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2 g) Die Orchester der Saarbrücker Radiosender

 


 

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„Klangkörper”

 

Am Anfang war das Wort, und es kam "live". So begann der Rundfunk auch im Saarland. Radiosendungen gab es damals den ganzen Tag über nur in homöopathischen Dosen, die meiste Zeit war Sendepause. Ab März 1935 entstand in Saarbrücken ein Reichssender (siehe auf unserer Seite Rundfunkgeschichte im Abschnitt A). Die Schallplatte war damals noch die einzige Möglichkeit, Tonaufzeichnungen zu konservieren. Sie war aus Schellack (und daher zerbrechlich), hatte zunächst einen Durchmesser von rund 25 cm (später auch 30 cm) und drehte sich mit 78 Umdrehungen pro Minute. Wiedergeben konnte man damit nur etwa dreieinhalb bis höchstens viereinhalb Minuten pro Seite; daher war sie für konzertante Werke nicht geeignet.

 

Ein Ausweg aus dem Dilemma der zeitlichen Begrenzung bei Musikaufnahmen war allein die Direktübertragung. Dabei ging es nicht unbedingt um große Kunst und klassische Musik. Kleine Ensembles scharten sich um ein Mikrophon und gaben ihr Repertoire zum Besten. Große orchestrale Musik kam live aus entsprechend weiträumigen Sendesälen wie demjenigen in der Wartburg. Für Proben und Übertragungen hatte der Reichssender außerdem einen Saal und vier Lagerräume im Gebäude der ehemaligen Arbeiterwohlfahrt in der Hohenzollernstraße gemietet. Das Tanzorchester unter der Leitung von Edmund Kasper (s. Bild links) nutzte dagegen den alten Brausaal des Gasthauses „Zum Stiefel“ als Proberaum (siehe nächstes Bild), möglicherweise auch für Aufführungen.

 

Die Möglichkeit längerer Tonaufnahmen zeichnete sich erst 1935 auf der Funkausstellung ab: Die AEG stellte ihre Bandmaschine K1 vor. Die Bänder kamen von BASF. Richtig brauchbar war diese Technik erst ab 1940. Durch einen glücklichen Zufall wurde die Hochfrequenz-Vormagnetisierung des Bandmaterials erfunden. Sie reduzierte das bis dahin vorhandene Klirren und Rauschen drastisch. So war der Weg frei für die Aufnahme auch längerer klassischer Werke zum Zweck ihrer Speicherung und zeitlich beliebigen Wiedergabe über den Rundfunk. Erst 1948 kam die Langspielplatte aus Vinyl auf den Markt.  (Text: Karl Presser)

 

 

A) Klassische Musik

 

1) Das Große Orchester des Reichssenders Saarbrücken

 

spielte in den 30er- und 40er-Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Sein wichtigster Dirigent war der Kapellmeister und Violin-Virtuose Edmund Kasper (s. Bild oben). Kritiker nannten ihn einen "beweglichen und temperamentvollen Musiker mit großem Geigenton".

 

Auf dem Bild rechts sehen wir ihn mit seinem Kleinen Orchester im alten Brausaal des „Stiefel“.  

 

Auch nach dem Krieg leitete Edmund Kasper noch eine Zeitlang das Saarbrücker Rundfunk-Tanzorchester. Schon bald wurden aber bei Radio Saarbrücken neue Rundfunkorchester aufgebaut:

 

 

2) Das Große Radio-Orchester, das Sinfonieorchester und das Kammerorchester von Radio Saarbrücken

 

Nach dem Krieg entstand das Große Radio-Orchester als Klangkörper des Senders. Die Leiter waren H. Gillessen und Dr. Rudolf Michl.

 

Bald entwickelte es sich zum RSO (Radio- Sinfonie-Orchester von Radio Saarbrücken).

Die zwei Fotos zeigen auf der Bühne des großen Wartburgsaals Rudolf Michl und sein Orchester.

 

 

In den 50er-Jahren stellte Karl Ristenpart aus diesem heraus zusätzlich das Kammer- orchester des Senders zusammen. Die beiden Musikergruppen wurden aufgrund ihres hohen künstlerischen Niveaus bald zu musikalischen Botschaftern des Saarlandes in Europa.


Karl Ristenpart lebte von 1900 bis 1967. Er kam 1913 nach Berlin, wo er ab 1932 ein Kammerorchester leitete, das zunächst seinen Namen trug. Nach dem Krieg hieß es ab 1946 Kammerorchester des RIAS- Berlin. 1953 wechselte Ristenpart ins Saarland und gründete dort zunächst das Kammer-Orchester Saarlouis.

        Karl Ristenpart mit dem Saarländischen Kammerorchester in der Wartburg

 

Dieses wurde kurz darauf in Saarländisches Kammerorchester umbenannt; nach 1957 hieß es Kammerorchester des Saarländischen Rundfunks.

Ristenpart wurde vor allem als Bach- und Mozart-Dirigent bekannt. Er produzierte Hunderte von Aufnahmen für das Saarbrücker Radio und außerdem etwa 170 Langspielplatten, von denen mehrere mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet wurden. Man sagt, dass verschiedene seiner Aufnahmen eine ganze Generation von Musikern in Frankreich und in den USA geprägt haben. Posthum wurden auch zahlreiche CDs mit seiner Musik veröffentlicht.

 

Anmerkung des Autors:

Sogar in unserer heutigen Zeit greift man offensichtlich (und wohl besonders in Frankreich) noch gerne auf Aufnahmen von Karl Ristenpart zurück: Als im März 2015 im Fernsehsender ZDF-Kultur der 1999 gedrehte Film "Sade" von Benoît Jacquot lief, staunte ich nicht schlecht über die Angaben im Abspann unter 'Musique' zu einem Musikstück des Films: "Sicilienne de Nicolas Fiorenza. Orchestre de Chambre de la Sarre dirigé par Karl Ristenpart." Eine recht späte Verwendung in einem Film, der erst 32 Jahre nach Ristenparts Tod gedreht wurde!

 

B) Unterhaltungsmusik

 

 

 

 1)  Das Radio-Tanz- und

 

      Unterhaltungsorchester,

 

      Leitung Heinz Gebhardt

  

      (später übernahm Edmund Kasper

 

      dieses Orchester als Dirigent.)

   

 

2)  Das Kleine

 

     Unterhaltungs-Ensemble

 

     unter Rudi Braun  

  

 

       

 

Rudi Braun (im Bild oben ganz rechts zu sehen) war ein ausgezeichneter Pianist und Akkordeonist. Er leitete das Unterhaltungs-

Ensemble (auch Musik-Ensemble genannt) von Radio Saarbrücken. Das Bild zeigt diese Instrumentalgruppe im Jahr 1946.

 

3) Das Radio-                            

 

    Unterhaltungsorchester

 

     unter August Antoni...            

 

 

... ist hier im Studio 4 des Hörspielkomplexes der Wartburg zu sehen. Die Fenster hinter dem Vorhang zeigten zur Martin-Luther-Straße. Die Tür daneben führte zu dem Tonträgerraum, der zum Regieraums 4 (Hörspiel) gehörte (s. dazu auch auf unserer Seite über die Wartburg!)

 

 

4) Weitere Orchester von Radio Saarbrücken:

 
 

Das Tanzorchester von Radio Saarbrücken  leitete in den 50ern zunächst Manfred Minnich, ab 1964 Eberhard Pokorny.

 

Die Halberger Musikanten  spielten unter der Leitung von Wolfgang Kowatsch.

 


 

Quellenangaben:

 

Die Fotos der Orchester sind der Broschüre "DREI JAHRE RADIO SAARBRÜCKEN", Saarbrücken 1949, entnommen.

Copyright: Landesarchiv Saarbrücken (B 2482-A).

 

Literatur-Hinweise:

 

Frank Rainer Huck.  Zur Geschichte der Tanz- und Unterhaltungsorchester des Saarländischen Rundfunks 1946 - 1987

                     In: Saarbrücker Hefte Nr. 96, Winter 2006

Hans Bünte.  Rundfunk-Sinfonie-Orchester Saarbrücken 1937-1987. Saarbrücken 1987

 

Zum Bericht über Karl Ristenpart haben wir u.a. Angaben aus wikipedia verwendet.

 

Mehr über:  Minnich, Hammerschmidt, Kowatsch und Pokorny: siehe Bünte*) S. 108

                  Michl und Jary: s. Bünte*) S. 45

                  Braun: s. Bünte*) S. 45, S. 180

 

*) "Bünte":  Hans Bünte u.a.. Geschichte u. Geschichten des Senders an der Saar. 50 Jahre Saarländischer Rundfunk. Freiburg 2007

 

 

 

Inhalt des Kapitels RADIO UND FERNSEHEN:

 

1)  Geschichte des Rundfunks im Saarland (von 1929 bis 1959 und später)

  

2)  Radio Saarbrücken:

     a)  Der Heimatsender der Saarländer

     b)  Radio-Erinnerungen

     c)  Reporter und Übertragungswagen

     d)  Die Familie Weissenbach  (die beliebten Moderatoren Gerdi und Fritz)

     e)  Die Saarlandbrille  (beliebte Sonntagssendung mit "Zick, Zack & Marieche")     

     f )  Die Wartburg (das Funkhaus von Radio Saarbrücken)

     g)  Der Mittelwellen-Sender Heusweiler  /  Bilder vom Heusweiler Sender

 

3)  Fernsehen im Saarland der 50er Jahre: Von TELESAAR zum SR-Fernsehen

 

4)  Europe 1

     a)  Der private französische Langwellensender Europe No 1     

     b)  Die Antennen-Anlage von Europe 1 - Mastbruch 2012

  

5)  Radio- und Fernsehgeräte aus saarländischer Produktion

 

Diese Seite wurde erstellt am 1. 11. 2018 und zuletzt geändert am  25.6.2020

 

 

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