Kokereien
waren ein ebenso fester Bestandteil
der saarländischen Montanindustrie wie Kohlengruben
und Hüttenwerke. Eine
Kokerei ist eine Industrieanlage, in der aus Kohle
Koks erzeugt wird. Dieser
wird benötigt, um in den Hochöfen der Hüttenwerke
Eisenerz zu Roheisen zu
schmelzen. Schon 1840 wurden die Hochöfen z.B. in
Neunkirchen nur noch mit Koks
befeuert. Man hatte erkannt, dass die weitere
Verwendung von Holzkohle bei der
Roheisenerzeugung zur völligen Vernichtung der
Wälder geführt hätte.

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Koks
wurde zunächst in den Bergwerks-Kokereien
produziert, die in der Nähe von Gruben lagen
und
von diesen betrieben wurden. Nachdem die
Eisenhüttenbesitzer eine für sie kaum
erklärbar hohe Differenz zwischen dem Preis
von Koks und dem von Kohle erkannt
hatten, beschlossen sie, selbst in die
Kokserzeugung einzusteigen. So
entstanden auf dem Gelände oder in der Nähe
der Hüttenwerke die sogenannten Hüttenkokereien.
Diese lieferten außer Koks noch das
zusätzlich erzeugte Koksgas, das wesentlich
zum Energiebedarf der
Hütten beiträgt. Bei der Koksproduktion
fallen in der Kokerei sogenannte
Kohlenwertstoffe an, die teilweise von den
Hütten selbst verarbeitet oder an
die chemische Industrie verkauft werden.
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Die Batterien eins und zwei der Völklinger
Hüttenkokerei. Links ist die
Maschinenseite mit Stampf- und
Ausdrückmaschinen, rechts die Koksseite.
Auf den Ofendecken sind die Sammel-
leitungen
und die abgehenden Koksgasleitungen zu
erkennen. Dahinter stehen der alte und der
neue Kohlenturm.
Foto
links: wikimedia
commons; User Zairon
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Die
Herstellung von Koks erfolgt in Kammeröfen,
die zu Koksbatterien zusammengefasst sind.
Zwischen den Ofenkammern befinden sich
Heizkanäle, in welchen ein Teil des bei der
Verkokung entstehenden Koksgases gleich
wieder verbrannt wird. Das Verkoken erfolgt
pro Ofenkammer
abwechselnd in einer festgelegten
Reihenfolge.
Saarländische
Kohle muss mit Fremdkohle gemischt und dann
gestampft werden, um Koks mit genügender
Festigkeit erzeugen
zu können. Dies geschieht im Stampfkasten
der Stampf- und Ausdrückmaschine. Es
entsteht ein „Kohlekuchen“, der dann auf der
sogenannten Maschinenseite der
Ofenbatterie in den Ofen eingeschoben wird.
Nach etwa 16 bis 24 Stunden Garzeit
wird der fertige Koks von der Maschinenseite
her auf die gegenüberliegende
Koksseite der Ofenbatterie ausgedrückt.
Der glühende Koks wurde
früher direkt vor dem Ofen auf einer mit
Guss-Platten bedeckten Fläche mit
Wasserschläuchen
abgelöscht und danach
von Hand oder mit einer Maschine abgeräumt. Meist wird er jedoch
mit Hilfe einer Überleitmaschine in einen Löschwagen
befördert. In diesem wird er unter einen
kaminartigen
Turm gefahren und dort mit Wasser abgekühlt
(siehe Foto rechts).
Das bei
der Verkokung entstehende Gas wird auf der
Oberseite der Koksbatterie, der Ofendecke,
abgesaugt.
Eingesetzte
Kohlemischung, Beschickung des Ofens,
Ofentemperatur und
Garzeit entscheiden über die spätere
Verwendung des erzeugten Kokses.
Im
Saarland errichteten die Hüttenwerke in
Dillingen, Neunkirchen, Burbach, Völklingen
und Brebach Kokereien. Die einzige
heute noch betriebene Kokerei ist
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(Foto:
France Illustration 1947)
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die
ZKS (Zentralkokerei Saar) in Dillingen.
Sie wird trotz Beteiligung der Ruhrkohle
AG explizit als Hüttenkokerei geführt. Die
ab 1896 erbaute Kokerei der Völklinger Hütte
ist als Teil des dortigen Weltkulturerbes
museal erhalten.
Zu
den Bergwerkskokereien zählen die längst
stillgelegten Kokereien Reden und Heinitz
sowie die 1959 in Betrieb genommene,1999
stillgelegte und heute völlig abgerissene
Kokerei Fürstenhausen
(siehe
Bild links).
(Foto:
Heimatkundlicher Verein Warndt)
Die
ehemalige Kokerei Altenwald war ursprünglich
eine Bergwerkskokerei, die lange vor der
Völklinger Hütte im Jahr 1874 von der
Familie Röchling übernommen
wurde. Diese führte damals als Handelshaus
für Kohle und Stahl ihre Geschäfte
von Saarbrücken und Ludwigshafen aus. Sie
kaufte erst 1881 das in
Schwierigkeiten geratene Hüttenwerk. So
konnten sie auch weiterhin den Absatz
des Kokses aus Altenwald sicherstellen.
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Kokereien
leisteten auch einen wesentlichen
Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit
gereinigtem Kokereigas, das als
Leuchtgas, Stadtgas oder komprimiert als Ferngas
abgegeben wurde. Nach dem
Krieg wurden Kokereien deshalb, unabhängig vom
Hochofenbetrieb,
schnellstmöglich wieder angefahren.
Koks verbrennt praktisch rauchfrei. Die meisten
öffentlichen Gebäude wurden bis
in die 60er Jahre hinein mit Koks beheizt. Dieser
Haushaltskoks konnte aber nur
in speziell dafür konstruierten Öfen und Heizkesseln
verfeuert werden.
Eine
typische Art der Koksnutzung war die
saarländische „Koksbrums“: In einem korb- oder
fassartigen Gebilde brannte Koks
offen und wärmte im Winter, zumindest zeitweise,
manchen Beschäftigten, der auf
Hütten und Baustellen oder bei der Bahn im Freien
arbeiten musste.
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Literatuhinweis:
Andrä, Armin.
Die Völklinger Hüttenkokerei im Umfeld der
Kokereitechnik. Hrsg. Heimatkundlicher Verein Warndt
e.V. 2. Auflage 2004
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