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Tabakindustrie:

 

 

2) Saarländische Tabak- und Zigaretten-

 

     Fabriken und ihre Marken

 

           von Rainer Freyer

 

               


Bitte beachten Sie auch die Seite 1) Saarländisches Tabak- und Zündwarenmonopol sowie die Seite Saarländische Zündholzfabrik.


 

Zur Zeit des Saarstaats war das Rauchen noch gesellschaftsfähig. Wesentlich mehr Menschen als heute pflegten dieses Laster. Laut Allensbach waren um 1950 unglaubliche 88 Prozent der deutschen Männer Raucher und 21% der Frauen. Insgesamt rauchten 51% aller Erwachsenen regelmäßig. (1) Sie alle glaubten, den "Duft der großen weiten Welt" (2) "frohen Herzens genießen" (3) zu können. Von Gesundheitsgefahren, Nichtraucherschutz oder gar Rauchverbot war damals noch nicht die Rede. Wer hätte auch, so kurz nach dem unmenschlichen Krieg, an solche Dinge denken wollen...

 

In der saarländischen Bevölkerung war der Anteil an Rauchern damals wohl ähnlich hoch wie in der BRD, aber während dort je Person und Jahr knapp 500 Zigaretten geraucht wurden, sollen es im Saarland sage und schreibe 1200 gewesen sein! (4)

 

Bei den Saarländern waren vor allem dunkle Zigarettensorten beliebt; solche mit blonden Tabaken rauchten sie eher selten.

 

Prolog des Verfassers

 

Seit über 60 Jahren bin ich passionierter Nichtraucher. Nur in den Mitt-50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich als 12- bis 14-Jähriger ein wenig „gepafft“. Ich machte es meinen gleichaltrigen Freunden nach und fühlte mich dabei wie ein "Großer". Einmal fand meine Mutti ein Päckchen in meiner Manteltasche - das verursachte eine der wenigen Ohrfeigen, die ich je von ihr bekam. - Hoch erstaunt war ich, als mich einer meiner Kameraden fragte, warum ich denn keine Lungenzüge machen würde? Er erklärte mir, wie es geht. Nach längerem Zögern überwand ich mich dazu, es zu probieren. Mir wurde sofort schwindlig, und ich sagte mir: Wenn mein Körper so darauf reagiert, werde ich niemals ein "richtiger" Raucher werden. Und über diese Entscheidung bin ich mein Leben lang glücklich! (Weitere persönliche "Rauchergeschichten": siehe ganz unten!)

 

  

  

Die Roth-Füchsel-Werbung (links), die

Lasso-Packung (oben) und das Halbe-Fünf-Plakat (Entwurf: Bruno Koppelkamm 1949) auf der Litfaßsäule sind im Historischen Museum Saarbrücken zu sehen.

 

Die im autonomen Saarstaat ansässigen Tabak- und Zigarettenfabriken hatten damals Hochkonjunktur. Den meisten Rauchern waren deutsche Fabrikate zu teuer, denn für diese wurden hohe Importzölle erhoben und auf die Preise aufgeschlagen. Daher griffen die Saarländer in den 50ern gerne auf die preiswerteren Erzeugnisse ihrer eigenen Tabakwaren-Hersteller zurück. Die französischen Gauloises & Co. hätten sie zwar auch kaufen können, aber diese waren damals wohl nicht so nach ihrem Geschmack (das änderte sich erst in den 60er-Jahren).

 

Einige der hier ansässigen Tabakfabriken hatten schon etwa 120 Jahre vor der Saarstaatzeit mit der Produktion begonnen. Nach der wirtschaftlichen Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik (im Juli 1959) mussten sie nach und nach alle schließen, weil die bekannten deutschen Marken nun regelrecht in das Land einfielen und zu "normalen" Preisen zu haben waren: Die neuen Bundesbürger an der Saar rauchten jetzt lieber HB, Ernte 23 oder die kurz zuvor auf den Markt gekommenen Marlboro und Peter Stuyvesant. Zudem waren den saarländischen Herstellern wegen der 1959 wieder errichteten Zollgrenze zu Frankreich ihre bisher guten Absatzmöglichkeiten zum Elsass und nach Lothringen abhanden gekommen.

 

Der Anteil an Filterzigaretten stieg um diese Zeit im Saarland stark an. Sie waren zwar auch hier schon Mitte der 50er-Jahre auf den Markt gekommen, aber ihr Gesamtanteil am Zigarettenumsatz lag (z.B. 1956) bei lediglich vier Prozent. Vor dem Tag X wurden an der Saar nur fünf Sorten mit Filter hergestellt: Halbe-Fünf Virginia, Polo, Rothfüchsel, Imperial und Amba.

 

(1) Allensbacher Berichte Nr. 1/2008. Die Zahlen für 2007 lauteten: 35, 29, 24%. (2) Stuyvesant-Werbung 1958.   (3) HB-Werbung 1955.

(4) Vgl. "Die 6-Pf.-Zigarette". In: "Die Zeit" vom 20. April 1950. Allerdings scheint die BRD in den darauffolgenden neun Jahren die Saar in puncto Rauchen rapide aufgeholt zu haben; denn lt. SPIEGEL-Bericht "Zigaretten - Die großen Vier" in Heft 19/1960 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 1959 in der Bundesrepublik 1525 Zigaretten und 105 Zigarren.

 

 

Zwischenruf:  Rauchen wollte gelernt sein!  (von Karl Presser)

 

In den frühen 50er-Jahren gab es fast nur schwarze und halbschwarze Zigaretten auf dem Markt. Sie hatten noch keinen Filter. So begann das Ritual des Zigarettenrauchens damit, dass die Zigarette mit der Seite, auf der ihr Raucher anschließend zu ziehen gedachte, mehrmals vorsichtig, aber nachhaltig auf eine feste ebene Fläche geklopft wurde. Die Kunst war, dabei das Zigarettenpapier nicht einreißen zu lassen. Gut eigneten sich als Unterlage die meist feste Pappschachtel der Zigarettenpackung, ein Benzinfeuerzeug, eine Zündholzschachtel, die Biertheke oder auch eine Tischplatte. Sinn der Übung war, an einem Ende der Zigarette den Tabak so zu verdichten, dass später beim Ziehen keine Tabakkrümel an den Lippen oder, noch schlimmer, zwischen den Zähnen kleben blieben. Das war aber nie ganz zu verhindern.

 

Im Freien wurden die Tabak-Reste meist einfach ausgespuckt, in geschlossenen Räumen versuchte man, sie irgendwie diskret zu beseitigen. Diese Prozedur sah für Außenstehende und Nichtraucher keineswegs besonders vornehm aus und führte dazu, dass bessere Herren und vor allem Damen in Gesellschaft gerne eine Zigarettenspitze benutzten. Damit hofften sie auch gleichzeitig, die auffälligen braunen Raucher-Finger zu vermeiden. Die Einführung der krümelfreien Filterzigarette in der ersten Hälfte der 50er-Jahre brachte den Tabakgeschäften schließlich einen ordentlichen Zuwachs anweiblichen Rauchern.

 

Unvergesslich blieb der leichte Benzingeschmack des ersten Zuges,so man zum Anzünden ein Feuerzeug benutzte. Das Feuerzeug übertrug auch gerne seinen Benzingeruch auf das Stofftaschentuch, mit welchem es sich gemeinhin die Hosentasche teilte. Gasfeuerzeuge gab es ja erst in den 60er-Jahren. War die Zigarette dann in hoffentlich gemütlicher Runde möglichst weit geraucht - nur Weicheier hinterließen lange Stummel - wurde die kurze Kippe im Aschenbecher kunstvoll geknickt und nachhaltig ausgedrückt. Anfänger verbrannten sich spätestens dabei die Finger. Die kalten Kippen ohne Filter wären vielleicht sogar als Biomüll durchgegangen, hätte man damals die Mülltrennung schon praktiziert.

 

..................................

 

In Bezug auf schwarze Zigaretten erinnerte sich Therese Gemmel (Riegelsberg) an einen Ausspruch, den man damals oft hörte: "Wer Lasso raucht, frisst auch kleine Kinder".

 

 

Die wichtigsten Tabak- und Zigarettenfabriken des Saarlandes und ihre Marken

 

 

1) Cigarettenfabrik Jyldis, Saarlouis:

 

      Lasso, Halbe Fünf, Oakland, Türkis, Imperial, Amba

 

 

Um 1920 wurde die Firma unter dem Namen "Jyldis, Türkische Tabak- u. Cigarettenfabrik Hugo Sternheimer, Inhaber John Sternheimer" gegründet (das türkische Wort yildiz bedeutet "Stern“).

 

Die Brüder John und Hugo waren Juden und stammten ursprünglich aus Metz bzw. Kirn/Nahe. Ihre Firma war zuerst in Saarbrücken und ab 1929 in der Pavillon- straße in Saarlouis.

 

Sie produzierte damals nur die Marken Lasso und Halbe Fünf.

 

Als 1935 die Nationalsozialisten auch im Saarland an die Macht kamen, emigrierten die Sternheimers zuerst nach Frankreich und dann nach New York. In Saarlouis wurde unterdessen ihre Firma "arisiert" und vom bisherigen Geschäftsführer Bernhard Toppenthal (als eine Art "Platzhalter"?) unter dem Namen "Zigarettenfabrik B. Toppenthal Saarlouis" weitergeführt. Damit verschwand der Markenname "Lasso" vorläufig im Saarland. Ab 1940 wurden in Metz für kurze Zeit von der dortigen Lothringischen Cigaretten Manufaktur wieder Glimmstängel mit diesem Namen hergestellt.

 

Nach dem 2. Weltkrieg kam John aus der Emigration zurück und übernahm 1947 wieder die Saarlouiser Fabrik. Während der Saarstaatzeit arbeitete sie als Herstellungsbetrieb der Saarländischen Tabakregie unter dem Firmennamen "Cigarettenfabrik Jyldis". Zuerst nahm sie die Produktion der Vorkriegsmarken LASSO und Halbe Fünf wieder auf; letztere im Jahr 1949, und zwar als Orientzigarette und als "Virginia-Typ". Später kamen als neue Marken hinzu: Oakland, Türkis, Imperial und Amba.

 

Zur Herstellung der Packungen für ihre Zigaretten hatten die Sternheimer-Brüder bereits 1922 die Astra-Werke in Saarlouis gegründet (Lateinisch astra = Stern!). Jyldis stellte 1985 die Produktion ein und war danach als Vermögensverwalter tätig.

 

Die Astra-Werke arbeiteten als Kartonage-Hersteller für andere Abnehmer weiter. Auf dem früheren Astra/Jyldis-Gelände an der Pavillonstraße ist inzwischen ein Rechenzentrum mit Büros für etwa 140 Mitarbeiter entstanden.

 

 

Das LASSO-Sortiment

 

umfasste viele verschiedenen Packungen. Die ersten fünf in dieser Auslage waren Prototypen von neu gestalteten Lasso-Packungen, entworfen von Bruno Koppelkamm, 1958/1959.

 

(Von oben nach unten und von links nach rechts:)

Packung

Stück

 Sorte

gelb

12

Zigaretten  naturrein

hellviolett

12

Grossformat Zigaretten

dunkelrot

12

Naturreine Zigaretten

grün

(12)

Naturrein, mit Filter

hellrot

12

Naturreine Zigaretten

hellblau

20

Schwarze - Rundformat

hellblau

20

Schwarze - Rundformat

blaugrün

10

Schwarze Zigaretten

 

Bei den meisten LASSO-Sorten konnte man zwischen Weichpackungen und Kappenschachteln (Hardpacks) wählen.

Bild: Auslage im Historischen Museum Saarbr. Foto: R. Freyer, 2009 (mit frdl. Genehmigung der Museumsleitung)     

Schwarze LASSO-Zigaretten im Rundformat wurden schon vor 1948 auch in einer 50-Stück-Hartpackung verkauft. Es handelte sich um eine "Sonderzuteilung" der Verwaltungskommission des Saarlandes (diese fungierte von Oktober 1946 bis November 1947 als Leitung der zivilen saarländischen Verwaltung. Die Tabakfabrik trug noch den Namen "Toppenthal" (siehe Rückseite der Schachtel und Text weiter oben). Der Preis je Zigarette betrug anfangs 2,7 Pfennig, später 5,0 Pf (damals war noch die Reichsmark im Saarland gültig).

 

Die hier abgebildete seltene Schachtel stammt aus der Sammlung von Ferdinand Kleineick.

 

 

Unten: Fünf Entwürfe für Werbeaufsteller mit den wichtigsten Zigarettenmarken, die von Jyldis produziert wurden. Der Grafiker Bruno Koppelkamm hat sie - wie auch die meisten anderen Jyldis-Werbemittel - in den 50er-Jahren geschaffen. Heute kann man sie sich im Historischen Museum Saarbrücken anschauen. (Bruno Koppelkamm hat übrigens auch die saarländischen Franken-Münzen gezeichnet - siehe hier auf der Seite Saar-Franken-Münzen.)

© für alle Jyldis-Werbungen: Stefan und Daniel Koppelkamm.

 

 


 

 2) Tabak- und Cigarettenfabriken Saarlouis H. Hüser: Sultan

  

Sie war auch ein Herstellungsbetrieb der Saarländischen Tabak- und Zündwarenregie und stellte anfangs nur Tabake her. Da dies zum Überleben der Firma nicht ausreichte, wurde ihr die Lizenz erteilt, ab 1951 auch Zigaretten zu produzieren. Die einzige Marke, die dort hergestellt wurde, war die SULTAN.

 

 

Links: Sultan-Weichpackung im Historischen Museum Saarbrücken. Mitte: Zündholzwerbung (Smlg. Wolfgang Brauer), rechts: Werbeplakat

 


 

 

3) Die POLO-Cigarettenfabrik

 

(GmbH) hatte ihren Sitz in Merzig. Ihre bekanntesten Produkte:

Schwarze POLO-Cigaretten,

PILOT  und  Waldorf Cabinet

 

 

Die POLO-Zigarettenfabrik in Merzig war eine Zweigfabrik der Reemtsma-Zigarettenfabriken GmbH. Diese hatte die POLO-Zigaretten schon vor 1935 auf den Markt gebracht.

 


 

 

4) Die Tabak- und Zigarettenfabrik

Friedrich Fuchs: Roth-Füchsel

 

wurde 1824 in Merzig gegründet. Sie stellte zunächst die beliebten Fuchs-Tabake her und ab 1912 auch Zigaretten der Marke Roth-Füchsel. In den 50ern sagte man über sie, sie seien die "Chesterfield" der saarländischen Arbeiter und Angestellten; deshalb sollen sie manche auch 'Chester-Füchsel' genannt haben. 

 

Aschenbecher: Historisches Museum Saarbrücken          

 

Lassen Sie sich durch die Silbe "Roth" im Markennamen nicht beirren: Sie bezeichnete nicht den Namen einer Person, sondern war wohl die um 1912 noch gültige Schreibweise des Wortes rot. Andere Marken dieser Firma waren "Rothfuchs" und verschiedene weitere Zusammensetzungen mit der Endsilbe "-fuchs". - Die saarländische Illustrierte ILLUS veröffentlichte 1949 einen Foto-Bericht mit dem Titel "Roth-Füchsel: 10 à 18" (womit der Preis gemeint war: 10 Stück zu 18 Franken). Darin war folgender Werbespruch zu lesen:

 

"Sie passt in dieses Land der Kohle und Hochöfen: schwarz, würzig und billig."

 

Anlass für den folgenden Zeitschriften-Bericht über die Herstellung der Roth-Füchsel war das 125-jährige Jubiläum der Firma Friedrich Fuchs.

[Im Text zu Bild 2 ist mit "Abfallrohr" wohl eher ein "Fallrohr" gemeint.]

 

Auszug aus der saarländischen Illustrierten ILLUS Nr. 39/1949, Seite 13. (Zeitschriftenbestand des Landesarchivs Saarbrücken)   

 

Gemäß dem Bericht des ILLUS-Reporters sagte dieser Mitarbeiter der Firma Fuchs:

 

"Ich mache selbst Füchsel und rauche sie auch - mit Behagen. Und damit basta!"

 

 

 


 

5) Firma Wezet, Saarbrücken: Puck, Tula  

 

 

Die Zigarettenfabrik "Wezet" (Walter und Zenner) hatte ihren Sitz in Saarbrücken 6, Julius-Kiefer-Straße 11.

 

Diese Firma produzierte Tabake unter den Markennamen

La Habanera  und  Tula,

 

sowie Zigaretten der Marken "PUCK" (Bild links; in der Wer- bung damals auch "Die kleine Puck" genannt), und "TULA".

 

 

Die Bilder zeigen Zigaretten-Packungen im Historischen Museum Saarbrücken.

 


 

6) St. Wendeler Tabakfabriken:

 

                Marschall, Kockler, Schaadt

 

Über 200 Jahre lang wurde in St. Wendel heimische Tabakherstellung betrieben. Der erste Tabakspinner, er soll Bicking gehießen haben, ließ sich bereits 1750 in St. Wendel nieder. Emanuel Marschall begann 1827 hier in größerem Rahmen mit dem Tabakspinnen, nachdem er in einigen Tabakherstellungsbetrieben in Koblenz gründliche Kenntnisse erworben hatte. Nikola Kockler gründete 1906 seine Firma in der Wendelinusstraße und stellte dort die Sorten "Kocklers Ahnenruhm" und "NIKO" her. Peter Schaadt war der Stammvater der Tabakfabrik Schaadt in der Balduinstraße. Auch in vielen weiteren kleinen Tabakspinnereien wurde Tabak hergestellt.

 

Fotografische Einblicke in die Tabakfabrik MARSCHALL St. Wendel finden Sie weiter unten im Anhang!

 

 

So wurde schon damals der gute Ruf des St. Wendeler Tabaks begründet, der über zwei Jahrhunderte lang Bestand hatte. Die Fabriken blieben bis in die 1950er Jahre in den Händen von Nachkömmlingen der Gründerfamilien.

 

Einige Maschinen aus der Tabakfabrik Marschall St. Wendel sollen später von der Kautabak-Fabrik Grimm & Triepel in Witzenhausen (Thüringen) übernommen worden sein und noch heute dort zur Produktion eingesetzt werden. Diese Fima bot für eine lange Zeit auch einen speziellen Kautabak für saarländische Bergleute unter dem Namen "die Schnecke" an. (Mitteilung unseres Lesers Reinhard Dörrenbächer)

 

  

Neben dem Pfeifentabak gab es auch eine echte St. Wendeler Spezialität: den Kautabak. Er wurde als "Der echte Marschall" mit halbautomatischen Spinnmaschinen hergestellt und meist in Rollenform gewickelt.

 

Da das Rauchen unter Tage streng verboten ist, verwenden die Bergleute als Ersatz gerne Schnupf- oder Kautabak, auch "Rolles" (Rolltabak) oder "Wenneler" (St. Wendeler) genannt.

 

Die Rollen (aus dem Jahr 1948) auf dem Bild sind aus der

Sammlung von Gunter Altenkirch, Gersheim-Rubenheim.

Foto: R. Freyer

 

 

 

 

Alle St. Wendeler Fabriken waren reine Handbetriebe, in denen nur Familienangehörige beschäftigt wurden. Die drei großen Fabriken waren auch in der Saarstaatzeit noch in Betrieb.  

 

    (Die Anzeigen sind aus dem St. Wendeler Heimatbuch 1949)

 

 

Gegen Ende der 40er Jahre wurde in der St. Wendeler Fabrik Kockler zusätzlich eine Zigarettenfabrik gegründet: Ein Zweigwerk der Tabakfabrik Eilebrecht AG, Bruchmühlbach (die auch in Homburg ansässig war) produzierte dort nun die BALI - Zigaretten.

 

 

(Die Packung ist im Historischen Museum Saarbrücken zu sehen.)

Bild rechts: Paketier-Maschine bei Nikola Kockler, 50er-Jahre

(Foto: St. Wendeler Heimatbuch 1949; Tafel VIII)

 

 

              

 

Eine Tabakfabrik bestand aus folgenden Einrichtungen: Rohtabaklager, Sortier- und Anfeuchtelager, Misch- und Soßiertrommel, Schneide- maschinen, Rösttrommeln (zum Trocknen), Klimaraum und schließlich Verpackungsraum, wo die fertigen Päckchen auch den amtlichen Verschlussstreifen der Tabakregie erhielten.

Infos über St. Wendeler Tabakfabriken aus: Franz Keune. St. Wendeler Tabak. In: Heimatbuch St. Wendel 1949, S. 149

 


7) Weitere Tabakfabriken

 

in der Saarstaatzeit

 

 


Blieskastel

 

Zigarrenfabrik Tabakmanufaktur "Kastel" F. Marthaler GmbH Schloßbergstr.36:

Baronesa, Wertgriff, von der Leyen Nr. 1 / 3 (s.oben), Cabinet, Hamet, Sportclub, Liliput

 

Zigarrenfabrik Peter Legrum GmbH, Von-der-Leyen-Straße 16: Favorit-Stumpen; Vorgänger war wahrscheinlich Cigarrenmacher August Legrum, Blieskastel 164.

Einöd

 

Zigarrenfabriken Transatlantik. Adolf Kautz Erben, Neunmorgenstraße 4:

Stumpen, Zigarillos; Zigarren: T A  Zauberkraft (Bilder oben rechts, sowie unten links und Mitte)

Ensheim

 

Breier, B. und Sohn Bernhard, GmbH, Tabakfabrik, Eschringer Str. 40

 

Heusweiler

Saarländische Tabak- und Zigarettenmanufaktur v. H. Neu, Dilsburg

 

Landsweiler-

     Reden

 

 

Zigarrenfabrik Nikolaus Sinewe, Hauptstr. 61; gegr. 1908: Habana (Schweizer Stumpen), Reisepartner, Kleine Holländer, Havana-Auslese, Fachgold-Filter, Arbeits-ehre, Fachkenner, Fachkunst (Foto weiter unten!), Weisse Krone, Amparo, Fachstudie

Saarbrücken

Schaeidt & Co., Mainzer Straße 261-263; Prokurist: Alfons Seltz

 

 

(Quellen für die Angaben zu den Tabakfabriken: Saarland-Adressbuch für Wirtschaft und Verkehr 1955, Telefonbuch 1955 und Zeitungsanzeigen)

 

   Fachkunst (von der Zigarrenfabrik Nikolaus Sinewe, Landsw.-Reden) Bild: Armin Flackus

Baronesa Primeros (von Marthaler, Blieskastel)

 

  

 


 

 

Anhang: Einblicke in die Tabakfabrik MARSCHALL St. Wendel

 

 

Die Fotos wurden noch vor dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. Da die Fabrik im Krieg nicht beschädigt wurde, kann man davon ausgehen, dass sie auch in der Saarstaatzeit so oder ähnlich ausgesehen hat, sowohl außen als auch in den einzelnen Fabrikräumen.

 

(Die Bilder sind einem privaten Fotoalbum entnommen, das uns Elmar Landwehr, St. Wendel, zur Verfügung gestellt hat.)

 

Rückansicht der Tabakfabrik Marschall. Der Zaun im Vordergrund grenzte sie von der Gärtnerei Jung ab (Info von W. Linnenberger).

Im Tabak-Sortierraum wurde der Rohtabak ausgepackt.

 

Links eine Tabaklösemaschine, rechts Walzmaschinen

Mit diesen Maschinen hat man den Tabak geschnitten.

 

Der geschnittene Tabak musste in der Röstmaschine getrocknet werden.

Fleißige Frauen bedienten die Füll- und Packetier-Maschinen.

 

In der Packerei bereitete man den Versand vor.

Kraftfahrzeughalle mit Tankstelle für Benzol oder Aral.

 


 

 

8) Rückblick in eine noch frühere Zeit: Eine saarländische Zigarettenfabrik in den 20er-Jahren

 

Die Firma A. Batschari, Baden-Baden, stellte schon seit 1834 Zigaretten her. Ihre bekannteste Marke war die "Mercedes". Die Firma betrieb offensichtlich auch eine Fabrik in der Großherzog-Friedrich-Straße 4 zu Saarbrücken - siehe Bild! In späterer Zeit wurde die Marke von Reemtsma übernommen.

 

  

 

 

 

 

Weitere persönliche Geschichtchen zum Thema "Rauchen"

(ähnlich der des Verfassers, ganz oben im Prolog)

 

1) von Carsten Dietrich Brink, 82131 Gauting)

 

Hallo Herr Freyer, meine "Entwicklung" als Raucher startete wie bei Ihnen, jedoch mein Weg zum Nichtraucher verlief anders. Wir saßen im Gebüsch, jeder hatte eine Zigarettenmarke mitgebracht. Wir probierten die Marken durch und "fachsimpelten" über den Geschmack etc. Unbemerkt wurden wir von meinem Vater belauscht. Als ich nach Hause kam, zitierte er mich ausführlich und meinte, dann fehlten mir ja nur noch Zigarren. Er bot mir eine seiner Zigarren zur Probe an. Mir war die Situation unsäglich peinlich und ich lehnte ab. Darauf bot mir mein Vater ein Geschäft (heute Deal) an: ich solle bis zum 18. Geburtstag nicht rauchen und er zahlt mir den Führerschein. In der Folge hatte ich stets ein Argument, angebotene Zigaretten auszuschlagen, und ich erhielt meinen Führerschein. Ich habe dann eine einzige Zigarette meiner Tante probiert und weil das so grausam schmeckte, blieb ich bis heute Nichtraucher.

 

Im Zusammenhang mit den Zigaretten fällt mir aber noch ein Spiel ein, das sich kurzzeitig seuchenartig in der Schule verbreitete. Es war eine Art Quartettspiel mit den Deckseiten der Zigarettenschachteln, die seltenen Marken hatten den höchsten Wert. Jeder blätterte seine "Karten" (die Deckseiten der Schachteln) Blatt für Blatt auf einen Stapel. Wer die höchstwertige Karte zog, gewann den ganzen Stapel. Für den Nachschub durchwühlten wir sämtliche Papierkörbe der Stadt Kassel. In diesen Tagen erreichte keine leere Zigarettenschachtel die Müllabfuhr. Hat es ein solches Spiel auch im Saarland gegeben? Es gab dann nebenbei noch ein spezielles Sammelgebiet. Wir stellten fest, dass die Schachteln der ERNTE 23 an der Seite, an der sie zusammengeklebt waren, im Klebefalz verschiedene Nummern trugen. Ich nehme an, das waren Druckbogennummern. Diese Nummern wurden auch gesammelt.

 

 

2) Die folgende Geschichte stammt aus der Schulzeit von Paul von Medwedeff:

 

Kann ich mich noch gut dran erinnern. Manchmal gabs von meiner Mutter 20 Franken für ein Kaffeestückchen vom Rutz oder vom Arthur für die große Pause. Diese zwei Bäcker haben aber nix davon gesehen. Denn das reichte auch für eine Schachtel Rothfüchsel, 18 Franken, und ein Heftchen Streichhölzer, 2 Franken. Das waren noch Zeiten!! Lustig ist auch, dass einige, die damals mit mir geraucht haben, später damit aber aufgehört haben... Also wenn man die heute fragt: "Haschd du frieher aa geraachd?", kommt die Antwort: "Im Lääwe net". Ich weiß es besser, nenne aber keine Namen.

 

 

 

 

 

Verwendete und empfohlene Literatur:

 

- Frank Behrens. Die "Lasso" glimmt nicht mehr. Magazin FORUM, 23.11.2011.

 

- Johannes Werres. Astra/Jyldis-Gelände in Saarlouis wird neu genutzt. Saarbrücker Zeitung, Lokalausgabe Dillingen,    veröffentlicht am 1.7.2013.

 

- Dr. Bernhard Krause. Das saarländische Tabakmonopol. Hausen-Verlag Saarlouis 1962

 

- Lieselotte Kugler für den Zweckverband Historisches Museum Saar, Hrsg. Mehr als nur Reklame. Stuttgart, 1995.

 

 

Websites über das Thema "Rauchen im Saarland":

 

http://www.reinhard-buerck.de/waltraud_schwambach/misc/saarland/saarlaendische_tabakregie/start.htm

 

http://mein-kleiner-rauchsalon.de/ -  Projekt von Matthias Flachmann aus Duisburg zum Thema geschichtliche Daten und Fakten aus dem Bereich der Tabakindustrie weltweit. Dort finden Sie unter dem folgenden direkten Link eine ausführliche Liste über alle saarländischen Tabakfabriken: http://www.mein-kleiner-rauchsalon.de/lev3_tbind_sl.htm

 

 

Danksagungen:

 

a) Danke an Karl Presser für verschiedene Recherchen zu dieser Seite.

 

b) Einige der auf dieser Seite abgebildeten Packungen oder Werbeaufsteller und Plakate können Sie sich "live" anschauen in der einzigartigen Dauerausstellung über die saarländische Geschichte im Historischen Museum Saarbrücken, Am Schlossplatz. Herzlichen Dank an die Museumsleitung für die freundliche Genehmigung der Abbildungen auf Saar-Nostalgie.

 

 


 

Beachten Sie bitte auch unsere Seiten

 

    über das Saarländische Tabak- und Zündwarenmonopol

 

    und über die Saarländische Zündholzfabrik.     

 


Diese Seite wurde erstellt am 30.3.2014 und zuletzt bearbeitet am 14.11.2018

 

 

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