|
Kurzer Abriss der Geschichte der Saargegend von der Frühzeit an
Schon in früher Zeit
wurde die Gegend, in der sich das heutige Saarland befindet, von den Kelten,
Römern und Franken besiedelt. Im Jahre 925 wurde sie zu einem Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation.
Anno 999
erwähnte Kaiser Otto
III. die Königsburg Castellum Sarabrucca in einer Schenkungsurkunde,
mittels der er diese zusammen mit dem Königshof Völklingen und den Wäldern
Quierschied und Warndt damals dem Bistum Metz vermachte. Aus diesem Grund
gilt das Jahr 999 als das offizielle Geburtsjahr der Stadt Saarbrücken,
die deswegen 1999 ihr tausendjähriges Bestehen feierte.
Im Spätmittelalter (ca. 1250 bis 1500)
entstanden zahlreiche Landesherrschaften auf deutschem
Gebiet. Eine von ihnen, nämlich die Grafschaft Nassau-Saarbrücken,
lag vollständig im Bereich des heutigen Saarlandes, und drei weitere reichten
jeweils zum Teil in dieses Gebiet hinein: die Herzogtümer Lothringen und
Pfalz-Zweibrücken sowie das Kurfürstentum Trier. Die Wappen
dieser vier Territorien sind noch heute im aktuellen Wappen des Saarlandes
enthalten (siehe Seite Name, Wappen, Flagge, Hymnen unter C, d).
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648)
wurde das Land an der Saar stark verwüstet. Danach verstärkte sich der Einfluss Frankreichs auf die Saargegend. Ihre politische Zugehörigkeit war hart umkämpft: Sie wurde zu einem Zankapfel
zwischen Deutschland und Frankreich.
Von 1682 bis 1697
1682 wurde das Gebiet des heutigen Saarlandes unter
Louis XIV an Frankreich angegliedert. Damit wurde es Teil der französischen
Province de la Sarre (Saarprovinz). Bereits 1680 hatte man
begonnen, die Stadt Saarlouis zu bauen. Sie wurde nun zur Hauptstadt der
Saarprovinz, zu der außer der Grafschaft Saarbrücken und dem Saargau auch
das Herzogtum Zweibrücken und die beiden Vogteien Phalsbourg und Saarburg
gehörten.
Von 1697 bis 1798
Nach dem Frieden von Rijswijk musste Frankreich 1697 die
Reunionen an der Saar und in der Pfalz wieder an das Heilige Römische Reich
zurückgeben. Nur Saarlouis blieb als Exklave Frankreichs bis 1815
unter französischer Herrschaft.
Von 1798 bis 1813/15
war unter Napoleon das gesamte Land an der Saar als
Folge der Revolution wiederum französisches Staatsgebiet. Der größere Teil
gehörte zum Département de la Sarre, dessen Präfektur in Trier war.
Es umfasste neben den Arrondissements Trier, Birkenfeld, und Prüm auch
dasjenige von Saarbrücken mit den Kantonen Sankt Arnual, Saarbrücken,
Blieskastel, Lebach, Merzig, Ottweiler und Waldmohr. Ein kleineres Gebiet
im Südwesten gehörte zum Département de la Moselle (mit Rehlingen
und Saarlouis) und ein weiterer kleiner Teil im Südosten (Homburg und
Umgebung) zum Département du Mont Tonnerre (Donnersberg). Schon im
18. Jahrhundert wurde die Industrialisierung unserer Region
eingeleitet: Man begann, Kohlengruben, Eisenhütten und Glashütten zu
errichten.
Von 1815 bis 1914
Als Folge der Befreiungskriege wurde nach dem Wiener
Kongress 1815 der größte Teil des Saar-Departements dem Regierungsbezirk
Trier zugeschlagen, der Teil der Rheinprovinz war und somit zu Preußen
gehörte. Ein kleinerer Teil (der etwa dem heutigen Saarpfalz-Kreis
entspricht) kam zur Rheinpfalz, die wiederum ein Teil von Bayern war.
Das Gebiet um Nohfelden und Birkenfeld gehörte von nun an zum Großherzogtum
Oldenburg und ein weiterer kleiner Teil zu Sachsen-Coburg-Saalfeld.
In dieser Epoche entwickelten sich der Steinkohlebergbau und die Eisen- und
Stahlindustrie an der Saar weiter. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg
von 1870/71 und der Schlacht bei Spichern entstand das Deutsche
Reich. Durch den Anschluss von Elsass-Lothringen konnte es die
lothringischen Erzreviere uneingeschränkt nutzen, und das
Schwerindustriegebiet an der Saar wuchs zum drittgrößten des Reichs heran.
1914-1918: Erster Weltkrieg
Die Saargegend war während des gesamten Ersten Weltkrieges Durchmarschregion und Etappe. Überall
entstanden Lazarette.
Viele Männer waren eingezogen -
mehr als im übrigen Deutschland. Man versuchte, sie durch ältere und
jugendliche Arbeiter zu ersetzen. In vorher nie gekanntem Ausmaß
mußten auch Frauen Schwerarbeit verrichten. Außerdem: Tausende von
russischen Kriegsgefangenen.
Seit dem Sommer 1915 war das
gesamte Industrierevier Ziel von Luftangriffen. Die Zahl der Opfer
und die Schäden blieben zwar gering, der Krieg zeigte aber ein völlig neues
Gesicht.
Die Versorgungslage
verschlechterte sich ständig. Bereits im August 1914 setzte man erste Höchstpreise
fest. Im Frühjahr 1915 wurde zuerst das Brot rationiert, danach weitere
Nahrungsmittel. Der Winter 1916/17 war für die Bevölkerung ein
"Hungerwinter".
Die "Heimatfront"
bewies ihre Opfer- und Spendenbereitschaft. Die Schuljugend war ständig zum
Sammeln aufgerufen, etwa von Brennesseln. Nach dem Waffenstillstand am 11.
November 1918 folgten französische Truppen den zurückströmenden deutschen
Soldaten und besetzten die Saargegend. Sie beendeten sofort die Tätigkeit
der Arbeiter- und Soldatenräte. Gleich zu Beginn kam der zivile Eisenbahnverkehr
zum Erliegen und blieb während des gesamten Krieges stark eingeschränkt.
Eine der Folgen: Wegen des Koks- und Erzmangels stellten die Hütten
vorübergehend ihren Betrieb ein. Die Steinkohlenförderung ging stark
zurück.
Nach dem 1. Weltkrieg: 1920 - 1935:
"Saargebietszeit" unter Völkerbund-Regierung
Bei der Pariser Friedenskonferenz von 1919 erhob
Frankreich in einem Memorandum zum ersten Mal seit dem Wiener Kongress
wieder Anspruch auf das Gebiet an der Saar. Präsident Clemenceau forderte
die Wiedereingliederung der 1815 vom französischen Staat abgetrennten
Gebiete. Aber er konnte sich in den langwierigen Verhandlungen nicht
durchsetzen. Stattdessen definierte der Versailler Vertrag von 1919 in
seinen Artikeln 45 bis 50 (und Anlagen) die Saargegend als ein eigenes,
abgeschlossenes Land und nannte es Saarbeckengebiet oder Saargebiet. Damit
wurden zum ersten Mal in der Geschichte der Saar politische Grenzen
festgelegt. Sie entsprachen etwa denjenigen des heutigen Saarlandes (aber
ohne den Schwarzwälder Hochwald und den nördlichen Saargau; diese Gebiete wurden erst um 1946 dem Saarland zugeschlagen; Einzelheiten
dazu siehe hier). Das Land blieb für fünfzehn Jahre Bestandteil des
Deutschen Reiches, aber seine Regierung wurde einer fünfköpfigen Kommission
anvertraut, die vom Völkerbund ernannt wurde und diesem gegenüber
verantwortlich war. Sie trug den Namen "Regierungskommission des
Saargebiets". Diese stand unter starkem französischem Einfluss, den auch die Bevölkerung zu spüren bekam.
Wirtschaftlich war das Saargebiet mit Frankreich
verbunden. Als Währung galten zunächst Reichsmark und französische Franken, ab Juni 1923 nur noch letztere. Dadurch wurden der Bevölkerung des Saargebiets die katastrophalen Auswirkungen der Hyperinflation im Deutschen Reich erspart.
Die Steinkohlenbergwerke an der Saar wurden
Frankreich übereignet. Dies sollte als Wiedergutmachung für dessen im
Weltkrieg erlittenen Schäden gelten, insbesondere für die Zerstörung der
Kohlenbergwerke in Nordfrankreich. Die Franzosen bauten die Kohle im
unerschlossenen Südzipfel des Sg.s, dem sogenannten warndt, voon den
unmittelbat an den Grenzen liegenden lothr. Gruben aus zu betreiben.
Nach Ablauf von 15 Jahren sollte die Saar-Bevölkerung in
einer Volksabstimmung entscheiden, ob das Land in Zukunft zu Frankreich
oder zu Deutschland gehören oder ob der derzeitige Zustand bis zu einem
Sturz Hitlers beibehalten werden sollte (Status Quo).
Am 13. Januar 1935
fand die Volksabstimmung statt.
Obwohl Hitler schon seit 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatte und
trotz der eindringlichen Warnungen der (wenigen) Befürworter des Status Quo
zum Schutz der Saar vor den Vorhaben Hitlers, die sich
bereits abzeichneten, stimmten die Menschen an der Saar zu 90,73 % für den
Anschluss an das "Dritte Reich", nur 0,4 % waren für eine Vereinigung
mit Frankreich und 8,86 % für den Status Quo.
Am 1. März 1935
wurde das Land nach der
Volksabstimmung vom 13. Januar an das Deutsche Reich Hitlers angeschlossen.
Es wurde aber nicht an die Länder Preußen und Bayern zurückgegeben (zu
denen es vor dem Krieg gehört hatte), sondern als selbstständige
Verwaltungseinheit erhalten. Mit dem "Gesetz über die vorläufige
Verwaltung des Saarlandes" vom 30. Januar 1935 wurde nun erstmals die
Bezeichnung Saarland offiziell
eingeführt [1]. 1940 erfolgte die Vereinigung mit der Rheinpfalz zum Gau Pfalz-Saar der NSDAP; er
wurde Anfang 1936 in Gau Saarpfalz umbenannt [2]. Ende 1940 besetzten
die Deutschen nach ihrem erfolgreichen Frankreichfeldzug den
deutschsprachigen Teil Lothringens, also das Dép. Moselle, und schlossen es
an den Gau Saarpfalz an. Das neue Gebilde wurde in Gau Westmark umbenannt, Verwaltungssitz war Saarbrücken.
Aufgrund des Kriegsverlaufs kam es aber nicht mehr zu einem formellen
Zusammenschluss der drei Verwaltungseinheiten.
-----------------------------------
[1] Das Gesetz wurde im RGBl. I 1935 auf S. 66
veröffentlicht. Es heißt dort u.a.: "An der Spitze der Verwaltung des
Saarlandes steht bis zur Eingliederung in einen Reichsgau der
Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes mit dem Amtssitz in
Saarbrücken." Der vollständige Wortlaut des Gesetzes ist nachzulesen
unter: http://www.documentarchiv.de/ns/1935/saarland_verw_ges.html - zuletzt
aufgerufen am 2.10.2013
[2] http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/orte/ab1815/Nationalsozialistische%20Gaue/Seiten/Westmark.aspx
.
|