen der Maste in aufgebautem Zustand um eine 102 m lange Strecke verschieben. Dies war eine, so erstmals ausgeführte, technische Glanzleistung.

 

Mehr dazu können Sie jetzt auf dieser Seite in einem interessanten Zeitungsbericht nachlesen. 

1974 wurde die Antennenanlage schließlich auf vier Maste erweitert (siehe Foto oben). Die Masthöhen der Hauptantennenanlage betrugen nun von Südwesten her 270 m, 276 m, 280 m und 282 m.

 

Durch ihre Anordnung und eine geeignete Aufteilung der gesamten Sendeleistung auf die einzelnen Masten war nun eine ausreichende Dämpfung der Abstrahlung in Richtung Nord-Osten möglich. Die Antennenanlage war elektrisch gesehen ein hochkomplexes Gebilde und wurde hinsichtlich ihres Abstrahlungsverhaltens und der Aufteilung der Sendeleistung auf ihre einzelnen Elemente mehrfach optimiert.

 

Das elektrische Gegengewicht bildete ein Erdungssystem aus Kupferdraht. Es war 30 cm unter der Erdoberfläche verlegt und wies eine Gesamtlänge von 290 km auf. Charakteristisch für das 117 Hektar große Antennenfeld waren die als abgeschirmte Reusenleitungen ausgeführten Speiseleitungen und die Einhausungen am Antennenfuß für die Anpassgliederr (siehe Bild rechts).

 

Die Maste überstanden alle politischen und meteorologischen Stürme - bis zum 8. August 2012. An diesem Tag brach der oberste Teil des 280-m-Mastes wegen Isolatorenbruchs ab (siehe hierzu unsere Extraseite mit Bildern des havarierten Mastes). Man musste den Sender auf die Mitte der 70er-Jahre nord-westlich der Hauptantenne errichtete Reserve-Antennenanlage umschalten, die aus zwei Masten von je 234 m Höhe besteht (siehe Kartenskizze weiter oben).

 

Die Frequenzverteilung im Lang- und Mittelwellenbereich war zum Ende der 50er Jahre permanent umstritten. Schätzungsweise die Hälfte aller Sender sendete auf nicht zugeteilten Frequenzen. Erst 1978 wurde in Genf ein neuer Wellenplan verabschiedet, der Frankreich nun die Frequenz 182 kHz offiziell zuteilte. Damit war das Thema Sendefrequenz vom Tisch. Später wurde die Frequenz geringfügig variiert, weil, wahrscheinlich aus Gründen der politischen Ost-West-Entspannung, der DDR-Sender Zehlendorf (Oranienburg) nicht länger gestört werden sollte.

 

Seitdem wurde das Programm von Europe 1 auf Langwelle 183 kHz ausgestrahlt, später auch über ein dichtes Netz von UKW-Sendern in Frankreich, sowie über Satellit. Der Langwellensender von Europe 1 war einer der weltweit stärksten Sender. Seine Leistung wurde schon vor längerer Zeit auf 2.000 kW (= 2 MW) erhöht. Noch mehr wäre aus Ausbreitungsgründen nicht sinnvoll. Aber sie reichte aus, um den Sender bei Nacht über die Raumwelle sogar in Nordafrika gut empfangen zu können.

 

Schnell hatte man sich in Frankreich mental und politisch mit Europe No. 1 arrangiert. Der französische Staat war längst über die SOFIRAD, die Société Financière de Radiodiffusion, eingestiegen. Diese hatte Anteile von dem Industriellen und Mehrheitsaktionär Sylvain Floirat übernommen. Das Modell mit SOFIRAD als Anteilseigner und Beeinflusser funktionierte schon bei den anderen "Radios Périphériques" in Andorra, Luxemburg und Monte Carlo zur Zufriedenheit der Franzosen. Bei Gründung der "Saarländischer Rundfunk-GmbH"" (siehe unsere Seitee Telesaarr) war SOFIRAD ebenfalls mit 30% beteiligt..

 

Die Studios von Europe No. 1 befanden sich von Anfang an (und sind bis heute) in Paris in der Rue François 1er (sie waren vorher von der Voice of America benutzt worden). Das Tonsignal lief von dort aus über eine Rundfunk-Zuspiel-Leitung ins Saarland bis zum Sauberg. Hier war nur ein Notstudio eingerichtet, in dem man lediglich einen Sprecherplatz, zwei Bandmaschinen und zwei Plattenspieler vorhielt. Europe (No.) 1 war und ist also eine reine Sendestation. Rundfunk wurde dort nie "gemacht", sondern nur ausgestrahlt. Viele weitere Bilder der Antennen des LW-Senders Europe 1 aus heutiger Zeit sehen Sie >auf dieser Seite von Saar-Nostalgie.

Antennenanlage in Berus  (4 Farbfotos oben: R. Freyer)    

 

Die Verträge des Senders mit dem Saarland waren, wie es so schön heißt, juristisch wasserdicht. Er konnte deshalb nach dem 1.1.1957 nicht einfach unter deutsche Funkhoheit gestellt und geschlossen werden. 1964 wurde dieser Sachverhalt in einem neuen saarländischen Rundfunkgesetz sogar nochmals festgeschrieben.

 

Sylvain Floirat blieb bis 1986 "Patron" von Europe 1 (das "No." im Namen wurde 1983 gestrichen). Frédéric Billmann war Generaldirektor bis kurz vor seinem Tod 1973.

Die Nachrichten kamen bei Europe nicht zur vollen Stunde, sondern 30 Minuten später. Typisch war z.B. der sogenannte "Flash“, eine bisweilen auch in den Programmablauf eingeblendete kurze Nachrichtenmeldung. Mit der Marktreife eines Tonbandgerätes, das unter der Bezeichnung NAGRA III als Reportagegerät mit Batteriebetrieb für Außenaufnahmen entwickelt worden war, begann die Zeit der aktuellen lokalen Blitzreportagen (dieses Modell wurde gebaut von 1958 - 1968).

 

Heute wird diese Art von Rundfunk abwertend als "Dudelfunk“ bezeichnet und gilt als typisch für private Sender. In Deutschland orientierte sich ab 1964 die neu konzipierte "Europawelle Saar" als erste an den Formaten

von Europe No. 1 und dem deutschen Programm von Radio Luxemburg.

 

Foto: NAGRA--TYPE3---PL-GR 1957 wikicommons CC BY-SA3.0.jpg

 

Neben den Kapitaleignern und Managern gab es auch Programm-Macher der Gründerzeit. Man warb z.B. Louis Merlin von Radio Luxembourg ab. Er hatte ausgiebige Erfahrung mit privatem Werberundfunk und ist einer der Väter des "formatierten Radios“, also eines Rundfunks mit klar vorgegebenen zeitlichen und inhaltlichen Strukturen.

Bei Europe No. 1 wurden z.B. die Hörer über die Wunschsendung "Juke Box No. 1" einbezogen, die zur besten nachmittäglichen Sendezeit um 17 Uhr 30 lief. Jean Frydmann war ebenfalls in den 50ern mit dabei und hat eine der damals bekanntesten täglichen Sendungen entwickelt, nämlich "Salut les copains" (SLC). Einer ihrer späteren Protagonisten, "Président Rosko“, bürgerlich Michael Pasternak, arbeitete auch für Radio Andorra und Radio Monte Carlo und fasste den Programmgrundsatz treffend zusammen: "Minimum de bla-bla, maximum de musique“.

 

Die weitere Entwicklung des Senders

 

Heute gehört Europe 1 zum Lagardère-Konzern, der auch die "Europäische Rundfunk- und Fernseh-GmbH" (früher "Fernseh AG") in Saarbrücken) beherrscht. Diese wiederum besitzt die Sendeanlagen von Europe 1 in Felsberg-Berus und hält auch eine 45%ige Beteiligung an Radio Salü in Saarbrücken (weitere 20 % an Radio Salü soll der SR halten).

 

Im Mai 2014 teilte die luxemburgische BCE (Broadcasting Center Europe SA) mit, dass Largadère Active sie mit dem Betrieb der Sendeanlage auf dem Felsberg beauftragt hat. BCE ist ein Dienstleister für Rundfunk und Fernsehen mit mehr als 200 Mitarbeitern und gehört zur RTL-Gruppe. Der Sender von Europe 1 wurde mit moderner Halbleitertechnik ausgerüstet und die vorhandene Antennenanlage angepasst. Steuerung und Überwachung sollten nach dem Umbau von einem Kontrollzentrum (Network Operations Centre NOC) der BCE in Luxemburg aus erfolgen, an dem auch der Langwellensender in Beidweiler mit 1500 kW für das französische RTL-Rundfunkprogramm angeschlossen ist. Ob es dazu gekommen ist, ist uns bisher nicht bekannt.

 

Am 1. August 2016 wurde über Presse und Rundfunk mitgeteilt, dass die große Sendehalle von Europe 1 (siehe Bilder oben auf dieser Seite) an die Gemeinde Überherrn verkauft wurde. Mehr dazu ganz unten in "Neueste Entwicklung auf dem Sauberg".

 

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Viele weitere Bilder der Antennen des LW-Senders Europe 1 aus heutiger Zeit können Sie auf dieser Seite unserer Saar-Nostalgie sehen. 

 

Die Verträge des Senders mit dem Saarland waren, wie es so schön heißt, juristisch wasserdicht. Er konnte deshalb nach dem 1.1.1957 nicht einfach unter deutsche Funkhoheit gestellt und geschlossen werden. 1964 wurde dieser Sachverhalt in einem neuen saarländischen Rundfunkgesetz sogar nochmals festgeschrieben.

 

Sylvain Floirat blieb bis 1986 "Patron" von Europe 1 (das "No." im Namen wurde 1983 gestrichen). Frédéric Billmann war Generaldirektor bis kurz vor seinem Tod 1973.Zum Programm von Europe 1:

 

Bild rechts (vom Juli 2020): Der Beton-Turm des damals geplanten Fernseh-Senders "Europe 1 Télévision" ist eingerüstet, weil er saniert werden soll. (Foto: Erhard Pitzius)

 

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Weitere Bilder der Sende-Anlagen und der Antennen von Europe 1 sowie vom Antennen-Unfall 2012 finden Sie  auf unserer Seite >Europe1 - Unfalll.


Wie im Jahr 1959 einer der über 270 m hohen SendemasteWie im Jahr 1959 einer der über 270 m hohen Sendemaste um 102 Meter verschoben wurde: siehe  >Sonderseite "Sendemast auf Wanderschaft""
 
Eu1
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Anhang:  Anmerkungen zu den Sendesprachen von Europe No 1 in der Anfangszeit der Station

 

Französisch war bei Europe No.1 zweifellos die Haupt-Sendesprache. Aber er war in seinen ersten Betriebsjahren zeitweise auch in deutscher und englischer Sprache zu hören. Es sind Stationsansagen in drei Sprachen (Französisch,  Deutsch und Englisch) erhalten geblieben, die belegen, dass in dieser frühen Zeit auch deutsche und englische Ansagen und Beiträge über den Sender kamen.

 Eine solche dreisprachige Ansage können Sie hier hören v    

                 

Nicht nur aus dieser Tonaufnahme, sondern auch aus den ursprünglichen Logos des Senders in der ersten Zeit ("Europa" statt "Europe" - siehe Bild links) geht hervor, dass der Sendername auch in deutscher Sprache genannt wurde. Außerdem weist schon die Wahl der Namen "Europe 1"  bzw. "Europa 1"  für die Station auf dessen europäische Mehrsprachigkeit hin. Auch noch in den späteren 50er-Jahren strahlte Europa Nr. 1 mindestens eine regelmäßige dreisprachige Sendung unter dem Namen "Variétées européennes" aus (so z.B. zu lesen in der Zeitung "Deutsche Saar" vom 24. Januar 1958). Nach einiger Zeit wurde sie aber aufgrund von Protesten seitens des Saarländischen Rundfunks eingestellt.

 

Beim Sender Europe No.1 war zeitweise übrigens auch die beliebte Rundfunk-Ansagerin Christa Adomeit (1925 - 2017) von Radio Saarbrücken als deutsche Sprecherin beschäftigt..

 

Für die deutschsprachigen Sendungen von Europa 1 schaltete die Europäische Rundfunk- und Fernseh-AG auch Werbeanzeigen in unserer Sprache, in welchen sie für die Erteilung von (Werbe-)Aufträgen warb. Dies kann man z.B. in dem hier unten abgebildeten Ausschnitt aus dem Branchenverzeichnis des saarländischen Telefonbuchs lesen. Europa 1 wird darin als ein "Sender, der die Massen bewegt" bezeichnet. Man konnte bei der Fernseh-AG auch Werbeaufträge für den deutschsprachigen Fernsehsender TELESAAR erteilen, der ja ebenfalls von der Europäischen Rundfunk- und Fernseh-AG betrieben wurde (wir berichten über ihn ausführlicherteilen, der ja ebenfalls von der Europäischen Rundfunk- und Fernseh-AG betrieben wurde (wir berichten über ihn ausführlicherteilen, der ja ebenfalls von der Europäischen Rundfunk- und Fernseh-AG betrieben wurde (wir berichten über ihn ausführlich auff >dieser Seite).

 

 Bild oben: Anzeige für Europa 1 und Telesaar im Branchenverzeichnis des Saarländischen Telefonbuchs

 

Später wurden Sendungen in deutscher Sprache über Europa 1durch ein saarländisches Gesetz verboten. Die Saarbrücker Zeitung schrieb am 27.11.1965::

"Im neuen Rundfunkgesetz, das der Landtag in Saarbrücken beschlossen hat, ist ein entscheidender Punkt die Vorschrift, dass die Sendungen von Europa 1 keinerlei deutschsprachige Elemente enthalten dürfen."  Diese Vorschrift wurde deshalb in das Gesetz eingefügt, weil der Sender in der Zeit davor - wenigstens zeitweise - auch in deutscher Sprache gesendet hat und damit in Konkurrenz zum Saarländischen Rundfunk getreten war.


Bitte beachten Sie auch den Artikel aus der Saarbrücker Zeitung vom 27.2.1965 über Europe 1 ganz unten am Ende dieser Seite!!

 

 

Zur aktuellen Entwicklung auf dem Sauberg seit 1. August 2016:

Am 1. August 2016 wurde gemeldet, dass die große Sendehalle von Europe 1 (siehe Bilder weiter unten!) vom Lagardère-Konzern zu einem Preis von 120.000 € an die Gemeinde Überherrn verkauft wurde (zu welcher auch der Ort Berus gehört). Nach Aussage von Bürgermeister Bernd Gillo wolle man innerhalb eines Jahres ein tragfähiges Konzept für die weitere Nutzung erarbeiten. In der Zukunft sei eine Nutzung der großen Sendehalle für Konzerte, Gastronomie und als Kongresszentrum denkbar.

 

Das Programm von Europe 1 wird weiterhin vom Sauberg aus abgestrahlt. Allerdings ist der riesige Sender in der denkmal-geschützten Halle seit dem 19.10.2015 außer Betrieb. Eine neue Sendeanlage (siehe Bilder rechts), die wesentlich kompakter ist als die alte und dem heutigen Stand der Technik entspricht, wurde in einem kleineren Gebäude untergebracht, das in der Nähe der bisherigen zweimastigen Reserveantenne steht. Diese wird jetzt als gerichtete Hauptsendeantenne betrieben. Das Areal befindet sich in unmittelbarter Nähe zur deutsch-französischen Grenze, gehört aber noch zur saarländischen Gemeinde Wallerfangen (Ortsteil Ittersdorf).

 

Die neue Sendeanlage hat 750 kW und ähnelt derjenigen des Langwellen-Senders von RTL, der 2011 von TRANSRADIO (ehemals TELEFUNKEN SenderSysteme Berlin) geliefert und in Beidweiler in Luxemburg errichtet wurde. Die beiden Sender (der für Europe und der für RTL) werden nun durch das luxemburgische Unternehmen Broadcasting Center Europe - BCE von Luxemburg aus fernüberwacht und -bedient. Dadurch konnte der Umfang der Anlagen auf dem Sauberg auf das tatsächlich erforderliche Maß beschränkt werden.

 

Die bisher verwendeten Speiseleitungen von der großen Sendehalle in Berus zur Haupt- und zur Reserveantenne sind jetzt außer Betrieb und wurden (zumindest teilweise) abgebaut. Von dem neuen kleineren Sender-Gebäude führt jetzt eine Speiseleitung zum Mast 3 der alten Hauptantenne. Dieser Mast ist derjenige, der im September 1959 um über 100 m an seinen heutigen Standort verschoben worden war: siehe auf dieser Sonderseite. Er dient jetzt (alleine) bei Bedarf als Reserveantenne. Die dazugehörige Umschalteinrichtung befindet sich in dem neuen kleinen Gebäude in Ittersdorf. Eine heutige aktive Funktion von dem zweiten noch stehenden ehemaligen Mast 4 ist nicht erkennbar.

 

     (Foto: Karl Presser)      

(2 Fotos: Jacob Roschy)    

Da die riesige alte Sendehalle für den Sender Europe 1 nun nicht mehr benötigt wird, kann sie jetzt endlich auch die ihr ursprünglich zugedachte Aufgabe erfüllen. Man hatte sie 1954 ja nicht nur für die Unterbringung des LW-Senders errichtet, sondern vor allem auch, um einen würdigen Rahmen für große Publikumsveranstaltungen des damals ursprünglich geplanten (aber nie verwirklichten) europäischen Fernsehsenders "Europa 1 Television" zu bieten (siehe dazu weiter oben im Text unter dem 4. Bild dieser Seite). Weil es wegen des politischen Wandels im Saarland nach 1955 aber nicht mehr zu einer Eröffnung dieses vorgesehenen TV-Senders kam, hat man die große Halle sechseinhalb Jahrzehnte lang nur für den technischen Betrieb des Langwellensenders "Europe No. 1" verwendet (seit 1983 heißt er "Europe 1"), der jetzt in die neue, kleinere Halle umgezogen ist (siehe oben!). Von seiner Abwärme wurde die große Halle während dieser Zeit auch beheizt.

 

Am 27. Oktober 2020 wurden von einer Spezialfirma die letzten beiden bis dahin in Berus noch stehenden Antennenmasten des Senders Europe 1 gesprengt - siehe auf unserer Seite Antennen von Europe 1 (dort ganz unten!).

 

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 Für diese Seite verwendete Publikationen:

- Andreas Fickers: Die Anfänge des kommerziellen Rundfunks im Saarland

- Paul Burgard: Die Saarlandmacher. In: Clemens Zimmermann/Rainer Hudemann/Michael Kuderna (Hg.). Medienlandschaft Saar

  von 1945 bis in die Gegenwart. Band 1: Medien zwischen Demokratisierung und Kontrolle (1945 - 1955). München 2010

- Fritz Raff, Axel Buchholz, Hg.: Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar - 50 Jahre Saarländischer Rundfunk

 

Internetbeiträge zum Thema Europe 1:

 

http://www.wabweb.net/radio/frames/lwf.htm

http://www.asamnet.de/~bienerhj/0183.html

http://tvignaud.pagesperso-orange.fr/am/e1/fr-e1.htm 

http://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Felsberg-Berus   

Video über Europe 1 (in französischer Sprache): http://www.dailymotion.com/video/x14qbtz_au-coeur-de-l-histoire-d-europe-1-avec-franck-ferrand_news 


 

 
Inhalt des Kapitels Radio & Fernsehen: 


1)  Geschichte des Rundfunks im Saarland (von 1929 bis 1959 und danach)

  

2)  Radio Saarbrücken:

 

     a)  Radio Saarbrücken - der Heimatsender der Saarländer

     b)  Radio-Erinnerungen

     c)  Reporter und Übertragungswagenn

     d)  Die Familie Weissenbach  (die beliebten Moderatoren Gerdi und Fritz)

     e)  Die Saarlandbrille  (beliebte Sonntagssendung mit "Zick, Zack & Marieche")     

      f)  Die Wartburgg (das Funkhaus von Radio Saarbrücken)(das Funkhaus von Radio Saarbrücken)

     g)  Die Orchester der Saarbrücker Radiosenderr

     h)  Der Mittelwellen-Sender Heusweiler     h)  Der Mittelwellen-Sender Heusweiler

      i)  Bilder vom Heusweiler Senderr

 

3)  Fernsehen im Saarland: Vonn TELESAARR zumm SR-Fernsehenn

 

4)  Europe 1

     a)  Der private französische Langwellensender Europe No 1     (diese Seite)

         b)  Die Antennen-Anlage von Europe 1 - Mastbruch 2012

  

5)  Radio- und Fernsehgeräte aus saarländischer Produktion

 

Diese Seite wurde begonnen am 12.8.2012; zuletzt bearbeitet am 24.2.2021

 


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 ANHANG: Die Saarbrücker Zeitung berichtete im Februar 1965 wie folgt über den Sender Europa 1: