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3) Aufkleber und
Handzettel
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Ein wichtiges
Mittel im saarländischen Abstimmungskampf von 1955
stellten Aufkleber (Klebezettel) dar. Parteifreunde und freiwillige
Helfer brachten sie in den Städten und Dörfern an
allen möglichen Stellen an, auf Wänden,
Laternenpfosten, Türen, Toren usw. Die Anhänger der
beiden Lager überboten sich darin, möglichst viele
Aufkleber gut sichtbar anzubringen. Schulkinder und
Jugendliche machten sich einen Spaß daraus, an
diesem "Spiel" teilzunehmen. Man konnte sich die
Zettel einfach in den Büros der einzelnen Parteien
abholen, und dann wurde mit viel Spucke wild
drauflos geklebt.
Wie die
Aufkleber hergestellt wurden, sehen Sie ganz unten
auf
dieser
Seite.
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Der Aufkleber mit dem 'falschen
Bergmannssohn' wurde von der DPS
erstellt und verbreitet. Er zeigt JoHo als Bergmann
verkleidet, der angeblich beabsichtigt, nach der Billigung des
Saarstatuts die Kohlen aus den Warndtgruben ohne
Gegenleistung an die Franzosen zu verschachern. (Der
Warndt ist ein rund 5.000 ha großes Waldgebiet im
Südwesten des Saarlandes und stellte damals den
weitaus größten Teil des saarländischen
Kohlenreviers dar.)
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"Der Dicke muss weg":
So lautete das
bekannteste propagandistische
Schlagwort der
Nein-Sager im Abstimmungskampf. Es wurde auf Plakaten,
aber hauptsächlich auch auf Klebezetteln
("Aufklebern") verwendet.
"Der Dicke",
das war Ministerpräsident Johannes
Hoffmann,
im Volksmund "JoHo"
genannt. Auf den weitverbreiteten Zetteln war er
sofort zu erkennen an der breiten Kopfform, der
typischen Hornbrille und dem "Schnurres". Parole und Aufkleber wurden, wie
diejenigen vom falschen Bergmanssohn, kreiert und
propagiert von der DPS. Die Idee soll im
Winter 1954/55 im Café Sartorio entstanden sein. Dort
trafen sich Mitglieder dieser damals noch verbotenen
Partei fast täglich zu einer "politischen
Kaffeestunde".
Dabei sei
einmal dieser Slogan gefallen. Heinrich Schneider habe
ihn sofort aufgegriffen und beschlossen, ihn zur
Parole der Partei zu machen. Der Grafiker Hermann
Müller aus Pferdsfeld (Hunsrück) soll einige Entwürfe
angefertigt haben, und die Klebezettel wurden in der
Druckerei Rheinland-Druck in Köln-Dellbrück
hergestellt. Sie wurden ins Saarland gebracht und
überall angeklebt - und sie "schlugen ein wie eine
Bombe". [1]
[1] Heinrich
Schneider: Das Wunder an der Saar, Seite 433f.
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Die Aufkleber wurden in Rot oder
Schwarz, in zwei Größen und mit verschiedenen Texten gedruckt.

Die
kleineren dieser Aufkleber maßen 4 x 6 cm, also
nicht viel mehr als eine Streichholzschachtel. Die
größeren hatten das Format 7 x 10 cm. Alle waren
gummiert und an den Außenrändern gezähnt (siehe ganz unten auf
dieser Seite. - Da die Zähnungen bei den
Aufklebern oft hässlich ausgerissen waren, haben
wir sie bei den meisten Abbildungen
weggeschnitten.)
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Eine
besondere Variante stellten die beiden folgenden
Aufkleber dar. Sie kamen einige Zeit nach den
bereits bekannten heraus und zeigten denselben Kopf
mit Brille wie diese. Sie hatten aber einen
blau-weiß-roten Hintergrund, und der Aufmacher war:
"Der Dicke soll (bzw. will) bleiben -". Auf den
ersten Blick dachte man, sie seien als eine Art
"Retourkutsche" der Ja- Sager auf die ersten
Versionen ("muss weg") kreiert worden. Erst beim
Lesen der letzten drei Zeilen erkannte man die
Ironie:
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Später legte die DPS noch ein
mehrfarbiges großes Plakat auf mit derselben Abbildung und der
Parole "Der Dicke muss weg - darum mit
der DPS NEIN". (Siehe auf der Seite Plakate.)

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Weitere
Aufkleber der Demokratischen Partei
des
Saarlandes (DPS)
Während ihr
Parteiprogramm 1947 noch den Vorgaben der
Besatzungsmacht entsprochen hatte, begann die DPS bald
damit, gegen die enge Verknüpfung der Saar mit
Frankreich
zu protestieren. Deswegen wurde sie am 21. Mai 1951 von der Saar-Regierung verboten. Als drei Monate vor der Volks- befragung
1955 die pro-deutschen Parteien zugelassen wurden,
erfolgte am 5. Mai 1955 die Wiedergründung der DPS. Sie kämpfte gegen das Saarstatut und
schloss sich bald mit DSP und CDU-Saar zum Heimatbund
zusammen.
Mehr über
den Werdegang der DPS und der übrigen politischen
Gruppierungen finden Sie auf der Seite Parteien.
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Zu dem
Adler auf den Aufklebern vgl. auch die
diesbezüglichen Ausführungen auf der Seite Plakate.
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Die
Kommunistische Partei, Landesverband Saar (KP)
kämpfte ebenfalls gegen das
Saarstatut, hatte aber andere Gründe dafür und stand daher in
Opposition zum Heimatbund.
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Acht
Klebezettel der KP Saar
(etwa in
Originalgröße)

Die KP (Landesverband Saar) war schon am 13. Februar 1946
lizenziert worden. Ihren größten Wahlerfolg erlangte
sie bei der Landtagswahl 1952, bei der sie 9,5 % der
Stimmen und damit 4 Mandate erreichte.
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Nach der
Rückgliederung des Saarlandes wurde sie verboten
(siehe
dazu die Seite Parteien!)
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Die Handzettel der KP wurden in
der "NZ"-Druckerei hergestellt (NZ = Neue Zeit, Organ der Kommunistischen Partei,
Landesverband Saar). Die aufgedruckten
Parolen warnten die Wähler vor bestimmten Folgen einer Annahme
des Statuts.
Einige dieser Folgen traten nach dem
Sieg des "Nein" aber doch ein: Preise, Löhne, Kanonen
(Wehrpflicht).
Da wir die Zettel zum Teil von der Straße aufgelesen hatten, sieht
man noch die Schmutzabdrücke von den Rückseiten.



Aufkleber bzw. Handzettel der DSP
Der Vorsitzende der
Deutschen Sozialdemokratischen Partei war Kurt
Conrad.
Sie war eine der
drei Heimatbundparteien, kämpfte also für das NEIN.


Auf der Rückseite des rechten Zettels
steht (in Spiegelschrift zu sehen): "Neue Grenzen verhindern Europa".
Drei
besondere
Aufkleber
Der Herausgeber des links
abgebildeten Zettels ist nicht bekannt

rechts
>:
Einer der
wenigen Aufkleber
der SPS Richard Kirns. Diese hatte in den ersten
Kabinetten
Johannes
Hoffmanns zusammen mit dessen CVP die Regierung
gebildet, war aber seit dem 17. Juli 1954 im 4.
Kabinett Hoffmann nicht mehr vertreten. Sie setzte
sich jedoch nach wie vor für die Annahme des
Saarstatuts ein.
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oben
rechts:
Dieser
Zettel stammte von der CSU-Saar, die sich Mitte der fünfziger
Jahre ohne Mitwirkung und Billigung der bayrischen
CSU gebildet hatte. Sie blieb eine unbedeutende
Splitterpartei und erreichte bei der Landtagswahl
1955 nur 0,6 Prozent. 1957 vereinigte sie sich mit
der CVP, und diese 1959 mit der CDU.
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Oben: Zwei verkleinerte Original-Seiten
aus den 1955 als Sammel-Alben verwendeten Schulheften
des Autors mit verschiedenen Aufklebern
der CVP

Herausgeber dieser Zettel war die Europa-Bewegung
des Saarlandes

"Die
Europa-Bewegung
des
Saarlandes"

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Die
beiden schwarz-rot-goldenen Aufkleber wurden vom DSB
(Deutscher Saar-Bund) mit Sitz in
Frankfurt/Main herausgegeben.
Man
hatte sie wohl ins Saarland geschmuggelt. Eine
gängige Methode dazu war der nächtliche Wurf aus
einem fahrenden Zug.
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Oben: Auch die
linksgerichtete DDU, eine kleine
Splitterpartei, war
gegen
das Statut.
Rechts: Die Arbeiter-
und Bauernpartei Saar war ebenfalls
linksgerichtet,
sie kämpfte aber für die Annahme des
Saarstatuts.
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Wie
die "Der-Dicke-muss-weg"-Aufkleber hergestellt
wurden
Die
Aufkleber waren kleine Klebezettel, die ähnlich wie
Briefmarken neben- und übereinander auf größere
Bögen gedruckt wurden. Sie waren auf der
Rückseite gummiert und zwischen den einzelnen
Aufklebern perforiert. So ließen sie sich leicht
trennen, und die Zettel waren gezähnt. Die
kleinformatigen Klebezettel wurden beispielsweise in
Bögen zu jeweils 30 Stück gedruckt.
Das
Bild zeigt zwei solcher Druckbögen.
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(Quelle
für dieses Bild: "Von der 'Stunde Null' zum 'Tag
X'", Katalog zur Ausstellung des
Regionalgeschichtlichen Museums. Herausgeber:
Stadtverband Saarbrücken, 1990, Seite 312.)
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Diese Seite
wurde erstellt 2015 und zuletzt bearbeitet am
1.11.2020
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